Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Schweiz Ärzte sind für Sterbehilfe – wollen dabei aber nicht helfen

Sterbehilfe oder nicht? Das Thema ist mit sehr starken Emotionen verbunden – auch unter den Ärzten. Drei von vier Medizinern halten Suizidhilfe durch einen Arzt für vertretbar. Allerdings: Nur eine Minderheit ist bereit, dabei zu helfen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Studie zeigt: Mehrheit der befragten Ärzte ist für Sterbehilfe
  • 4800 Ärzte kontaktiert – 1318 beantworteten Fragebogen
  • Resultate nur für betroffene oder interessierte Ärzte repräsentativ

Am Wochenende ist Ex-Ständerat This Jenny aus dem Leben geschieden – mit Hilfe von Dignitas. Ein prominentes Beispiel für den Freitod, organisiert durch eine Sterbehilfeorganisation.

Sterbehilfe oder nicht? Die Emotionen gehen hoch, wenn es um das Thema Suizidhilfe geht – auch bei Medizinern. Drei Viertel der Schweizer Ärzteschaft hält gemäss einer Studie die Suizidhilfe durch einen Arzt für vertretbar. Knapp die Hälfte kann sich Situationen vorstellen, in denen sie persönlich dazu bereit wären. Ein gutes Viertel toleriert zwar Suizidhilfe – wäre aber nicht bereit dabei zu helfen. Ein Fünftel lehnt Suizidhilfe in jedem Fall ab. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die im Auftrag der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) erstellt wurde.

Kranke am Lebensende

Die Zustimmung zur Sterbehilfe hängt für die Mehrheit der Ärzte von der konkreten Situation ab: Je eindeutiger eine rein körperliche Erkrankung vorliegt und je näher das Lebensende ist, desto eher akzeptieren sie die Suizidhilfe. So lehnen drei Viertel der Antwortenden die Suizidhilfe bei Hochbetagten aber sonst gesunden Menschen ab.

Etwas mehr als die Hälfte lehnt die Suizidhilfe bei psychisch erkrankten Menschen ab. Die Zustimmung variiert aber auch mit der Fachrichtung der Antwortenden und ihrem Arbeitsort (Praxis oder Spital), dem Alter und der entsprechenden Erfahrung.

Löffel, Glas und Pentobarbital-Natrium auf Tisch stehend. Im Hintergrund ist ein Bett erkennbar
Legende: Im Zusammenhang mit Suizidhilfe kommt häufig das Medikament Pentobarbital-Natrium zum Einsatz. Keystone

Bitte um Sterbehilfe

Solche Erfahrungen sind häufig: Knapp jeder Zweite wurde mindestens einmal ernsthaft um Suizidhilfe gebeten. Rund ein Viertel hat schon in mindestens einem Fall geprüft, ob die Voraussetzungen für Suizidhilfe erfüllt sind. Die meisten von ihnen haben dies sehr selten getan, doch Einzelne haben schon mindestens 50 solche Prüfungen durchgeführt.

Hintergrund dieser Studie seien die Diskussionen, die seit vielen Jahren rund um die Suizidhilfe in der Schweiz geführt werden, sowie um die Rolle der Ärzte dabei, schreibt die SAMW.

Die entsprechenden Richtlinien der Akademie sind zehn Jahre alt und werden demnächst regulär überarbeitet. Die Ergebnisse der aktuellen Studie – sowie jene des noch laufenden Nationalen Forschungsprogramms «Lebensende» – sollen in diese einfliessen.

Audio
Präsident der Ethikkommission: «Sterbehilfe ist selten»
aus SRF 4 News aktuell vom 19.11.2014.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 3 Sekunden.

Rund jeder vierte antwortete

«Die Resultate zeigen die Ambivalenz der Ärzte bei diesem Thema», sagte Michelle Salathé. Sie ist Vize-Generalsekretärin der SAMW. Für die Studie wurden Fragebögen an rund 4800 zufällig ausgewählte Schweizer Ärzte verschickt. Zudem wurden zwölf Mediziner in Einzelinterviews zu ihrer Haltung zur Sterbehilfe befragt. 1318 Ärzte haben den Fragebogen beantwortet. Das sind 27 Prozent.

Die Ergebnisse können jedoch wegen der unterschiedlichen Rücklaufquoten in verschiedenen Fachdisziplinen nicht als allgemeingültig für die gesamte Ärzteschaft betrachtet werden. Sie spiegeln vielmehr die Meinung von Ärztinnen und Ärzten wieder, die an der Thematik interessiert und von ihr betroffen sind.

Rechtliche Grundlagen:

Box aufklappen Box zuklappen

Das Schweizer Strafrecht sanktioniert die Beihilfe zum Freitod, wenn selbstsüchtige Motive im Spiel sind. Weitere Zahlen und Fakten zur Sterbehilfe finden Sie in unserer Infografik am Ende des Artikels.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel