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Der «Stresstest» für den Schweizer Wald
Aus Rendez-vous vom 23.09.2019.
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Der Wald der Zukunft Gesucht: Der Baum, der mit dem Klimawandel klarkommt

Forschende bepflanzen in 20 Kantonen ausgewählte Waldflächen mit verschiedenen Baumarten. So auch auf dem Tannenberg bei St. Gallen.

Auf dem Tannenberg hat es vor allem Tannen. Dabei wäre der Tannenberg ein idealer Standort für einen Mischwald. Also müssen die Tannen und einige andere Bäume jetzt weg – für die Forschung. Auf einer Fläche von gut zwei Fussballfeldern werde gerodet, 1000 Tonnen Holz, sagt Raphael Lüchinger vom St. Galler Kantonsforstamt.

«Die Fläche wird gesäubert, gemulcht, und dann wird sie bepflanzt.» Und zwar mit acht Baumarten: Baumhasel, Lärche, Traubeneiche, Winterlinde, die nicht heimische Douglasie, Fichten, Föhren, und auch wieder Tannen – einfach weniger. Die Setzlinge kommen im Abstand von zwei Metern in den Boden. Die Versuchsfläche wird mit einem Zaun geschützt.

Schweizweite Versuche auf Waldflächen

Die Testpflanzung auf dem Tannenberg bei St. Gallen ist Teil eines schweizweiten Forschungsprojekts. In den nächsten 50 Jahren will die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) herausfinden, wie der Wald von morgen aussehen muss, damit er dem Klimawandel widersteht.

Das Ziel ist, besser zu verstehen, wo die ökologischen Grenzen der Baumarten sind.
Autor: Peter Brang Forscher bei der WSL

«Das Ziel ist, besser zu verstehen, wo die ökologischen Grenzen der Baumarten sind, sodass wir sagen können, in Zukunft dürfte eine Baumart dort oder dort geeignet sein», sagt Peter Brang. Er forscht bei der WSL.

Darum wird nicht nur auf dem Tannenberg geforscht, sondern schweizweit in 20 Kantonen, auf 57 Waldflächen, mit 18 verschiedenen Baumarten. 50 Jahre lang werden sie nun beobachtet. Gleichzeitig wird der Klimawandel mit Messstationen dokumentiert. Es sei der umfangreichste Waldversuch, der in der Schweiz je durchgeführt wurde, sagt Forscher Brang.

Abwehrfähigkeit der Bäume nimmt ab

Klimawissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Durchschnittstemperatur in der Schweiz in den nächsten 50 Jahren um bis zu drei Grad erhöht. Und dies habe Folgen für den Wald, so Bang: «Es bedeutet einerseits Stress, weil es an Wasser fehlt, und es bedeutet auch, dass die Abwehrfähigkeit gegenüber Schädlingen abnimmt.»

Einem Baum ist es egal, ob es drei Grad wärmer wird, aber ihm ist es nicht egal, wenn es im Sommer sechs Wochen lang nicht regnet.
Autor: Raphael Lüchinger Förster

Dass ein heisser Sommer den Wald stresst, beobachtet auch der St. Galler Förster Raphael Lüchinger. Vor allem die Trockenheit bringe die Bäume an den Anschlag: «Einem Baum ist es egal, ob es drei Grad wärmer wird, aber ihm ist es nicht egal, wenn es im Sommer sechs Wochen lang nicht regnet.»

Keine schnellen Ergebnisse erwartbar

Das St. Galler Kantonsforstamt mache nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen an diesem Forschungsprojekt mit, sagt Lüchinger. Man wolle ganz konkrete Hinweise für die Praxis: «Wir sind daran interessiert, möglichst viel über diese Baumarten herauszufinden. Das sind Erkenntnisse, die wir brauchen können, wenn wir einen Wald frisch bepflanzen – damit wir wissen, auf welche Baumarten wir setzen müssen, die möglichst gut mit dem Klimawandel zurechtkommen.»

Schnelle Ergebnisse sind nicht zu erwarten. Eine Fichte wächst im Jahr nur gerade 30 Zentimeter und braucht mehr als 40 Jahre, bis sie das erste Mal blüht – auch auf dem Tannenberg bei St. Gallen.

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