In der Schweiz fehlen Fachkräfte. Der Bundesrat will deshalb inländisches Potential besser ausschöpfen, sprich: die Frauen motivieren, im Job zu bleiben, statt sich ausschliesslich um die Kinderbetreuung zu kümmern.
Noch gibt es erst für 11 Prozent der Kinder im Vorschulalter einen Vollzeit-Krippenplatz, und die Betreuung ist oft so teuer, dass sich arbeiten nicht lohnt. Die Stadt Luzern hat diesen falschen Anreiz beseitigt und ein neues System eingeführt: Betreuungs-Gutscheine.
Luzern hat ihre Investitionen in die familien-ergänzende Kinderbetreuung in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Letztes Jahr waren es knapp vier Millionen Franken. Mit Betreuungs-Gutscheinen leistet die Stadt Pionier-Arbeit.
Denn statt wie früher einzelne Krippen mit Subventionen zu unterstützen, erhalten heute alle Eltern, die bestimmte Kriterien erfüllen, Betreuungsgutscheine. Die Familien werden so direkt unterstützt und können sich frei für eine Krippe entscheiden.
Dank Betreuungs-Gutscheinen lohnt sich arbeiten auch finanziell.
Alma Ramsden hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität St. Gallen untersucht, was das neue System gebracht hat. Die Ergebnisse sind eindeutig: Heute gehen in Luzern mehr Frauen arbeiten als früher, und das Einkommen der untersuchten Haushalte hat sich um über fünf Prozent erhöht.
«Dank Betreuungs-Gutscheinen lohnt es sich finanziell, wenn die Mütter arbeiten gehen. An anderen Orten ist es oft noch so, dass unter dem Strich weniger Geld bleibt, wenn die Frau arbeiten geht und die Kinder extern betreuen lässt, als wenn sie zu Hause bleiben würde», sagt die Wissenschaftlerin im Interview mit «10vor10».
Mehr Wettbewerb belebt den Markt
In Luzern ist mit dem neuen System die Nachfrage nach Krippenplätzen massiv gestiegen, und das Angebot zieht mit: Die Zahl der Krippenplätze hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt, auf über 750.
Viele neue Anbieter sind auf den Markt gekommen. Das System mit Betreuungs-Gutscheinen sorgt für gleich lange Spiesse unter den Krippen, im Gegensatz zu früher, als einzelne Krippen subventioniert wurden und andere nicht.
Das belebe den Wettbewerb, sagt Fabian Haindl, Inhaber von insgesamt acht Krippen in der Region, gegenüber «10vor10»: «Einerseits gibt es heute mehr Kunden, die sich eine Krippe leisten können. Und andererseits können die Eltern frei wählen, wo sie ihre Kinder betreuen lassen möchten.
Wir als Anbieter müssen uns durch spezielle Angebote, zum Beispiel mehr Flexibilität oder längere Öffnungszeiten auszeichnen. Der Markt spielt definitiv stärker, seit es Betreuungs-Gutscheine gibt.»
Kinder nicht als Karriere-Hindernis sehen
Die Positiven Effekte seien in allen Bildungs- und Einkommensschichten spürbar, und Paarhaushalte profitierten gleichermassen wie Alleinerziehende, sagt die Ökonomin Alma Ramsden: «Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde in Luzern dank Betreuungs-Gutscheinen gefördert.»Es brauche ein Umdenken in der Gesellschaft, ist sie überzeugt.
Kinder dürften nicht länger als Karriere-Hindernis betrachtet werden und finanzielle Unterstützung für die Kinderbetreuung nicht als blosser Kostenfaktor, sondern als lohnende Investition: «Gut ausgebildete Frauen bleiben im Job, verdienen mehr und bezahlen am Ende auch mehr Steuern.»
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