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«Die Frau» - ein Argument im Abstimmungskampf zur Altersvorsorge
Aus Echo der Zeit vom 14.07.2017. Bild: Keystone
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Reform der Altersvorsorge Auf das Jahreseinkommen kommt es an

Im Abstimmungskampf setzen Befürworter und Gegner der Reform der Altersvorsorge auf das Argument «Frau». Wer hat recht: Sind die Frauen nun Gewinnerinnen oder Verliererinnen?

Die Altersreform 2020 löse Unsicherheiten aus bei Menschen, die sich bei Pro Senectute beraten lassen, sagt Ruth Schindler, Geschäftsleiterin in Bern: «Es ist nicht so eindeutig, dass man sagt, jetzt kommt die Reform und alles wird gut.»

Schindler selbst gehört mit 56 Jahren zur sogenannten Übergangsgeneration und kann mit den bisher üblichen Renten rechnen. Sie bezeichnet die Reform von erster und zweiter Säule als ersten Schritt zu mehr Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau. Deshalb ist das Rentenalter 65 für alle kein Grund, die Vorlage abzulehnen. «Das gehört eben auch zur Emanzipation dazu», so Schindler.

Pro Senectute berät Menschen mit Fragen zur Pensionierung. Oft sind es Frauen mit tiefen Einkommen. Ein Viertel der erwerbstätigen Frauen hat nach dem heutigen System wegen kleinen Pensen oder tiefen Löhnen gar keine berufliche Vorsorge. Sie werden im Alter nur die AHV und allenfalls Ergänzungsleistungen beziehen. Mit der Reform würden sie 70 Franken mehr im Monat erhalten. «In meinem Umfeld befürworten viele Frauen, die allein sind, die Reform», sagt sie.

Niedrigverdienerinnen profitieren am meisten

Über die Hälfte der erwerbstätigen Frauen verdient heute weniger als 55'000 Franken im Jahr. Diese Gruppe wird mit der Reform bessergestellt, denn es wird damit neu deutlich mehr Lohn versichert. So können die Betroffenen mehr Kapital ansparen und erhalten eine höhere Rente aus der Pensionskasse.

Monatlich macht das gemäss Bund zwischen 105 und 185 Franken aus. Das sind die Gewinnerinnen, sagt Schindler: «Wenn jetzt noch ein gleichberechtigter Lohn kommt, so dass sie auch in ein Lohnsegment kommen, in dem sie längerfristig mehr AHV erhalten respektive mehr BVG einzahlen können, dann gewinnen sie.»

Neben Pro Senectute begrüssen auch verschiedene Frauenverbände – unter ihnen Alliance F – die Reform. Doch es gibt auch andere Meinungen, etwa beim Vermögenszentrum in Zürich: Für die Vorsorge- und Pensionskassen-Spezialistin Jolanda Grüninger ist die persönliche Situation einer Frau zentral für die Frage, ob sie von der Reform profitiert oder eben nicht. Bei verheirateten Frauen beispielsweise wirke sich die Reform bei der AHV kaum aus, da die Ehepaar-Rente plafoniert bleibe und sich nicht gross verändere.

Einbussen für 43-Jährige mit mittlerem Jahreslohn

Bei den unverheirateten Frauen aber trennt das Jahreseinkommen von 55'000 Franken die Gewinnerinnen von den Verliererinnen. Grüninger: «Frauen, die zum Beispiel nicht Teilzeit gearbeitet haben, die keine Erwerbsunterbrüche aufweisen, oder auch Frauen, die ein Jahresgehalt von deutlich über 55'000 Franken erwirtschaften, verlieren.» Etwa Frauen, die zwischen 60'000 und 70'000 Franken verdienen, und heute 43 Jahre alt sind, werden laut Bund bei der BVG-Rente leichte Einbussen erleiden. Bei höheren Einkommen steigen auch die Einbussen.

Wer gewinnt, wer verliert? Das Jahreseinkommen von 55'000 Franken bildet also die Grenze zwischen Gewinnerinnen und Verliererinnen. Wie sich aber der Arbeitsmarkt und mit ihm das Angebot an Teilzeitstellen für Frauen entwickelt, ist offen. Sollten diese wegfallen, gehören viele Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu den Verliererinnen und können von der Reform trotz Verbesserungen nicht profitieren.

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