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Klimasünder Auto Elektro gegen Benzin: Die ehrliche Klimabilanz

Verschiedene Studien belegen, dass die Produktion der Batterien für Elektroautos viel klimaschädliches CO2 freisetzt. Was bedeutet das für die Klimabilanz? Rolf Frischknecht, Experte für Umweltanalysen, hat für «Kassensturz» nachgerechnet und einige Fragen beantwortet.

Dr. Rolf Frischknecht ist Experte für Umweltanalysen. Für den «Kassensturz»-Realitätscheck hat er die Klimabilanz von Elektroautos nachgerechnet und Studien, die Elektroautos als schlimme Umweltsünder darstellen, relativiert. Wirklich alles nur halb so schlimm?

SRF: Herr Frischknecht, es gibt immer wieder Medienberichte, die sich auf Studien beziehen und behaupten, Elektroautos seien wahre Umweltsünder. Schlimmer als Benzin- und Diesel-Fahrzeuge. Was sagen Sie dazu?

Rolf Frischknecht: Die Tatsache, dass Elektroautos keinen Auspuff haben, hat in der Vergangenheit dazu verleitet, diese als Nullemissionen-Fahrzeuge anzupreisen. Das stimmt natürlich nicht. Auch Elektroautos belasten die Umwelt und das Klima, allerdings nicht im Betrieb auf der Strasse, sondern durch die Kraftwerke, die den Strom liefern und bei der Batterie-Herstellung. Auch das Herstellen des Autos an sich und Bau und Unterhalt der Strassen tragen zum Umwelt- und zum CO2-Fussabdruck der Autos bei.

Das Elektroauto stösst rund ein Viertel weniger Treibhausgase als ein Benzinauto derselben Fahrzeugkategorie aus.

«Kassensturz»:

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Sie haben für «Kassensturz» die Klimabilanz zweier Kleinwagen und eines Autos der Luxusklasse verglichen. Basis dazu waren die technischen Spezifikationen des Benziners Suzuki Swift 1.2, und der E-Autos Renault Zoe und Tesla. Wie schliessen die Elektroautos im Vergleich zu Benziner ab?

Ein umfassender Vergleich der Klimabilanz der beiden Kleinwagen zeigt: Werden Bau und Unterhalt der Strassen, Autobau und -entsorgung, Treibstoff- beziehungsweise Strombereitstellung, und die Emissionen beim Fahren berücksichtigt, so emittiert das Elektroauto rund ein Viertel weniger Treibhausgase als ein Benzinauto derselben Fahrzeugkategorie. Der Tesla hingegen verursacht pro km über 10 Prozent mehr CO2 als das Benzinauto.

Wie kommt das zustande?

Beim Tesla handelt es sich um ein Auto der Luxusklasse mit einer grossen Reichweite. Er ist also nicht wirklich vergleichbar mit den beiden Kleinwagen. Komfort und Reichweite werden mit einer grossen Batterie und insgesamt einem hohen Fahrzeuggewicht und deshalb auch einem hohen spezifischen Stromverbrauch pro Kilometer erkauft. Alles zusammen, Fahrzeug- und Batterieherstellung und Stromverbrauch verursachen deshalb einen vergleichsweise grossen CO2-Fussabdruck.

Wie sähe denn der Vergleich eines Tesla mit einer vergleichbaren Benzin-Limousine aus?

Gegenüber einer vergleichbaren Benzin-Limousine, beispielsweise dem effizientesten Mercedes S-500, liegen die CO2-Emissionen des Tesla um rund einen Drittel tiefer. Angesichts des vom Schweizer Parlament zur Ratifizierung freigegebenen Klimaabkommens von Paris müssen sich allerdings Autobauer und Konsumenten ernsthaft die Frage stellen, ob grosse und schwere Autos, egal mit welchem Antrieb, heute noch zukunftsfähig sind.

Die Herstellung der Batterien belastet die Klimabilanz der Elektroautos enorm. Warum ist das so?

Heute werden die Batterien beziehungsweise deren Komponenten überwiegend in Asien hergestellt. Die Produktion ist energieintensiv, unter anderem weil die Raumluft in den Fabriken speziell trocken sein muss. Der heute in der Fabrikation eingesetzte Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken und die verwendeten Materialien, insbesondere das Kupfer, prägen den CO2- und auch den Umwelt-Fussabdruck der Batterie.

Ökostrom statt Schweizer Egalstrom senkt den CO2-Fussabdruck des Fahrens mit einem Elektroauto um gut einen Fünftel.

Die Herstellung der Batterie und auch des Autos kann ich als Käufer nicht beeinflussen. Welchen Einfluss haben mein Fahr- und Nutzungsverhalten auf die Klimabilanz?

Wenn ich mein Elektroauto mit Ökostrom statt mit Schweizer Egalstrom auflade, kann ich den CO2-Fussabdruck des Fahrens mit einem Elektroauto um gut einen Fünftel senken. Die vom Volk angenommene Energiestrategie hilft uns dabei, den dazu erforderlichen Strom aus erneuerbaren Energien bereitzustellen. Und natürlich gilt auch für Elektroautos: Die beste CO2-Bilanz erziele ich wenn ich ein Carsharing Angebot nutze, auf unnötige Fahrten verzichte und für lange Strecken und für das Pendeln die Eisenbahn nutze.

Wie sehen Sie die Zukunft in diesem Bereich? Wird sich die Klimabilanz der Elektroautos noch verbessern?

Ich sehe vor allem zwei Bereichen Verbesserungspotenzial: Bei den Batterien und bei den Autoherstellern.

Einerseits gibt es bei den Batterien Entwicklungsbedarf aber auch Entwicklungspotenzial. Die Batterien werden länger halten und die Speicherkapazität der Batterie wird in Zukunft weiter steigen. Mit einer grösseren Speicherkapazität der Batterie können Autobauer bei gleicher Reichweite leichtere Batterien verbauen und so den CO2-Fussabdruck senken. Die Batteriehersteller sind aber auch in der Pflicht. Wenn sie wie andere Grosskonzerne wie Google, Apple, Dow, Walmart, Amazon und andere, die viel Strom brauchen, in erneuerbare Energien investieren und zusätzlich ihr Kupfer aus umweltfreundlicher Produktion beschaffen, können sie den CO2-Fussabdruck der Batterie halbieren.

Die zukünftigen Autos sollten wieder einfacher, leichter und damit effizienter werden.

Anderseits sollten Autohersteller ihre Modellpalette angesichts des Paris-Abkommens überdenken. Die zukünftigen Autos sollten wieder einfacher, leichter und damit effizienter werden. Der in den letzten Jahrzehnten beobachtete Trend hin zu grösseren und schwereren Autos sollte also gebrochen werden. Damit können auch die Autobauer ihren Beitrag leisten, den CO2-Fussabdruck des Autofahrens zu senken.

Das Interview führte Maria Kressbach.

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