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Mehr Meldungen, doch die Dunkelziffer bleibt gross
Aus SRF 4 News aktuell vom 09.04.2018.
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Mehr Diskriminierungs-Fälle Sind die Schweizer rassistisch, Frau Wiecken?

Die Schweizerischen Beratungsstellen für Rassismusopfer haben im vergangenen Jahr 301 Fälle von rassistischen Diskriminierungen registriert, wie ein aktueller Bericht der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) zeigt. Das ist eine starke Zunahme gegenüber den früheren Jahren. Doch nicht der Rassismus habe zugenommen, sondern die Sensibilität dafür, sagt Alma Wiecken. Sie ist Juristin im Sekretariat der EKR und hat an dem Bericht mitgearbeitet. Der Bericht ist noch unveröffentlicht.

SRF News: Wie erklären Sie sich den Anstieg von Meldungen aufgrund rassistischer Übergriffe bei den Beratungsstellen?

Alma Wiecken: Ich habe keine definitive Erklärung dafür und ich wäre vorsichtig damit zu sagen, dass der Rassismus in der Schweiz zugenommen habe.

Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass die Hemmschwelle, sich rassistisch zu äussern, etwas gesunken ist.

Davon gehe ich nicht aus. Es ist aber interessant, dass durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit mehr Betroffene Hilfe suchen und zu Beratungsstellen gehen.

Im Bildungsbereich wurden doppelt so viele Fälle wie früher registriert. Worauf geht das zurück?

Eine Erklärung könnte sicher sein, dass sich durch die bessere Kenntnis von Beratungsangeboten die Betroffenen im Schulbereich vermehrt an eine aussenstehende Stelle wenden. Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass die Hemmschwelle, sich rassistisch zu äussern, etwas gesunken ist. Ich wäre aber vorsichtig damit. Ich denke, es hat eine Sensibilisierung stattgefunden.

Ihr Bericht zeigt auf, dass obligatorische Schulen, also Kinder und Jugendliche, stark betroffen sind.

Die Schule ist gewissermassen ein Brennpunkt. Dort gibt es Reibungen. Wichtig ist, dass man im Unterricht diese Themen bespricht.

Wenn man ein Schweizer mit dunkler Hautfarbe ist, wird man auch Opfer von Rassismus, egal, ob man hier geboren ist und sich als Schweizer fühlt.

Wie gehen wir mit Rassismus um? Wieso tut das jemand? Wie fühlt sich die Person, die beleidigt oder verletzt worden ist?

Warum sind vor allem Schweizer von Rassismus betroffen?

Daran merkt man, dass es bei Diskriminierung gar nicht darum geht, welchen Pass eine Person hat. Es geht eben um die äusseren Merkmale. Wenn man ein Schweizer mit dunkler Hautfarbe ist, wird man auch Opfer von Rassismus, egal, ob man hier geboren ist und sich als Schweizer fühlt. Das spielt dann gar keine Rolle mehr. Es geht darum, wie man von aussen gesehen wird. Darum ist es logisch, dass der grösste Teil der Opfer Schweizer ist.

Welche Art von Übergriffen erleben die Betroffenen?

Benachteiligungen stehen an erster Stelle von den Diskriminierungserfahrungen. An zweiter Stelle stehen Beschimpfungen, verbale Äusserungen in der Öffentlichkeit. Es kommt vor, dass Leute beschimpft werden, weil sie ein Kopftuch tragen. Es kommt auch vor, dass eine Person aufgrund ihrer Herkunft herabgewürdigt wird, dass ihr beispielsweise immer das Amt zugeteilt wird, die Toilette zu putzen, mit den entsprechenden Äusserungen auf die Herkunft bezogen.

Wenn Sie solche Meldungen auswerten, was geht Ihnen da durch den Kopf? Sind Schweizer generell rassistisch?

Es ist eine Tatsache, dass es solche Vorfälle gibt. Man spürt die Verletzung der betroffenen Personen. Man sollte sich auf die Frage konzentrieren, was man nun damit machen soll. Zu sagen, dass all die Täter Rassisten seien, das geht zu weit. Man muss sich einfach bewusst machen, was für Vorurteile wir alle in unseren Köpfen haben und was das für Folgen für die Betroffenen haben kann.

Das Gespräch führte Ruth Wittwer.

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