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Schweiz Luftangriff auf den Maiszünsler

Im Kampf gegen den schädlichen Maiszünsler setzen die Bauern in der Schweiz vermehrt und gleich doppelt auf die zivile Luftwaffe. «Multicopter» heisst die kleine Drohne, die über den Feldern punktgenau Eier der nützlichen Schlupfwespe abwirft. 500 Hektaren werden so dieses Jahr biologisch behandelt.

Wie ein etwas überdimensionierter Modellhelikopter sieht das Ding aus, das am Rand eines Maisfeldes im bernischen Niederbipp steht. Den militärischen Ausdruck «Drohne» mag Agronomin Nicole Berger von der Fachhochschule für Agrarwissenschaften HAFL in Zollikofen nicht. Sie hat zusammen mit ihrem Ehemann, dem Werkzeugbauer Walter Berger, den «Multicopter» entwickelt.

Doch auch wenn das Fluggerät in gänzlich ziviler Mission startet – ums Vernichten geht es auch in diesem Fall. Im Visier, der Maiszünsler. Dessen Larven fressen sich durch die Maisstängel – und so Löcher ins Portemonnaie der Bauern.

Stunden schrumpfen zu Minuten

Chemische Pflanzenschutzmittel gegen den Mais-Schädling sind nicht erlaubt. Bauer Remo Siegenthaler aus Niederbipp verteilte deshalb bisher in aufwändiger Handarbeit die Eier der Schlupfwespe auf den Feldern, denn dessen Larven sich wiederum von den Maiszünsler-Eiern ernähren.

Was früher mit fünf Kollegen mehrere Stunden gedauert habe, erledige der «Multicopter» heute in wenigen Minuten, bilanziert Siegenthaler und blickt auf seine knapp drei Fussballfelder grosse Maiskultur.

Bombardement mit Flugwespen-Eiern

Auf dem GPS-gesteuerten «Multicopter» wird jede Flugroute einprogrammiert, so dass dieser automatisch die gewählte Fläche in einer Höhe von zehn Metern abfliegen kann. Alle sieben Meter fällt dabei eine kleine, weisse Kugel aus organischem Material aus dem Bauch des Fluggeräts. In jeder Kugel sind 1000 Eier der Schlupfwespe verpackt. Da die Nützlinge nur eine bestimmte Strecke zurücklegen, müssen die Kugeln gleichmässig verteilt werden.

Multicopter
Legende: «Multicopter» wirft Eier der Schlupfwespe ab. Deren Larven fressen Eier des schädlichen Maiszünslers. SRF

Nicole und Walter Berger erinnern sich, dass der Mechanismus zum Abwerfen der Kugeln eine besondere Herausforderung darstellte. Zahlreiche Wochenenden und viel Freizeit vergingen, bis sie die Lösung hatten. Ein anfängliches Trichtersystem mit Öffnungsmechanismus hatte sich als untauglich erwiesen.

Interesse auch im Ausland

Bereits vor fünf Jahren hatten die Bergers erstmals einen mit einer Wärmebildkamera bestückten «Multicopter» eingesetzt – zum Aufspüren von Rehkitzen im Frühlingsgras, die sonst Opfer der Mähmaschine geworden wären. Die Mission war so erfolgreich, dass sich der Fenaco-Konzern nach weiteren Nutzungsmöglichkeiten in der Schädlingsbekämpfung erkundigte.

Audio
Drohnen gegen den Maiszünsler
aus Echo der Zeit vom 23.06.2014. Bild: ZVG
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 47 Sekunden.

Heute zeigt auch das Ausland Interesse am «Multicopter», etwa das Elsass, Südfrankreich und Süddeutschland, freuen sich die Entwickler. Und allein in der Schweiz werde dieses Jahr der Maiszünsler auf einer Fläche von 500 Hektaren mit diesen GPS-gesteuerten High-Tech-Fluggeräten bekämpft.

Sechs «Multicopter» sind zurzeit in Betrieb. Als Ziel nennt Nicole Gerber den schweizweiten flächendeckenden Einsatz des Geräts – «damit die biologische Methode eine Chance hat».

Gezielte Bekämpfung von Unkraut als weitere Vision

Und die Agronomin sieht weitere Einsatzmöglichkeiten. Etwa gegen Unkraut, das von oben lokalisiert und dann gezielt gespritzt werden könnte. Ob es jemals dazu kommt, ist auch eine Frage des Preises. Der «Multicopter» kostet inklusive Bodenelektronik gegen 20‘000 Franken.

In Niederbipp haben die Bauern den «Multicopter» gemeinsam gemietet. Wenn damit der Maiszünsler ausgerottet werden kann, zahle ich gern die 130 Franken pro Hektare», bekräftigt Bauer Remo Siegenthaler.

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