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Aargauer Polizeisprecher Bernhard Graser ist besorgt über Zunahme von Pornografie
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 23.02.2021. Bild: Keystone (Symbolbild)
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Kriminalstatistik 2020 «Die Opfer werden immer jünger, die Taten immer brutaler»

Auch im Jahr 2020 haben in der Schweiz die Fälle von illegaler Pornografie zugenommen. 3051 Straftaten verzeichnet das Bundesamt für Statistik in diesem Bereich – rund 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Bereits 2019 nahmen die Fälle zu – gar um 56 Prozent. Und auch 2018 wurde ein Plus registriert, damals von 21 Prozent. Der Aargauer Polizeisprecher Bernhard Graser zeigt sich im SRF-Interview besorgt über diese Entwicklung.

Bernhard Graser

Bernhard Graser

Mediensprecher Kantonspolizei Aargau

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Bernhard Graser arbeitet seit vielen Jahren als Sprecher der Aargauer Kantonspolizei.

SRF News: Die Straftaten mit illegaler Pornografie haben in der Schweiz auch 2020 zugenommen. Der Trend geht also weiter?

Bernhard Graser: Der Trend nach oben geht klar weiter, die Fallzahlen steigen, die Opfer werden immer jünger, die Taten brutaler, die Täter organisierter. Wir wissen: Jedes Bild zeigt ein Opfer, welches unter Umständen ein Leben lang geprägt ist von der Straftat.

Weshalb nimmt der Konsum stetig zu?

Es gibt verschiedene Gründe. Wir sehen hier die digitale Vernetzung, es gibt kaum einen Winkel mehr auf der Erde, der nicht am Internet angeschlossen ist.

Es gibt immer mehr Plattformen, wo man solche Sachen gratis herunterladen kann.

Es gibt heute auch immer mehr kostenlose Plattformen, wo man solche Sachen herunterladen kann. In solchen Portalen bilden sich auch Gruppen von Gleichgesinnten und es kommt zu einer Gruppendynamik. Allgemein sind immer mehr Bilder online verfügbar. Gleichzeitig sind die Provider heute in der Lage, solche Bilder feinmaschiger zu filtern und den Behörden zu melden.

Wie kommt die Polizei Leuten auf die Schliche, die Kinder- oder Tierpornografie herunterladen?

Meistens nehmen wir Ermittlungen aufgrund von Meldungen auf. In den USA gibt es beispielsweise ein nationales Center für vermisste und misshandelte Kinder. Gesetzlich sind in den USA die Internetanbieter verpflichtet, Bilder mit verbotenen Inhalten diesem Center zu melden. Das Center schliesst sich mit den amerikanischen Strafbehörden kurz. Diese – beispielsweise das FBI – meldet sich beim Bundesamt für Polizei und das wiederum gibt die Informationen den Kantonen weiter.

In den meisten Fällen wird die Kantonspolizei Aargau also nicht selber aktiv?

Die meisten Meldungen kommen aus den USA oder sonst aus dem Ausland, vereinzelt gibt es auch Zufallsfunde. Ein aktives Monitoring im Internet betreiben wir nicht, insbesondere aus Ressourcengründen wären wir hierzu gar nicht in der Lage.

Was sind das für Leute, die hunderte Bilder verbotene Pornografie im Internet herunterladen?

Es gibt verschiedene Typen von Tätern. Wir kennen den Gelegenheitstäter, der den raschen Kick sucht und situativ handelt. Das ist nicht der klassische Pädophile. Diesen haben wir aber ebenfalls als eigener Typ.

Sie richten ihr Leben nach der verbotenen Pornografie.

Das sind Leute, die krankhaft und triebgesteuert sind und somit systematisch auf der Suche nach solchen Bildern. Sie tauschen sich mit Gleichgesinnten aus und richten ihr Leben buchstäblich nach der verbotenen Pornografie aus. Sie konsumieren nicht nur Bilder, sondern machen sich in Chats auch an Kinder heran und bauen ein Vertrauensverhältnis auf.

Es gibt auch viele Jugendliche, die sich verbotene Bilder auf dem Smartphone zeigen. Das ist aber eine andere Kategorie …

Bei den Jugendlichen haben wir wirklich ein Problem, das wir nicht unerwähnt lassen dürfen. Dort es geht es nicht um Pädophilie, das Motiv ist eher die Belustigung.

Bei den Jugendlichen haben wir wirklich ein Problem.

Sie schicken verbotene Inhalte hin und her, es geht um Sachen mit Tieren und andere wüste Inhalte. Die Jungen sind sich vielfach nicht bewusst, dass das verboten ist und hinter jedem dieser Bilder auch ein Opfer steht. Man muss hier wirklich aufpassen, auch als Eltern, was hier abgeht. Häufig ist das Problem, dass hier die Aufsicht fehlt.

Das Gespräch führte Marco Jaggi.

SRF 4 News, 22.03.2021, 10 Uhr;

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