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Weiterbildungsdschungel für ältere Arbeitslose
Aus Rendez-vous vom 25.04.2017. Bild: Keystone
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Über 50 und arbeitslos Deshalb sind Weiterbildungen für ältere Arbeitnehmer so schwierig

Ohne neues Wissen droht Arbeitslosigkeit. Wer sich aber ausbilden will, steht vor schwierigen Fragen.

Die Schweizer Weiterbildungs-Landschaft gleicht einem Dschungel. Tausende von Instituten versprechen mehr Erfolg im Beruf. Doch: Welche Weiterbildungen sind seriös? Und wo wird man einfach nur abgezockt?

Der emeritierte Ökonomie-Professor Norbert Thom hat 30 Jahre zum Thema Personalentwicklung geforscht. Er sagt: «Es gibt so viele Weiterbildungen, dass ich Zweifel habe, ob es so viele gute Dozierende geben kann in der Schweiz.»

Wir brauchen eine Art Konsumentenschutz – eine Orientierungshilfe, die dabei hilft, herauszufinden welche Anbieter seriös sind und wirklich passen
Autor: Norbert Thom Ökonomie-Professor

Viele Weiterbildungen spülen zwar Geld in die Kassen der Kursanbieter. Die Besucher aber bekommen nicht immer, was ihnen versprochen wird. Und es geht um viel Geld: Schätzungsweise 5 bis 6 Miliarden Franken geben Schweizerinnen und Schweizer jährlich für Weiterbildungen aus. Ein grosser Markt mit wenig Transparenz.

Thom sagt: «Wir brauchen eine Art Konsumentenschutz – eine Orientierungshilfe, die dabei hilft, herauszufinden welche Anbieter seriös sind und wirklich passen.» Der Weiterbildungsmarkt sei ausserordentlich gross und selbst für Bildungsprofis nur schwer überschaubar.

«Der Arbeitgeber hat eine Mitverantwortung»

Doch von einer Regulierung des Weiterbildungsmarktes will die Politik nichts wissen. Die Konsumenten, egal ob jung oder alt, müssen darum auf Qualitäts-Labels der Wirtschaft vertrauen – auf Eduqua zum Beispiel. Oder sie hören auf die Branchenverbände, die ihnen bestimmte Weiterbildungen nahelegen.

Für ältere Arbeitnehmer sei vor allem das Gespräch mit der Chefin, oder dem Personalverantwortlichen zentral, sagt Jürg Zellweger vom Arbeitgeberverband: «Der Arbeitgeber hat eine Mitverantwortung, in Laufbahngesprächen oder Jahresendgesprächen auf die Weiterbildungsfrage zu sprechen zu kommen.»

Ich muss für mich selber sorgen und darauf achten, dass ich beschäftigungsfähig bleibe. Das ist die Situation im Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts.
Autor: Isabelle Zuppiger Laufbahn-Beraterin

Das Problem daran: Professionelle Mitarbeitergespräche finden in kleineren Betrieben häufig gar nicht statt. Das hat jüngst eine Umfrage der Gewerkschaften gezeigt. Zellweger sagt selbstkritisch: «Das ist schade. Vielleicht sollte man darauf hinwirken, das auch in kleineren Unternehmen gezielter zu machen.» Es sei keine Hexerei, zu fragen, wie sich ein Mitarbeiter in zehn Jahren sehe und was man machen könne, dass er im Arbeitsmarkt bleibe.

Eigenverantwortung bei Ausbildungen

Aber – und das ist dem Arbeitgeber-Vertreter wichtig – der Angestellte müsse auch motiviert sein. Studien belegen, dass ältere Personen sich viel seltener weiterbilden als Junge. Die letzten Jahre vor der Pension absitzen zu wollen, das sei ein grosser Fehler, findet auch die Laufbahn-Beraterin Isabelle Zuppiger: «Ältere Arbeitnehmer haben den Eindruck, schon so lange berufstätig zu sein und schon so viel gemacht zu haben, dass sie schon alles wissen.»

Der einzelne Mensch trägt die Verantwortung für seine Weiterbildung.
Autor: Art.5 Bundesgesetz über die Weiterbildung

Es lohnt sich laut Zuppiger, regelmässig eine Standort-Bestimmung vorzumehmen. Berufsberater könnten hier eine wertvolle Sicht von Aussen einbringen und allfällige Defizite identifizieren. Gerade Ältere müssten ehrlich mit sich selbst sein und von sich aus handeln – bevor es zu spät ist. Zuppiger: «Ich muss für mich selber sorgen und darauf achten, dass ich beschäftigungsfähig bleibe. Das ist die Situation im Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts.»

Auch im neuen Weiterbildungsgesetz, das seit diesem Jahr in Kraft ist, heisst es explizit: «Der einzelne Mensch trägt die Verantwortung für seine Weiterbildung.» Der Bund fördert Weiterbildungen nur mit bescheidenen Mitteln.

Und so bleibt Weiterbildung für ältere Leute ein schwieriges Unterfangen: Sie selber müssen motiviert sein, die Wichtigkeit von Weiterbildungen erkennen, von ihren Arbeitgebern dabei unterstützt werden und dazu noch in einem intransparenten Markt das richtige Angebot auswählen.

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