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Einheitskasse Sparen durch die Einheitskasse – ein «Irrglaube»?

Ende September wird darüber abgestimmt, ob es für die Grundversicherung nur noch eine einzige öffentliche Krankenkasse geben soll. Sagt die Mehrheit Ja, so fiele der heutige Wettbewerb zwischen den Kassen weg. Wie sich das auf die Krankenkassenprämien auswirken würde, ist unklar.

Das Telefon klingelt: «Kummerli?» Jemand fragt: «Guten Abend, spreche ich mit Frau Therese Kummerli? Möchten Sie gerne weniger Krankenkassenprämien zahlen? Dürfen wir Ihnen ein Angebot machen?» Frau Kummerli legt auf.

Solche Anrufe gäbe es bei Annahme der Initiative für eine öffentliche Krankenkasse nicht mehr – und auch keine Werbeplakate mehr. Damit liesse sich bei der Grundversicherung Geld sparen. Aber nicht viel, sagt Gesundheitsökonom Willy Oggier: «Die Werbekosten betragen weniger als ein bis zwei Prozent.»

Kassen verhandeln mit Leistungserbringern

Diese Einsparung würde gemäss Oggier wieder zunichte gemacht durch den fehlenden Wettbewerb. Heute handeln verschiedene Kassengruppen zum Teil mit den gleichen Spitälern unterschiedliche Preise für bestimmte Leistungen aus. Der Preiswettbewerb funktioniere also, so Oggier. «Das wäre in einer Einheitskasse anders, da sie sich gar nicht bemühen muss, Preise nach unten zu drücken.»

Audio
Bringt die Einheitskasse billigere Prämien?
aus Rendez-vous vom 19.08.2014. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 13 Sekunden.

Weil sie in einer Monopolsituation sei, fehle dazu auch der Anreiz. Für Oggier ist deshalb klar, dass mit der Einführung einer Einheitskasse die Gesamtkosten nicht sinken, sondern steigen würden. Wie stark, das lasse sich nicht genau berechnen.

Anna Sax ist auch Gesundheitsökonomin. Sie kommt zu einem anderen Schluss. Im Bereich der Grundversicherung gebe es nämlich fast keinen Wettbewerb, denn die Versicherer dürfen gemäss Gesetz in diesem Bereich keinen Gewinn machen.

Die Argumente der Befürworter

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Die Urheber der Initiative haben vor den Medien noch einmal ihre Argumente für die Einheitskasse präsentiert: Nach ihren Angaben werden durch den Wegfall von Marketing- und Wechselkosten 350 Millionen Franken eingespart. Durch bessere Koordination bei der Behandlung liessen sich gar zwei Milliarden Franken jährlich sparen.

Wettbewerb spielt nur bei Risiken

Welche Behandlungen sie zahlen müssen, wird ebenfalls schweizweit festgelegt. Die Versicherungen versuchten nur noch, sich gegenseitig die sogenannten guten Risiken abzujagen. «Die Versicherungen sind daran interessiert, Leute zu versichern, die möglichst wenig Kosten verursachen», kritisiert Sax. «Mit diesen Telefonanrufen versuchen sie eben genau diese Leute zu selektieren, die für sie günstig sind.»

Das mache Sinn für die einzelnen Kassen, aber nicht für das gesamte System. Denn gerade bei den teuersten Patienten liesse sich am meisten Geld sparen, sagt Sax. «Grössere Einsparungen werden wir mittel- und langfristig dadurch erzielen können, dass für die öffentliche Krankenkasse ein Anreiz besteht, die teuren Versicherten, die schwer- und chronisch Kranken, besser und effizienter zu betreuen.» Damit liessen sich fünf bis zehn Prozent der Kosten der Grundversicherung reduzieren, schätzt Sax.

Keine Fortschritte durch ein Monopol

Dass gezieltere Behandlungen deutlich günstiger sind, belegen laut Sax diverse Studien. «Stimmt», sagt auch Oggier. Bloss sei die entsprechende Managed-Care-Vorlage vom Volk abgelehnt worden und im Initiativtext für eine öffentliche Krankenkasse nicht enthalten. «Deswegen ist es ein Irrglaube, zu meinen, eine ein Monopolinstrument wie die Einheitskasse würde hier echte Fortschritte bringen.»

So wie Oggier denkt die Mehrzahl der Gesundheitsökonomen in der Deutschschweiz. Einige von Ihnen stehen allerdings im Dienst der Krankenkassen, sind also nicht unbefangen. Das ist auch Anna Sax nicht. Sie ist Mitglied der SP und hat ihre Studie zum Thema im Auftrag der Einheitskassen-Initianten geschrieben. Sicher ist einzig, dass die Frage nach den Kosten der Einheitskasse zentral ist im Abstimmungskampf.

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