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Spionage-Affäre mit Folgen Die Mauss-Falle: Daniel M. und der Meisterspion

Der deutsche Meisterspion Werner Mauss hat NDB-Mann Daniel M. mutmasslich eine Falle gestellt. Scheinbar nach bewährtem Muster. Dies geht aus den Schweizer Ermittlungsakten hervor, die der «Rundschau» vorliegen.

Daniel M. zählt Geld. Viel Geld. Note für Note. 20'000 Euro in bar. So zu sehen in einem Video in den Ermittlungsakten der Bundesanwaltschaft, aufgenommen 2014 im Auftrag des deutschen Privatspions Werner Mauss. Daniel M. erhält einen Teil des Honorars für angebliche Schweizer Bankdaten. Eine Falle. Die Daten sind falsch. Kurz darauf klicken in Zürich die Handschellen.

Daniel M. wird am 2. Februar 2015 verhaftet – und gesteht dem Fedpol-Beamten im Verhör, er habe für den Nachrichtendienst des Bundes (NDB) deutsche Steuerfahnder gejagt. Hohes Landesinteresse. Die Schweiz befand sich im Steuerstreit mit Deutschland.

Vorgehen nach Muster Mauss

Meisterspion Mauss bekam als Beschuldigter Akteneinsicht. Danach gelangten die Protokolle aus Bern ungeschwärzt nach Deutschland. Die deutschen Behörden hatten nun den Beleg: Die Schweiz spionierte in Deutschland – und versuchte den deutschen Angriff auf das Bankkundengeheimnis offensiv abzuwehren. Ende April ging der Schweizer Spion Daniel M. ins Netz der Generalbundesanwaltschaft.

Der Meisterspion Werner Mauss.
Legende: Der Meisterspion Werner Mauss. SRF

Sein Verteidiger Valentin Landmann wittert ein Komplott: «Wir gehen davon aus, dass es ein Racheakt war fürs Aufdecken der deutschen Spione», sagt er. Die Deutschen hätten von Daniel M. gewusst, aber keine Beweis gehabt: «Und was macht man da im Geheimdienstmilieu? Man versenkt ihn.»

Laut Akten im Zentrum dieses Spionage-Krimis: Werner Mauss. Eine schillernde Figur, die seit vierzig Jahren für Behörden und Firmen im geheimen Graubereich der rechtlichen Möglichkeiten unterwegs ist. Mauss, unterdessen steinreich, entdeckte einst die giftigen Seveso-Fässer, liess einen RAF-Terroristen hoch gehen und pflegte beste Kontakte in die Schweiz. Zur Kantonspolizei Zürich – aber auch zur Grossbank UBS. In einem «Rundschau»-Beitrag von 1990 wird ein deutscher Fahnder zitiert, der Werner Mauss für seine undurchsichtigen Methoden kritisiert: «Das Prinzip Mauss war Geld.»

Die Rolle der UBS

Die Videoaufnahmen, die erstmals in der «Rundschau» zu sehen sind, zeigen: Geld spielte auch in der Affäre um den Schweizer Spion Daniel M. eine Schlüsselrolle. Verteidiger Landmann: «Mauss fährt nie einfach. Bei ihm muss man immer mit zwei Varianten rechnen – mindestens.»

Schon lange vor den gefilmten Treffen liess Mauss seine alte Verbindung nach Zürich spielen – und informierte UBS-Chefjurist Olivier Bartholet. Der Kadermann der Schweizer Grossbank gab später gemäss Akten der Bundesanwaltschaft zu Protokoll: «Herr Mauss ist mit der UBS seit längerem verbunden.» Die UBS meldete der Bundesanwaltschaft, dass Daniel M. gestohlene Bankdaten aus der Schweiz anbiete.

Die Behörden in Bern befragten auch den Meisterspion selbst. Zentral ist auch in diesen Protokollen die Rolle der UBS. So sagt Mauss im Verhör mit der Bundesanwaltschaft über seine Aktion gegen Daniel M.: «Nach jedem Treffen habe ich den Rechtsdienst der UBS getroffen und mich mit ihm abgestimmt.» Wer hier wen und vor allem weshalb ausschalten wollte, ist weiterhin offen. Verteidiger Landmann: «Daniel M. hat zweifellos diesen geschickt gelegten Köder geschluckt.» Landmann verfolgt die Strategie, Daniel M. vor allem als Opfer darzustellen: «Dass es eine Versenkungsaktion ist, zeigt sich aus den Akten überdeutlich.»

Die Stellungnahme der UBS

«UBS hat zu keinem Zeitpunkt einen Auftrag an Herrn Mauss und Herrn Dietl erteilt. Dasselbe gilt für den Herrn M., zu welchem die UBS zu keinem Zeitpunkt nach seinem Verlassen der Bank in Kontakt stand. UBS hat folglich auch zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Entschädigungen oder Unterstützung geleistet. UBS stand ab Oktober 2014 in Kontakt mit der Bundesanwaltschaft und hat sämtliche Schritte eng mit den Behörden abgesprochen.»

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