Die Schweizer Wirtschaft verspricht sich viel vom Freihandelsabkommen mit dem Reich der Mitte. Entsprechend hochkarätig sind die Delegationen beider Länder besetzt. Angestrebt wird auch eine engere Kooperation im Finanzsektor.
«Die Öffnung einer chinesischen Bank in der Schweiz würde die Beziehung stärken und das wäre sehr willkommen», sagte Nationalbankpräsident Thomas Jordan beim Treffen im Grand Hotel Dolder.
Inszenierung im ländlichen Milieu
Während Politik und Wirtschaft die Vorteile des Abkommens unterstreichen, gibt es aber auch Skeptiker. Dies sind die Bauern. Sie haben Angst, dass nun chinesische Agrarprodukte auf den heimischen Markt drängen.
Mit einem Kurzbesuch auf einem Bauernbetrieb in Embrach (ZH) versuchte die chinesische Delegation die Bedenken der Landwirtschaft zu zerstreuen. Empfangen wurde der Staatsmann von einer Jodlergruppe. Ob Schweizer Agrarprodukte künftig verstärkt nach China exportiert werden, bleibt allerdings abzuwarten.
Dennoch ist das Interesse an Abkommen vor allem in der Maschinen- und Pharmabranche gross. Am Nachmittag will Li mit Bundespräsident Maurer eine Absichtserklärung unterzeichnen. Bundesrat Schneider-Amman hofft, dass er den Vertrag im Juli während eines Besuchs in Peking unterzeichnen kann.
«Ich fühle mich gut»
Entsprechend euphorisch zeigte sich Johann Schneider-Ammann. Der Bundesrat bezeichnete die chinesischen Gäste als «enge Freunde». China ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Asien.
Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen Zürich zeigte sich die offizielle Schweiz von seiner besten Seite. Aussenminister Didier Burkhalter empfing Li mit den Worten «nin hao» («guten Abend»). Die Schweiz heisse Li willkommen, erklärte Burkhalter weiter.
China sucht Modernisierung
Von der Intensivierung der Handelsbeziehungen profitiert aber nicht nur die Schweiz, sondern auch China. In den nächsten sieben Jahren müsse das Land im Schnitt um 6,9 Prozent im Jahr wachsen, sagte Li. Die Modernisierung in einem Land mit 1,3 Milliarden Menschen sei ein langer Weg. China habe aber das unerschütterliche Ziel, sich zu modernisieren, sagte der Premierminister.
Das nutze auch der Schweiz. Der Freihandel sei dafür sehr wichtig. China habe 19 Freihandelsabkommen mit Ländern und Regionen.
Li sprach speziell die Schweizer Bankenindustrie an: China wolle den eigenen Finanzsektor stärken und sei interessiert an der Zusammenarbeit mit dem Schweizer Finanzplatz, den er als erstrangig in der Welt bezeichnete.