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Vernarbte Lunge – Den Spätfolgen von Corona auf der Spur
Aus Puls vom 18.05.2020.
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Grosse Studie Was macht Covid-19 mit unserer Lunge?

Medizin und Forschung sind unter der Führung des Inselspitals Bern möglichen Langzeitfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus auf der Spur.

Nebst der Frage wie man Covid-Patienten am besten behandelt, richtet sich die Aufmerksamkeit von Medizin und Forschung jetzt auch auf mögliche Langzeitfolgen der Covid-19-Erkrankung. Eine grossangelegte Studie unter der Führung des Inselspitals Bern will nun die Frage klären, ob die Lunge durch die Krankheit nachhaltig geschädigt wird und welche Therapieoptionen es dann gibt.

Pneumologin Manuela Funke-Chambour erklärt, was den Anstoss gegeben hat: «Bei früheren Coronavirus-Infektionen wie Sars und Mers hat teilweise bis zu einem Drittel der Überlebenden eine Lungenfibrose entwickelt. Wir befürchten, dass es auch bei Covid-19 zu solchen Vernarbungen des Lungengewebes kommen könnte.»

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Lungenfibrose wegen Corona
Aus Puls vom 18.05.2020.
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Eine Infektion der Lunge mit Coronaviren führt einerseits zu einer Entzündung der Lungenbläschen, aber auch zur Entzündung des umliegenden Bindegewebes. Dadurch wird der Sauerstoffaustausch beeinträchtigt.

Die Vermutung der Wissenschaftler: Diese Entzündung könnte unterschwellig weitergehen, auch nachdem das Virus vom Immunsystem eliminiert wurde. In der Folge verdickt und vernarbt das Bindegewebe. Eine solche Lungenfibrose schränkt die Sauerstoffaufnahme der Betroffenen dauerhaft ein.

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«Wahrscheinlich hat die Hälfte einen schweren Lungenbefall, der in einer Fibrose enden könnte.»
Aus Puls vom 18.05.2020.
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Christophe von Garnier, Pneumologe am Universitätsspital Lausanne, befürchtet Spätfolgen vor allem bei den schweren Fällen. «Auf unserer Intensivstation hatten wir etwa hundert Patienten, von denen ein Grossteil einen schweren Lungenbefall hatte. Bei rund der Hälfte könnte dies in einer Fibrose enden.»

In Lausanne wurden insgesamt über 600 Coronafälle betreut – schweizweit mit am meisten. Wie andere Klinken im In- und Ausland beteiligen sich auch die Westschweizer an der Studie, von der man sich wesentliche Fortschritte bei der Prävention und Behandlung von Corona-verursachten Lungenfibrosen verspricht.

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«Es ist wichtig, die Prozesse zu verstehen, da es Medikamente gibt, mit denen wir eingreifen können.»
Aus Puls vom 18.05.2020.
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«Es ist wichtig, dass wir die Prozesse verstehen, denn wir haben Medikamente, mit denen wir eingreifen könnten», weist Pneumologin Manuela Funke-Chambour auf einen wesentlichen Aspekt der Studie hin: Kommt es infolge einer Entzündung zu Vernarbungen, könnten Immunsuppressiva eingesetzt werden. Gegen eine fortschreitende Vernarbung würden antifibrotisch wirkende Mittel zur Verfügung stehen.

Deshalb versuchen die Forscher im Rahmen der Studie auch im Labor mehr über die Prozesse zu erfahren, die bei einer Covid-Erkrankung in den Zellen der Lunge stattfinden. Zudem wird hier auch das Blut der Probanden genau analysiert. Dort können Biomarker getestet werden, die mit den Prozessen der Lungefibrose und mit der Zellalterung zusammenhängen.

«Möglicherweise lässt sich daraus auch ein Bluttest entwickeln, der zeigt, welche Patienten eher anfällig sind für diese Komplikation», so die Lungenärztin des Inselspitals.

Erste Ergebnisse in neun Monaten

Wie reagiert der Körper auf das neue Virus? Welche Patienten genesen wieder vollständig? Wer erleidet Spätfolgen? Regelmässige Tests alle paar Monate – nicht nur der Lunge, sondern auch der körperlichen Fitness – sollen Antworten liefern. «Wenn wir Risikofaktoren erkennen können, die zu Folgeschäden an der Lunge führen, dann können wir diese angehen. Und im Falle einer zweiten Welle könnten wir versuchen, Patienten mit einem besonderen Risiko besonders zu schützen.»

Die Studie wird zwei Jahre dauern. Erste allgemein gültige Ergebnisse sollen jedoch in rund 9 Monaten vorliegen.

Puls, 18.05.2020, 21:05 Uhr

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