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Im digitalen Zoll bleibt wohl noch jahrelang der Wurm drin
Aus Espresso vom 02.08.2018. Bild: CB
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EDV-Probleme Im digitalen Zoll bleibt wohl noch jahrelang der Wurm drin

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit die eidgenössische Zollverwaltung (EZV) ganz auf Digital umgesattelt hat, brauche sie manchmal Stunden, um ein paar PDF-Dokumente von deren Internetseite herunterzuladen, sagt eine Buchhalterin gegenüber Radio SRF.
  • Der Grund: Die webbrowser-basierte Lösung ist völlig veraltet und überlastet.
  • Eine Besserung ist wohl erst in mehreren Jahren in Sicht.
  • Private bieten derweil heute schon Programme an, mit denen sich die digitalen Zollgeschäfte reibungslos abwickeln lassen – mit dem Datenmaterial des Bundes, notabene. Und zu saftigen Preisen.

Dass bei der Digital-Umstellung der eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) etwas schiefläuft, wurde einer breiten Öffentlichkeit Anfang Juni bekannt. Radio SRF deckte eine grobe IT-Panne auf, wegen der Waren fast zwei Tage lang nicht exportiert werden konnten. Die Lastwagen standen am Zoll Schlange (siehe Beitrag von SRF-News vom 19.07.18).

Mit Obligatorium viel mehr Nutzer – das überrascht die Verwaltung

Seitdem ist auch klar, dass wohl ein grundsätzliches Problem dahintersteckt: Der Webbrowser, über den die Zollgeschäfte abgewickelt werden müssen, ist veraltet. Fast 20 Jahre hat er auf dem Buckel. Das System sei oft überlastet und laufe deswegen langsamer, erklärt David Marquis, Mediensprecher der EZV.

Zollbelege zum Beispiel, die man bis dato noch mit der Post erhalten hatte, muss man seit März digital als PDF-Dokument herunterladen. Davor war das einfach eine freiwillige Möglichkeit. Erstaunlich: Beim Bund zeigt man sich nun überrascht über die Zahl der Nutzer. Damit habe man nicht gerechnet, so Marquis.

Nutzer verlieren Zeit, Nerven – und Geld

Was das Problem konkret für die Anwender bedeutet, schildert die Buchhalterin eines KMUs aus dem Kanton Zürich im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Die Firma importiert Bodenbeläge aus Kunststoff, um sie hierzulande zu verkaufen.

Sie wisse nie, was komme, wenn sie die nötigen PDF-Dokumente für die Zollgebühren und die Mehrwert-Rückforderung herunterladen wolle. Mal dauere alles endlos langsam, mal stürze das System ganz ab. Ganz vereinzelt gebe es Tage, an denen es reibungslos laufe. Dann sei das Herunterladen der einzelnen Belege in wenigen Minuten erledigt. «Ich habe aber auch schon oft Stunden damit verloren», sagt die Buchhalterin.

Ihren Stundenlohn muss der Chef der Firma aber natürlich trotzdem zahlen. «Ein ständiger Ärger», sagt er gegenüber «Espresso».

Viele Beschwerden – kurzfristig keine Besserung in Sicht

Vielen anderen Nutzern geht es ähnlich. Man erhalte immer wieder Beschwerden, sagt der EZV-Sprecher. Und man arbeite auch «mit Hochdruck» am Problem. Wann es gelöst ist, steht aber in den Sternen. Der Bund kündigt an, man werde ein ganz neues System installieren. Das läuft aber wohl frühestens ab 2023.

Bund verweist auf private Softwareanbieter

Derweil zeigen Private, dass es auch anders, schneller und besser geht: Sie bieten schon heute Software-Lösungen an, mit denen das Herunterladen von Dokumenten und andere Zollgeschäfte offenbar ohne Probleme funktioniert – und ebenfalls mit dem Datenmaterial der Zollverwaltung, notabene. Deshalb empfiehlt die Zollverwaltung auch, man solle doch die Privaten berücksichtigen.

Doch die privaten Lösungen kosten eine schöne Stange Geld, mehrere tausend Franken pro Jahr. «Ich bin nicht gewillt, das zu zahlen», sagt der Inhaber jenes Zürcher KMUs. Seiner Ansicht nach wäre es Aufgabe des Service public, also des Bundes, eine Lösung anzubieten, die funktioniert. Schliesslich sei man ja auf diese Dokumente angewiesen, wenn man im Import- und Exportbereich tätig sei.

«Nicht den Wettbewerb verfälschen»

Der Zollverwaltungssprecher zaubert nun noch ein anderes Argument hervor: «Die Bundesverwaltung kann nicht gratis ein Konkurrenzprodukt anbieten und damit den Wettbewerb verfälschen.»

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