Das Wichtigste in Kürze
- Laut der zweiten SRG-Umfrage wackelt die Hornkuh-Initiative: Der Zuspruch von 58 Prozent bei der ersten Befragung ist weggebrochen.
- Demnach wollen nur noch 49 Prozent der Stimmberechtigten ein Ja in die Urne legen. 46 Prozent sind neu gegen die Initiative.
- Der Trend deutet für die Politologen von gfs.bern Richtung Nein. Zumal auch im SVP-Lager die Zustimmung wegschmilzt.
Mit dem Slogan «Kühe würden Hörner tragen» werben die Urheber der Hornkuh-Initiative. «Dann werden sie aber wegen Verletzungsgefahr im Stall angebunden», kontern die Gegner. Damit attackieren sie die Grundidee der Initiative.
Dies jedoch ohne durchschlagenden Erfolg, wie Lukas Golder vom Institut gfs.bern sagt. Denn das Hauptargument der Befürworter sei nach wie vor zugkräftiger: «Das Leiden der Tiere bei der Enthornung steht klar im Vordergrund.»
Der Nein-Trend ist für uns schwer zu erklären.
Zudem vermittle die Nein-Kampagne die vermeintlichen Schwächen der Vorlage nur ungenügend. Doch mit Argumenten allein wird dieser ungewöhnliche Abstimmungskampf nicht gewonnen: «Auf der inhaltlichen Ebene ist es eine oberflächliche Auseinandersetzung», so der Politologe.
Beim Stimmentscheid dürften auch die Sympathien für die Initiative des Bergbauern Armin Capaul eine Rolle spielen. Und diese seien bei vielen Befragten nach wie vor gross, sagt Golder: «Genauso wie in den Medien, die üblicherweise klar gegen Initiativen vorgehen.»
Obwohl vieles für die Initiative spricht: Das «Aus dem Bauch heraus: Ja» der ersten SRG-Umfrage ist bei der zweiten Befragung zu einem deutlichen «Jein» geworden. Um ganze zehn Prozentpunkte konnte das gegnerische Lager gegenüber der ersten SRG-Umfrage aufholen. Die Befürworter büssten dagegen um neun Punkte an Zuspruch ein.
Mittlerweile herrscht ein Patt unter den Stimmberechtigten. Ohne, dass die Nein-Kampagne wirklich in Erscheinung getreten wäre: «Das ist für uns schwer zu erklären», räumt Golder ein. Es bleibe «eine gewisse Unsicherheit», wo der Nein-Trend herkomme.
Die Erfahrung zeigt allerdings, dass die Hornkuh-Initiative bedenklich wackelt. Setze ein Nein-Trend bei Initiativen einmal ein, halte sich dieser im Normalfall bis zum Urnengang: «Dann wird auch diese Initiative klar abgelehnt», urteilt Golder.
Links und rechts vereint für Hornkühe
Schliesslich bietet die ohnehin ungewöhnliche Initiative eine weitere Besonderheit: Sie wird sowohl im linken Lager wie auch von der SVP-Basis unterstützt. Letztere votiert sogar knapp entgegen der Parteiparole (51 Prozent Ja gegenüber 46 Prozent Nein). CVP- und FDP-Wähler tendieren dagegen zum Nein.
Diesen bemerkenswerten Befund führt Golder darauf zurück, dass die Debatte nicht parteipolitisch geprägt sei. «Es geht um Prinzipien, im linken Lager um umweltpolitische Überzeugungen.» Bei SVP-Stammwählern sei ein Sinneswandel aber noch denkbar: «Denn die Interessenvertreter der Bauern äussern sich nun deutlich gegen die Vorlage.»
So deutet derzeit vieles darauf hin, dass die Hornkuh-Initiative an der Urne scheitert. Es sei denn, die schwer ausrechenbare Vorlage wartet am 25. November mit einer Überraschung auf.