Wie zwitschern die Vögel im Kongo? Wie genau rattert ein altes Damenrad, das übers Kopfsteinpflaster fährt? Welches Stimmengewirr füllt die Dorfbeiz im Münstertal? Bevor Oswald Schwander mit seiner Arbeit beginnt, sollte er solche Fragen präzise beantworten können. Als Sounddesigner für deutsche und Schweizer Kinofilme ist er dafür verantwortlich, dass ein Film richtig klingt. Und dafür muss er je nach Film eben wissen, dass im Kongo keine Spatzen von den Dächern pfeifen.
«Sounddesign muss sich stark an der Realität orientieren», sagt Schwander, der diesen Beruf seit 25 Jahren macht. Die Geräuschkulisse muss stimmen, damit wir uns in der Welt eines Films verlieren können. Die Kehrseite davon: Man nimmt sie kaum bewusst wahr. Im Gegensatz zur Arbeit des Kameramanns, der Schauspieler oder der Regisseurin bemerken wir das Sounddesign erst, wenn es schlecht gemacht ist. Schade eigentlich, denn es steckt viel Arbeit drin.
Die fade Geräuschkulisse ab Set
Schwander hat ein aktuelles Beispiel dafür. Er arbeitet an einem Kurzfilm, der im St. Gallen des frühen 20. Jahrhunderts spielt. Die Szene, die er vor sich hat, zeigt einen geschäftigen Marktplatz. «So klingt das unbearbeitete Material direkt ab Set», sagt Schwander und drückt auf Play. Man hört ein paar Schritte und ein undefinierbares Rasseln. Sonst nichts. «Und so klingt es nach dem Sounddesign.» Stimmengewirr, Kirchenglocken, Hundegebell und ein Velo – nun sieht man den Marktplatz nicht nur, sondern hört ihn auch.
All diese Geräusche hat Schwander im Nachhinein eingefügt. Wenn er einen Film weitergibt, dann ist er mit bis zu 60 verschiedenen Tonspuren angereichert. Sie sind es, die das eigentliche Leben in den Film bringen. Der bekannte US-Regisseur George Lucas – Vater von Star Wars – sagte denn auch, dass der Ton «50 Prozent eines Films» ausmacht. Trotz dieser wichtigen Aufgabe sind grosse Egos falsch am Platz beim Sounddesign. Man müsse sich zurücknehmen können, weiss auch Schwander. «Jedes Geräusch hat die Aufgabe, dem Film zu dienen.»
In der Schweiz klingt es anders
Das Handwerk hat Oswald Schwander in den 1990er-Jahren in Deutschland gelernt und lange Zeit da gearbeitet – in den Babelsberg Studios in Berlin. Vor 15 Jahren zog er dann zurück in die Schweiz und richtete in Escholzmatt im Luzerner Entlebuch ein kleines Tonstudio ein. Mit der Rückkehr in die Schweiz kamen auch die Aufträge aus der Schweiz. Schwander arbeitete etwa an den Dokumentarfilmen «Hexenkinder», «Als die Sonne vom Himmel fiel» oder «Die weisse Arche».
Die neuen Aufträge stellten den Sounddesigner aber auch vor neue Herausforderungen. «Ich wusste nichts über die Geräusche hier», sagt Schwander. Er habe davor praktisch ausschliesslich für deutsche oder englische Filme gearbeitet. «Die deutschen oder englischen Polizeisirenen kannte ich zum Beispiel auswendig. Wie eine Schweizer Sirene klingt, musste ich zuerst lernen.» Seither hat er sich eine Datenbank mit Schweizer Geräuschen angelegt. Mit Polizeisirenen, mit Kuhglocken, mit Juuzer und mit heimischem Vogelgezwitscher.