Die Aussaat auf der so genannten Protected Site erfolgte am 13. März. Das Feld sieht nicht nach grossen Dingen aus. Auf einem 3 Hektar grossen Feld belegt der aktuelle Versuch 1600 Quadratmeter. Diese sind mit einem gelben Netz abgedeckt, damit Vögel keine Körner fressen können, wie es anlässlich einer Besichtigung hiess.
Veränderte Gene gegen dies und das
Was für die Vögel kein Problem wäre, soll für Schädlinge zum Fiasko heranwachsen. Der neuste Versuch der Universität Zürich geht der Frage nach, ob natürlich im Weizen vorkommende Resistenzgene «optimiert und züchterisch besser eingesetzt» werden könnten. Dazu haben die Forschenden die Aktivität der Gene verstärkt und verschiedene Gene in einer neuen Art und Weise miteinander kombiniert.
Ferner woll die Forscher ergründen, ob die gentechnische Veränderung allenfalls auch andere Merkmale der Pflanze beeinflusst. Laut Beat Keller vom Institut für Pflanzenbiologie der Uni Zürich kostet der Versuch jährlich rund 50'000 Franken. Diese erhalte die Uni aus «rund 15 Quellen».
Aber Agroscope zieht auch eigene Forschungsprojekte in Betracht. In Planung sind Versuche mit gentechnisch veränderten, gegen Kraut- und Knollenfäule resistente Kartoffeln, mit Feuerbrand- und Schorf-resistenten Äpfeln sowie mit Fusarium-resistentem Weizen.
Bauern fordern mehr Praxisbezug
Die Agroscope-Felder schauen von Weitem wie Straflager aus. Bewachte Zäune sichern das wissenschaftliche Schaffen. In der Vergangenheit gab es mehrfach Protestaktionen gegen Gentech-Feldversuche. Zum Teil wurden dabei die Pflanzungen zerstört. Vermummte, die 2008 bei Agroscope ein Versuchsfeld verwüsteten, wurden später mangels Beweisen freigesprochen.
Weniger rigide Kritiker des Versuchs appellieren an den gesunden Menschenverstand. Der Schweizer Bauernverband (SBV) fordert eine praxisbezogene Forschung, welche konkrete Verbesserungen für die Schweizer Landwirtschaft aus agronomischer und wirtschaftlicher Sicht bringen.
Für die Forschung und Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) sei es jedoch wichtig, «...dass sich die staatliche GVO-Forschung an den konkreten Bedürfnissen der Schweizer Landwirtschaft orientiert», erklärt Francis Egger, Leiter des SBV-Departementes Wirtschaft, Bildung und Internationales.
Nichts als Symptombekämfung
Deutlicher wird hierbei die Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie (SAG). Sie moniert, dass die erneuten Freisetzungsversuche mit genmanipuliertem Weizen «an den Bedürfnissen der Schweizer Landwirtschaft und der Konsumenten vorbeiforschen». Die Versuche seien «teuer und unnötig».
Die Gentechnologie sei ungeeignet, eine nachhaltige Landwirtschaft mit zu entwickeln. Sie bekämpfe eher die Symptome als die Ursachen einer aus dem Gleichgewicht geratenen Agrarproduktion, schreibt die SAG.
Kritiker appellieren an die Forscher
Ähnlich sieht es auch Greenpeace. Die Umweltorganisation hält die Entwicklung von Gentech-Weizen «für eine teure Fehlinvestition». Schweizer Forscherinnen und Forscher sollten vermehrt nach ökologischen Lösungen suchen.
Der Basler Appell gegen Gentechnologie fordert Forscherinnen und Forscher dazu auf, die Ausrichtung ihrer Forschungsprojekte zu überdenken und der Realität anzupassen. Es sei sinnlos, erneut Versuche mit gentechnisch verändertem Weizen durchzuführen.