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Hornkuh-Initiative auf Kurs Aus dem Bauch heraus: Ja!

Armin Capaul und seiner Initiative fliegen die Sympathien zu. Den Gegnern gelingt es im Abstimmungskampf bislang nicht, auf sich aufmerksam zu machen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Windschatten der Selbstbestimmungs-Initiative könnte der Hornkuh-Initiative ein Überraschungscoup gelingen.
  • Derzeit wollen am 25. November 58 Prozent der Stimmberechtigten ein Ja in die Urne legen. Gegen die Vorlage sind 36 Prozent.
  • Das Nein-Lager muss sich stärker bemerkbar machen, um eine Trendwende herbeizuführen.

«Das Anliegen mag sympathisch klingen, hätte aber negative Folgen für die Tiere und für die Bäuerinnen und Bauern», sagte Agrarminister Johann Schneider-Ammann am Dienstag vor den Medien in Bern.

Langjährige Polit-Beobachter haben schon kämpferischere Auftritte von Bundesräten gesehen, die in den Abstimmungskampf steigen. Und auch in der Parteienlandschaft hat sich bisher kein Gegenkomitee gebildet, das mit Feuereifer gegen die Hornkuh-Initiative ankämpfen würde.

Dass ein solches Minderheitsanliegen im Ja liegt, ist eine Überraschung.
Autor: Martina Moussongfs.bern

«Eine personifizierte, laute Gegnerschaft fehlt», sagt Martina Mousson vom Institut gfs.bern, das die Umfrage im Auftrag der SRG durchgeführt hat. Ganz anders das Lager der Befürworter um Initiant Armin Capaul.

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Mousson: «Sympathien für Initianten spielen grosse Rolle»
Aus News-Clip vom 18.10.2018.
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Der Bergbauer hat sein Anliegen quasi im Alleingang auf die ganz grosse Politbühne gehievt, und damit viele Sympathien in der Bevölkerung gewonnen: «Dass ein solches Minderheitsanliegen im Ja liegt, ist eine Überraschung», erklärt Mousson.

Nicht zuoberst auf dem Sorgenbarometer

Das habe allerdings auch damit zu tun, dass der Problemdruck in der Hornkuh-Frage gering sei; etwa auch im Vergleich zur sehr viel kontroverser geführten Debatte um die Selbstbestimmungs-Initiative, über die ebenfalls am 25. November abgestimmt wird.

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«Der Problemdruck in der Frage ist gering»
Aus News-Clip vom 18.10.2018.
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Mildernd auf die Wahrnehmung der Initiative wirke sich zudem aus, dass die Initiative keinen Zwang, sondern lediglich ein Anreizsystem für Bauern vorsieht, so Mousson. Vor allem aber falle der «David-gegen-Goliath-Charakter» beim Stimmvolk auf fruchtbaren Boden. Schliesslich sei auch das Tierwohl zu einem Thema geworden, das die Schweizer Bevölkerung bewegt.

Beide Seiten werben mit Tierwohl

Mit dem Tierwohl argumentieren allerdings beide Seiten. Die Befürworter der Initiative machen geltend, dass die Enthornung für die Kühe schmerzhaft sei (57 Prozent Zustimmung). Die Gegner versuchen, das Gegenteil zu belegen – mit etwas weniger Erfolg (45 Prozent Zustimmung). Und sie führen ins Feld, dass Hornkühe wegen Verletzungsgefahr in Ställen angebunden werden müssten.

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«Die Leute entscheiden derzeit aus dem Bauch heraus»
Aus News-Clip vom 18.10.2018.
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Allein: Argumente sind im bislang flauen Abstimmungskampf nicht alles. «Die Leute entscheiden derzeit eher aus dem Bauch heraus», sagt Mousson. Genau hier sind nun die Gegner der Vorlage gefordert: Sie müssen ihre Argumente platzieren, damit aus einem Bauch- ein vermeintlicher Vernunftentscheid wird.

Geschlechtergraben bei Tierschutzvorlagen

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Geschlechtergraben bei Tierschutzvorlagen

Während die männliche Stimmbevölkerung die Initiative derzeit relativ knapp annehmen möchte (50 Prozent Ja zu 44 Prozent Nein), sind es bei den Frauen ganze 65 Prozent, die ein Ja in die Urne legen möchten (27 Prozent dagegen).

Dieser Geschlechtergraben ist laut gfs.bern durchaus üblich bei Tierschutzvorlagen und kommt etwa auch bei Ernährungsvorlagen zum Tragen – wie jüngst bei den Abstimmungen zur Fair-Food-Initiative und der Initiative für Ernährungssouveränität.

Speziell an der Hornkuh-Initiative: Für einmal sind das linke und rechte Lager vereint. So unterstützen sowohl Wähler von Grünen und SP wie auch diejenigen der SVP das Anliegen. Die Basis der SVP votiert dabei im Widerspruch zur Partei-Parole.

Mit 61 Prozent Ja-Anteil ist der Zuspruch der SVP-Anhänger aber schon jetzt weniger gross als im linken Lager (SP: 65 Prozent, Grüne: 75). Und die Politologin hält es für möglich, dass die SVP-Wähler gar noch ins Nein kippen.

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«SVP-Anhänger könnten sich Partei-Parole anschliessen»
Aus News-Clip vom 18.10.2018.
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Es sei bei allen Parteiwählerschaften damit zu rechnen, dass sich die Stimmabsichten im Laufe des Abstimmungskampfes an die Partei-Parole angleichen werden: «Bei der SVP würde das heissen, dass die Unterstützung wegbricht.»

Abschliessend sieht gfs.bern Potenzial für einen Meinungswandel in der Stimmbevölkerung. Dies würde auch dem Normalfall bei Initiativen entsprechen. Aber: «Will man den Erfolg der Initiative verhindern, muss sich das Nein-Lager formieren und die Probleme der Vorlage ansprechen», so Mousson.

So befragt das Institut gfs.bern

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Die Umfrage wurde im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 1. und 12. Oktober 2018 durchgeführt. Der mittlere Befragungstag ist der 7. Oktober. Befragt wurden 1200 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz: 700 Personen aus der Deutschschweiz, 300 aus der Romandie und 200 aus der italienischsprachigen Schweiz.

Zusätzlich wurden 2572 online befragt, um die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen. Die Aufteilung der online Befragten auf die Sprachregionen ist wie folgt: 0 Personen in der Deutschschweiz, 1881 in der Romandie und 691 in der italienischsprachigen Schweiz.

Die Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten. Der statistische Fehler bei der gesamten Stichprobengrösse beträgt ± 2,9 Prozentpunkte.

Bei 1200 Befragten und einem Befragungsergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47,1 und 52,9 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Wie wird gefragt?

Die Interviews wurden telefonisch, mehrheitlich per Festnetz, aber auch per Handy durchgeführt. Der Online-Teil wurde über die Webportale der SRG-Medien realisiert als sogenanntes Opt-in (Mitmachbefragung).

Die befragten Stimmberechtigten hatten jeweils fünf Antwortmöglichkeiten zur Verfügung: «bestimmt dafür», «eher dafür», «weiss nicht/keine Antwort», «bestimmt dagegen» und «eher dagegen».

Für eine vereinfachte Darstellung im Artikel wurden in den meisten Fällen die Antworten «bestimmt dafür» und «eher dafür» zusammengezählt – entsprechend wurde auch mit den Antworten «bestimmt dagegen» und «eher dagegen» verfahren.

Konkret wurde etwa gefragt: «Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die Vorlage abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?»

Umfragen sind Momentaufnahmen

Das Forschungsinstitut gfs.bern führt zwei Umfragen zur Abstimmung vom 25. November 2018 durch. Die erste Umfrage, wie sie jetzt vorliegt, ist eine Momentaufnahme und widerspiegelt die gegenwärtige Situation, wie die Autoren betonen: Die Ergebnisse seien kein vorweg genommenes Abstimmungsergebnis; sie geben den Stand der Meinungsbildung nach Eröffnung des Abstimmungskampfes wieder. Erst nach Vorliegen der zweiten Befragung sind allenfalls Aussagen über den Trend möglich.

Detaillierte Informationen zur Befragungsart und den Interpretationen der Ergebnisse finden Sie auf der Site des Institutes gfs.bern, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.

Audio
Ergebnisse der ersten Trendumfrage
aus HeuteMorgen vom 19.10.2018. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 9 Sekunden.
Video
Hörner unter dem Radar
Aus Tagesschau vom 19.10.2018.
abspielen. Laufzeit 31 Sekunden.
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