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Bundesratskandidat Pierre Maudet: Das Portrait
Aus Rendez-vous vom 09.08.2017. Bild: Keystone
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Nachfolge Didier Burkhalter Dieser Mann lässt niemanden kalt

Der 39-jährige Genfer Wirtschafts- und Sicherheitsdirektor Pierre Maudet will in den Bundesrat. Ein Porträt.

Pierre Maudet ist charismatisch, er bewegt, er begeistert – aber er missfällt zuweilen auch. Umstritten ist zum Beispiel seine harte Law-and-Order-Politik in Sicherheitsfragen. Für Romain de Sainte Marie, Vizepräsident der Genfer SP, hat Maudet eine «zu militaristische und strenge» Haltung.

Maudet kann unberechenbar sein und im Übermut auch Mal über das Ziel hinausschiessen. So degradierte er beispielsweise nach einer Demonstration, die aus dem Ruder lief, den zweithöchsten Polizeichef. Später urteilte das Genfer Verwaltungsgericht, dass die Rückstufung zu Unrecht erfolgt sei. «Ich respektiere das Urteil, mich stört es nicht. Dafür sind die Gerichte da», sagt Maudet zu dem Fall.

Mut zu unkonventionellen Entscheiden

Was er vielmehr fürchte, sei die Tatsache, dass in der Schweiz manchmal der Mut fehle, vorwärts zu gehen. Viel zu oft werde viel zu lange Für und Wider abgewägt, bis ein Entscheid falle. «Man muss auch etwas riskieren. Das entspricht dem Geist der Schweiz», ist der Genfer FDP-Sicherheitsdirektor überzeugt.

In Wirtschaftsfragen ist Maudet kompromissbereiter. SP-Vizepräsident de Sainte Marie attestiert ihm hier gar staatsmännische Eigenschaften. «Er kann zuhören, vermitteln und nach Lösungen suchen.» Dies zeige sich etwa, wenn sich Maudet mit Unternehmern und Gewerkschaftern an einen Tisch setze.

Zwei Männer, einer im Anzug, der andere in weissem Hemd.
Legende: Maudet und sein parteiinterner Rivale um die Bundesratskandidatur, Ignazio Cassis (am Filmfestival Locarno). Keystone

Pragmatische Lösungen

Maudet verantwortet auch Lösungen, die überraschend sein können, wie etwa das Genfer Projekt «Papyrus». Es sieht vor, Sans Papiers unter bestimmten Voraussetzungen zu legalisieren. Was überraschend links erscheint, nennt Maudet pragmatisch: «Oberstes Ziel ist es, die Schwarzarbeit zu bekämpfen, denn diese untergräbt die Glaubwürdigkeit des Staates.»

Das «Papyrus»-Projekt sei ein gutes Beispiel «sehr liberaler Politik». Wenn man die Idee gut erkläre, wären alle Kantone für eine solche Lösung, ist Maudet überzeugt.

Der 39-jährige Sicherheitsdirektor mag es, neue Projekte mit möglicher Signalwirkung zu lancieren. Der grüne Nationalrat Robert Cramer sagt über Maudet, als Genfer stehe er auch für eine wirtschaftsstarke und offene Schweiz. Zugleich verweist Cramer auf Maudets Fähigkeiten und seine langjährige politische Erfahrung. Und: «Er hat Energie!»

Der Wahl-Fahrplan

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Bis am 11. August müssen die FDP-Kantonalparteien ihre Kandidaten für die Nachfolge von Didier Burkhalter dem Vorstand der FDP Schweiz melden. Am 1. September gibt die FDP dann ihren Entscheid bekannt, wer auf das offizielle Kandidatenticket kommt. Die Ersatzwahl für Burkahlter durch die Vereinigte Bundesversammlung findet am 20. September statt.

Ein politischer Senkrechtstarter

Schon im Alter von 21 Jahren zog Maudet ins Genfer Stadtparlament ein, mit 29 in die Exekutive der Stadt. Mit 34 Jahren wurde er bei einer Ersatzwahl in den Regierungsrat gewählt. Maudet übernahm das Sicherheitsdepartement, ein Regierungsbereich, der in Genf als heisse Kartoffel galt.

Maudet löste die Aufgabe gut, wurde ein Jahr später als Regierungsrat bestätigt und machte sein Departement zum gewichtigsten, indem er auch noch die Wirtschaft dazu nahm. An politischen Ideen und Visionen fehlt es Maudet nicht, die hat er schon seit seiner Jugendzeit. Manche seiner Ideen sind auch unkonventionell – zum Beispiel als er 2010 seinen «wahren Sicherheitsbericht» verfasste und Verteidigungsminister Ueli Maurer attackierte.

Schafft er es aufs offizielle FDP-Ticket?

Sicherheit wird in seiner Bundesrats-Wahlkampagne eines der zentralen Themen sein. Ebenso Europapolitik und die Veränderung des Arbeitsmarktes. Die erste Hürde für Pierre Maudet ist nun, es überhaupt auf das offizielle Ticket der FDP zu schaffen, damit er seine Projekte und Lösungsansätze in den Fraktionen auch tatsächlich vorstellen kann.

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