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Sara Stalder
Legende: Sara Stalder ist Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz in der Schweiz. Keystone
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Wir essen zu viel Süsses «Der Zuckergehalt sollte angegeben werden müssen»

Der Bundesrat sieht Fortschritte bei der Senkung des Zuckeranteils in Lebensmitteln. Doch für den Konsumentenschutz reichen die Massnahmen auf freiwilliger Basis bei weitem nicht.

SRF News: Wie beurteilen Sie die von Gesundheitsminister Alain Berset propagierten Fortschritte bei der Reduktion von Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln wie Joghurt und Frühstücksflocken?

Sara Stalder: Der Applaus für die doch sehr kleine Reduktion ist etwas gar gross. Es sind zwar unbestritten kleine Verbesserungsschritte gemacht worden. Doch diese bedeuten konkret bloss, dass der Zuckergehalt pro Joghurtbecher um ein halbes Gramm und jener von 100 Gramm Frühstücksflocken um ein knappes Gramm reduziert worden ist. Das sind nur ganz kleine Schritte – wenn auch in die richtige Richtung.

Verringerung des Zuckergehalts auf freiwilliger Basis

Der Bund hatte vor zwei Jahren mit mehreren Lebensmittelherstellern vereinbart, den Zuckergehalt in ihren Produkten zu reduzieren. Seither ist der durchschnittliche Gehalt an zugesetztem Zucker in Joghurts um rund 3 Prozent gesunken. In Frühstückscerealien beträgt die Abnahme rund 5 Prozent. Laut Bundesrat Berset ist die Entwicklung «sehr erfreulich». Anlässlich eines runden Tisches mit Hersteller-Vertretern sagte er: «Es sind nicht so grosse Schritte; aber viele kleine Schritte machen am Schluss viel aus.» Nun soll der Zuckergehalt bis Ende 2018 bei den Joghurts um weitere 2,5 Prozent reduziert werden. Bei den Frühstückscerealien beträgt die anvisierte Verringerung des Zuckergehalts weitere 5 Prozent. Laut Berset sind alle grossen Hersteller und Detailhändler an Bord, sie alle haben die «Deklaration von Mailand» unterschrieben.

Der Zuckergehalt soll nun weiter auf freiwilliger Basis der Hersteller reduziert werden. Für Sie gehen diese Pläne zu wenig weit. Was müsste Ihrer Ansicht nach unternommen werden?

Wichtig wäre, dass die Leute sehen, was sie kaufen. Vielen ist nicht bewusst, wie viel Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln wie Joghurts oder Frühstückscerealien enthalten ist. Bei den meisten hoch verarbeiteten Produkten hat kaum jemand den Überblick, wie viel Zucker, Fett und Salz darin verarbeitet sind. Deshalb braucht es eine gute, verständliche Deklaration auf den Produkten. Wir schlagen schon seit längerem eine Ampel-Deklaration vor, die den Zucker-, Fett- und Salzgehalt mit jeweils roter, oranger und grüner Farbe angibt.

Der Bundesrat muss eine klare Haltung einnehmen.

Der Bundesrat überlässt es den Lebensmittelproduzenten, ob sie den Zuckergehalt auf ihren Produkten ausweisen wollen, oder nicht. Welche Möglichkeiten sehen Sie, wenn auf freiwilliger Basis zu wenig passiert?

Wir sehen vor allem Gesundheitsminister Berset in der Pflicht. Seine Strategie ist unklar, weil er widersprüchlich handelt: Einerseits macht er Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie zur freiwilligen Reduktion des Zuckergehalts, andererseits erlässt er Verordnungen, welche die Deklaration des Zuckers auf der Verpackung nicht mehr zur Pflicht machen. Der Bundesrat muss eine klarere Haltung einnehmen: Die Information der Bevölkerung muss Hand in Hand gehen mit den Bemühungen der Lebensmittelindustrie. Weiter ist es wichtig, dass die Leute über die Zucker-Problematik informiert werden. Wir haben dazu einen Zucker-Ratgeber erstellt, der sehr gefragt ist.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

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