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Mandeln aus der Schweiz: Besuch beim Mandelbauer
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 28.09.2021. Bild: Colourbox
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Klimawandel Plötzlich ist es möglich, auch in der Schweiz Mandeln anzubauen

Die Klimaerwärmung ist kein Fluch, sondern Segen – jedenfalls wenn man in der Schweiz Mandeln züchten will.

«Wir sind hier im Wallis am trockensten Ort in der Schweiz», sagt Biobauer Stefan Germann. In seinem Mandelgarten stehen rund 50 Bäume. Es ist das Werk der letzten 20 Jahre, damals hat er die ersten Bäume importiert und gepflanzt. Er fand das interessant und probierte es aus. Normalerweise kommen Mandeln aus dem Nahen Osten – jetzt aus dem Wallis.

Die Bäume wuchsen, er holte mehr und mehr, jetzt züchtet er rund 20 verschiedene Sorten. Das Experiment scheint zu funktionieren: Die Mandelbäume wachsen auch in der eigentlich nicht sehr mediterranen Schweiz. «Der Mandelbaum mag es trocken», so Germann. Die Jungbäume habe er noch mit Wasser versorgen müssen, doch dieses Jahr konnte er ganz auf künstliche Wasserzufuhr verzichten.

Im Wallis hat man dieses Jahr eine schlechte Ernte zu beklagen, wenn man die Klassiker des Kantons, also Aprikosen oder Trauben, anbaut. Aber auch der Mandelbauer hat einen Totalausfall. Der Frost ist schuld, die Blüten haben ihn nicht überlebt.

Die Mandel ist keine Nuss

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Der wissenschaftliche Name der Mandel ist «Prunus dulcis». Prunus entstammt dem lateinischen und griechischen Wort für Pflaume. Die Mandel ist also ein Steinobst, genauso wie Pfirsiche, Zwetschgen oder Aprikosen.

Viel Ertrag gibt es aber auch in guten Jahren nicht. Germann erntet jeweils zehn bis zwölf Kilo Mandeln, die er grösstenteils selbst konsumiert oder verschenkt. Jetzt, im Herbst, sind die Mandeln eigentlich reif. Um sie zu essen, muss man sie zuerst knacken und von der grünen Schale trennen. Dann wird die Mandel getrocknet und dann gegessen. Leicht süsslich schmeckt sie, der Mandelbauer ist begeistert.

Wird die Schweiz zum Mandel-Land?

Im Wallis gibt es bereits an mehreren Orten Mandelbäume. Das Interesse am Steinobst sei gross. Auch andere würden in ihren Gärten gerne Mandelbäume pflanzen, aber Stefan Germann kann nicht genügend junge Bäume züchten, die Nachfrage sei ein wenig grösser als sein Angebot. Er zieht französische, spanische und deutsche Sorten gross. Sie unterscheiden sich beispielsweise durch Aroma und Blütezeitpunkt. Er testet, wie sich die Mandelbäume mit dem hiesigen Klima arrangieren.

Die Erkenntnisse seiner Tests stossen auch bei Agroscope auf Interesse. Das nationale Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung befasst sich ebenfalls mit Mandeln. «Wir können von der Praxis profitieren, wenn Landwirte Erfahrung sammeln», erklärt Agronomin Sonja Kay. Es geht darum herauszufinden, wo und unter welchen Bedingungen Mandeln gut gedeihen. Auch in einer Forschungsanstalt in Baselland wird getestet. «Im Tessin wachsen Mandeln gut. Die Frage ist: Klappt es auch im Rest der Schweiz?»

Blühende Mandelbäume im Nahen Osten.
Legende: Ursprünglich kommen Mandelbäume aus dem Nahen Osten, wo es trockener ist, als in der Schweiz. Mittlerweile wächst er auch in Mitteleuropa – und eben im Wallis. Keystone

Der Klimawandel verbessere die Bedingungen für die Mandeln. «Bisher war der Frost der Grund, dass die Zucht nicht möglich war. Aber wir beobachten, dass Winter wärmer sind als früher und zum Beispiel Kirschen früher blühen», so Sonja Kay. Aktuell sind Mandeln noch ein absolutes Nischenprodukt. Man produziert höchstens für den Eigenbedarf, nicht aus kommerziellem Interesse. Laut der Expertin könnte sich das irgendwann ändern: «Aber das wird noch eine Weile dauern, aber für den regionalen Bedarf, für die Nische, könnten wir schon bald Schweizer Mandeln verkaufen.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 29.09.2021, 17:30 Uhr;

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