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Schweiz Fallpauschale funktioniert bislang auf Kosten der Ärzte

Das neue Abrechnungssystem für Spitäler ist seit zwei Jahren in Kraft. Die Ärzte ziehen eine durchzogene Bilanz. Die Fallpauschale streut viel Sand ins administrative Getriebe. Und: Krankenversicherer versuchten vermehrt direkt auf Behandlungen Einfluss zu nehmen.

Blick in einen Operationssaal. Hinter einem Tuch steht der Anästhesist. Vor dem Tuch wird operiert.
Legende: Spitalärzte rümpfen die Nase über die Fallpauschale. Hinter den Kulissen ist der administrative Aufwand gestiegen. Reuters

Mit der Einführung der Fallpauschalen (Swiss DRG) vor zwei Jahren ist in den Spitälern wie befürchtet der administrative Aufwand grösser geworden.

Innerhalb von drei Jahren hat der Aufwand aufseiten der Ärzte für die Erledigung der Patientendossiers und der Dokumentationsarbeit durchschnittlich um fast 20 Minuten pro Woche zugenommen.

Das sind die Ergebnisse einer grossen, repräsentativen Befragung des Forschungsinstituts gfs von über 1500 Ärzten und Ärztinnen. Die Befragung ist im Auftrag des Schweizerischen Fachärzteverbands FMH durchgeführt worden.

Jeder siebte Arzt beklagt Einmischung

Fallpauschale

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Seit Januar 2012 gilt im Zusammenhang mit der neuen Spitalfinanzierung schweizweit das neue Tarifsystem. Bei Fallpauschalen wird jeder Spitalaufenthalt anhand von Kriterien wie beispielsweise Diagnose und Behandlung einer Fallgruppe zugeordnet und pauschal vergütet.

Derzeit ist es noch nicht der Patient, der unter diesem administrativen Mehraufwand leidet. Die Ärzteschaft begegnet dem Papierberg in freiwilligen Überstunden. Doch die «Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen können nicht unbegrenzt mit Mehrarbeit kompensiert werden», schreibt die Vereinigung weiter. Sie fordert Massnahmen, die zu einer Entlastung von administrativen Tätigkeiten in den Spitälern führen.

Was die Ärzte zusätzlich beschäftigt: Die Versicherer könnten der Verlockung immer seltener widerstehen, zu ihren Gunsten Einfluss auf die Behandlung eines Patienten zu nehmen. 16 Prozent der befragten Ärzte aus der Akutmedizin haben zu Protokoll gegeben, Krankenversicherer würden versuchen, Behandlungen von Patenten zu beeinflussen.

Noch höher wird der Einfluss der Krankenkassen in der Psychiatrie und in der Rehabilitation eingeschätzt: 2013 hätten 24 Prozent der Psychiater und 53 Prozent der Ärzte in der Rehabilitation einen Einfluss der Krankenkassen auf die Behandlung beobachtet, heisst es in der Mitteilung weiter.

Video
Zwischenbilanz Fallpauschale in Spitälern (18.2.13)
Aus ECO vom 18.02.2013.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 44 Sekunden.

Zu den beklagten Taktiken gehört laut FMH zum Beispiel der Versuch von Krankenkassen, durch «restriktive und schleppende» Bearbeitung der Kostengutsprachen die Überweisung der Patienten in die Rehabilitationskliniken zu verzögern. Da in den Reha-Kliniken in Tagespauschalen abgerechnet wird, entsteht für die Kassen ein finanzieller Anreiz.

Insofern sind kaum neue Positionen entstanden. Bereits vor einem Jahr hat eine Reportage des Wirtschaftsmagazins «Eco» gezeigt, dass die Spitalverantwortlichen die Fallpauschale für keine gute Lösung halten.

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