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Die neuen WIR-Bedingungen treibt KMU auf die Barrikade
Aus Espresso vom 02.12.2016. Bild: Keystone
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WIR-Bank ändert AGB Die neuen WIR-Bedingungen treiben KMU auf die Barrikaden

Grosse Aufruhr bei den KMU und Branchenverbänden. Die WIR-Bank ändert ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen und legt neu ihre Kundenliste gegenüber anderen Kunden offen. Der Verband «Handel Schweiz» rät, die neuen Bedingungen nicht zu akzeptieren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die WIR-Bank ändert ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und legt neu ihre Kundenliste gegenüber anderen Kunden offen.
  • Das heisst: WIR-Kunden können gezwungen werden, ihre Geschäfte zu einem Teil mit der Komplementärwährung abzuwickeln, sofern der Auftraggeber ebenfalls über ein WIR-Konto verfügt. Früher konnten die KMU wählen, ob sie eine WIR-Zahlung annehmen wollten.
  • Diese Massnahme sorgt bei den KMU und Branchenverbänden für grosse Aufruhr. Der Verband «Handel Schweiz» rät, die neuen Bedingungen der WIR-Bank nicht zu akzeptieren. Auch beim Banken-Ombudsman sind diverse Klagen eingetroffen.
  • Auf Anfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von SRF 1 verteidigt sich die WIR-Bank: Man strebe lediglich ein transparenteres System an.

Die WIR-Bank

Die Wirtschaftsring-Genossenschaftsbank wurde während der Weltwirtschaftskrise 1934 gegründet. Sie bietet bargeldlosen Zahlungsverkehr unter ihren Mitgliedern an. Gehandelt wird in der Komplementärwährung WIR. Der Wert des WIR ist plus/minus an den Schweizer Franken gebunden. Die Guthaben auf den WIR-Bank-Konti werden nicht verzinst. Ein Anreiz für die Mitglieder, ihr Geld möglichst schnell wieder in Umlauf zu bringen.

Rund 45‘000 KMU in der ganzen Schweiz haben ein Konto bei der WIR-Bank (siehe Kasten). Um ihr spezielles System mit der Komplementärwährung WIR zu pushen, legt die Bank neu offen, wer ihre Kunden sind. Zudem sind WIR-Kunden neu gezwungen, ihre Geschäfte in der WIR-Währung abzuwickeln. Bislang konnten sie frei zwischen Franken und WIR wählen.

Angst um die Existenz

«Ich bin schockiert darüber, dass sich die Bank erdreistet, solche Geschäftsbedingungen einzuführen», sagt die Geschäftsführerin eines Basler Fachhändlers für Drucker gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie und andere KMU befürchten, dass sie wegen der Umstellung in einen gravierenden Liquiditätsengpass geraten könnten. Schliesslich geschäften viele von ihnen mit Kunden, etwa Zulieferern aus dem Ausland, die keine WIR-Zahlungen akzeptieren. Und die Löhne können sie auch nicht in der Komplementärwährung bezahlen.

Auch ein anderer WIR-Bank-Kunde, der Geschäftsführer einer Thurgauer Haustechnik-Firma, sieht schwarz für die Zukunft seines Betriebes. Er bezeichnet die Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen als arrogantes Machtgebaren der Bank.

Verband empfiehlt Widerstand

Bei manchen Branchenverbänden klingelt das Telefon wegen des Knatsches Sturm. Der Verband «Handel Schweiz» empfiehlt seinen Mitgliedern, die neuen AGB der WIR-Bank nicht einfach so zu schlucken: «Wir denken, dass die WIR-Bank da nochmals über die Bücher gehen muss», erklärt Andreas Steffes, Sekretär bei «Handel Schweiz». Auch der Banken-Ombudsmann befasst sich mit dem Fall. Bei ihm seien ebenfalls mehrere Klagen eingetroffen, sagt er gegenüber «Espresso».

WIR-Bank spricht von «fairem System»

Angesprochen auf die geballte Ladung an Kritik verteidigt sich die WIR-Bank: «Unser System soll künftig einfacher und transparenter sein, und dies bedingt auch, dass sich die Kunden untereinander kennen», sagt Mediensprecher Volker Strohm. Im Gegenzug biete man den Kunden neue digitale Instrumente an. Dazu gehören eine Handy-App oder ein Online-Shop, in dem man unter anderem mit der WIR-Währung Stabmixer und Teddybären kaufen kann. Im Übrigen können sich Kunden mit Problemen wegen der neuen AGB melden, man suche dann im Gespräch individuelle Lösungen.

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