Zwei Frauen und sieben Männer kandidieren für die Regierungsratswahl in Nidwalden vom 4. März. CVP und FDP treten mit je drei Personen an, die SVP mit zwei. Der Grüne Landrat Conrad Wagner steigt ohne Unterstützung seiner Partei ins Rennen. Wir stellen die Kandidierenden in alphabetischer Reihenfolge vor und schätzen ihre Wahlchancen ein.
Einschätzung von SRF-Redaktorin Mirjam Breu
Wenn man die Arbeit der Bisherigen bilanziert, kann man sagen: Alle haben solide gearbeitet ergo sind sie so gut wie gewählt? | |
Wenn man dies als Richtschnur für eine allfällige Wahl nimmt, kann man wohl davon ausgehen. Zumal es sich niemand mit einer wichtigen Wählergruppe verscherzt hat. Dies war vor vier Jahren anders. Damals verlor Justizdirektor Alois Bissig wegen der Kontroverse rund um das Jagdbanngebiet auf der Bannalp seinen Posten. Solche Themen liegen in Nidwalden zur Zeit nicht auf dem Tisch. Aber eben: Wahlen bleiben Wahlen - und das heisst auch: Es bliebt unberechenbar. | |
Trotzdem: Als Aussenstehender hat man den Eindruck, dass die Sache gegessen ist. Die Bisherigen können sich zurücklehnen. | |
Wie gesagt: Wahlen folgen ihren eigenen Gesetzen. Und diese Wahlen haben an Dynamik gewonnen, seit die FDP entschieden hat, mit drei Leuten anzutreten, obwohl sie im Moment nur zwei Sitze besetzt. Die FDP wollte damit aber nicht nur Stille Wahlen verhindern, sie versteht dies als Kampfansage: Die FDP will den dritten Sitz zurück, den sie bei der Ersatzwahl vor eineinhalb Jahren an die CVP verloren hat. Im Fahrwasser dieser Kandidatur hat sich dann auch noch der wilde Kandidat Conrad Wagner von den Grünen entschieden, ins Rennen zu steigen. Er bleibt zwar wahrscheinlich chancenlos, dürfte aber trotzdem wohl auch noch die eine oder andere bürgerliche Proteststimme holen. |
Michèle Blöchliger (SVP), neu
Michèle Blöchliger ist Gründungspräsidentin der Nidwaldener SVP und die aktuelle Landratspräsidentin. Im Parlament sitzt sie seit 2002.
Vertreter anderer Parteien sind sich einig: Michèle Blöchliger sei ehrgeizig, sie wolle den Sprung in die Exekutive unbedingt schaffen und man traue ihr die Führung eines Departements zu.
Blöchligers politische Haltung wird gegensätzlich wahrgenommen: Die Einen finden, sie sei immer konsensfähig und keine typische SVP-Hardlinerin. Doch genau als dieses wird sie von anderen bezeichnet.
Alfred Bossard (FDP), bisher
Alfred Bossard ist seit 2014 Finanzdirektor des Kantons Nidwalden. Zuvor hatte er bis 2010 die FDP im Landrat vertreten. Bis zu seiner Wahl zum Regierungsrat war er Leiter der Raiffeisenbank Vierwaldstättersee-Süd (vier Banken).
Als grösster Erfolg ist Alfred Bossard zuzuschreiben, dass in seiner Amtszeit keine Steuererhöhung nötig wurde. Das habe aber auch mit ausserordendlichen Steuereinnahmen zu tun, relativiert Finanzdirektor Bossard.
Sein grösster Misserfolg ist die Niederlage beim Entschädigungsgesetz. Bossard hat sich im Landrat vergebens dafür eingesetzt, dass Regierungsmitglieder ihre Löhne weiterhin aufbessern können, beispielsweise mit Verwaltungsratsmandaten.
Joe Christen (FDP), neu
Joe Christen ist seit 12 Jahren für die FDP im Gemeinderat von Stans, dem Nidwaldner Hauptort. Er ist dort Finanzchef. Ausserdem arbeitet er in leitender Position in der Nidwaldner Baudirektion.
Damit tritt Joe Christen sozusagen gegen seinen eigenen Chef an, den Nidwaldner CVP-Baudirektor Josef Niederberger.
Das bezeichnen Nidwaldner Politikerinnen und Politiker einerseits als «mutig» bis «fast ein wenig frech». Andere sagen: Mit seiner aktuellen Arbeit habe Joe Christen das beste Rüstzeug für den Regierungsrat.
Othmar Filliger (CVP), bisher
Othmar Filliger ist seit 2014 Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Nidwalden. Zuvor war er Präsident der kantonalen CVP. Filliger hat ursprünglich Wirtschaftswissenschaften studiert. Vor seiner Wahl arbeitete Filliger als Sekretär der Zentralschweizer Regierungskonferenz.
Als einen der grössten Erfolge in seiner ersten Amtszeit bezeichnet Othmar Filliger das neue Nidwaldner Tourismusgesetz. Über dieses war während Jahrzehnten gestritten worden.
Misserfolge findet Filliger rückblickend keine und sagt diplomatisch: «Ich kann gut zu dem stehen, was die Regierung und der Landrat in den letzten vier Jahren entschieden haben.»
Karin Kayser (CVP), bisher
CVP-Frau Karin Kayser schaffte 2014 die Wahl in den Regierungsrat auf Anhieb. Seither leitet sie das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Nidwalden. Zuvor war sie Gemeindepräsidentin von Oberdorf. Ursprünglich ist Karin Kayser Ingenieurin in Garten-, Obst- und Weinbau.
Erfolgreich durchgebracht hat Karin Kayser unter anderem die Aufstockung des Polizeipersonals, in Zeiten des Sparens.
Als grössten Misserfolg, respektive grösste Herausforderung bezeichnet Karin Kayser die Neugestaltung des Waffenplatzes bei Stans; hier verlangt der Landrat eine günstigere Variante.
Josef Niederberger (CVP), bisher
Josef Niederberger ist seit 2016 Nidwaldner Baudirektor. Er wurde damals in stiller Wahl gewählt und ersetzte FDP-Baudirektor Hans Wicki. Dieser war in den Ständerat gewählt worden. Vor seiner Wahl hatte Niederberger eine eigene Holzbaufirma geleitet.
Zu den Erfolgen von Josef Niederberger gehört beispielsweise, dass er die Vorlage für den Ausbau der Kehrsitenstrasse im Landrat durchgebracht hat.
Allerdings kann Niederberger nach anderthalb Jahren im Amt noch nicht die grossen Würfe vorweisen. Eine kurze Amtszeit – notabene nach einer stillen Wahl – sieht Josef Niederberger jedoch nicht als Manko für eine Wiederwahl.
Niklaus Reinhard (FDP), neu
Niklaus Reinhard ist seit 2002 Mitglied des Nidwaldner Landrats. Zuvor war er Gemeinderat in seiner Wohngemeinde Hergiswil. Er ist Inhaber eines Architekturbüros.
Andere Politikerinnen und Politiker beschreiben Niklaus Reinhard als intelligent und eloquent, mit einem Hang zur Philosophie. Er habe derart viel Witz und Humor, dass man nicht immer wisse, ober es nun ernst meine.
Res Schmid (SVP), bisher
SVP-Bildungsdirektor Res Schmid ist seit 2010 im Amt; er kandidiert also bereits für die dritte Amtszeit. Zuvor war er von 2002 bis 2010 Landrat. Ursprünglich ist Res Schmid diplomierter Testpilot.
Jüngst hat Res Schmid erreicht, dass der Lehrplan 21 in Nidwalden mit ein paar Besonderheiten umgesetzt wird. So wird beispielsweise auf der Oberstufe «Geografie und Geschichte» weiterhin als eigenes Fach unterrichtet.
Eine Niederlage erfuhr Schmid, als die Nidwaldner Bevölkerung vor zwei Jahren entschied, dass an der Primarschule weiterhin zwei Fremdsprachen unterrichet werden.
Conrad Wagner (Grüne), neu
Als Mobilitätsfachmann arbeitet Conrad Wagner in diversen Arbeitsgruppen und Projekten mit. Er berät Unternehmen und Städte in der Schweiz und im Ausland. Wagner hat ein Studium als Marktforscher abgeschlossen. Seit 2006 ist er für die Grünen im Landrat.
Seine Partei hat ihn nicht für die Regierungswahlen nominert; Wagner tritt ohne deren offizielle Unterstützung an.
Er gilt allgemein als intelligenter Vordenker, dessen Ideen aber nicht immer für alle gleich greifbar sind.