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Mutmassliches Terrormotiv Attacke im Tessin: Was wir wissen – und was nicht

Die Täterin wollte 2017 nach Syrien reisen. An der türkisch-syrischen Grenze wurde sie zurück in die Schweiz geschickt.

Was wissen wir zum Tathergang? Am Dienstagnachmittag kurz nach 14 Uhr kam es in einem Kaufhaus an der Piazza Dante in Lugano zu einer Messerstecherei. Eine Frau griff in einer Manor-Filiale wahllos mehrere Personen an. Nach ersten Erkenntnissen packte die Täterin eine Frau am Hals, während sie eine zweite Frau mit einer Stichwaffe schwer am Hals verletzte. Das schwer verletzte Opfer ist nicht in Lebensgefahr. Zwei weitere Personen wurden leicht verletzt.

Wurde die Täterin verhaftet? Die Frau wurde von einem beherzten Paar gestoppt, an den Haaren gezogen und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Sie sitzt nun in Untersuchungshaft. Der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi dankte dem herbeigeeilten Paar für das mutige Eingreifen.

Was weiss man über die Frau? Die Angreiferin ist 28 Jahre alt und wohnt im Raum Lugano. Sie ist dem Fedpol aus terroristischen und polizeilichen Ermittlungen bekannt. Bereits 2017 sei die Frau mit dschihadistischem Hintergrund aufgefallen. Sie wollte nach Syrien reisen, weil sie sich über soziale Medien in einen kämpfenden Dschihadisten verliebt hatte. Die Frau wurde aber an der syrisch-türkischen Grenze von den türkischen Behörden aufgehalten und in die Schweiz zurückgeschickt. Sie wurde nach ihrer Rückkehr in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Gemäss Fedpol ist sie seit 2017 nicht mehr in Ermittlungen mit terroristischem Hintergrund aufgetaucht. Laut «Tagesanzeiger» handelt es sich bei ihr um eine Schweizer Konvertitin. Die Bundesanwaltschaft BA bestätigte ausserdem, dass sie im März 2018 einen Ermittlungsbericht vom Fedpol erhalten habe. Weil keine strafbaren Handlungen und kein hinreichender Tatverdacht vorlag, habe die BA in der Folge kein Strafverfahren eröffnet.

Woher stammt die Tatwaffe? Tessiner Medien berichten, dass die Angreiferin das Messer direkt vor der Tat aus der Haushaltsabteilung des Einkaufszentrums gestohlen hatte.

War es ein terroristischer Angriff? Die Kantonspolizei Tessin und das Bundesamt für Polizei (Fedpol) gehen von einem mutmasslich terroristischen Motiv aus. Während des Angriffs soll die Täterin laut Zeugenaussagen gerufen haben, dass sie der Terrormiliz IS angehöre.

Die Bundesanwaltschaft hat ein Verfahren eröffnet wegen des Verdachts der versuchten vorsätzlichen Tötung und der schweren Körperverletzung sowie des Verstosses gegen das Verbot der extremistischen Gruppierungen Al-Kaida und Islamischer Staat (IS). Im Rahmen dieses Strafverfahrens sei die beschuldigte Person am Mittwoch erstmals einvernommen worden.

Gibt es einen Zusammenhang zu anderen Terror-Attacken? Nicoletta della Valle, Chefin des Bundesamts für Polizei (Fedpol), verglich die Tat mit der Messerattacke von Morges (VD). Dort war im September ein Portugiese erstochen worden. Das Fedpol leitete auch da ein Verfahren ein. Es ist aber völlig unklar, ob die Tat im Tessin in einem Zusammenhang mit Morges (VD) steht. Auch mögliche Bezüge zu den jüngsten Attacken in Wien oder Nizza werden geprüft.

Wie reagiert die Politik? Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga telefonierte mit dem Tessiner Regierungspräsidenten, um ihr Mitgefühl für die betroffenen Frauen zum Ausdruck zu bringen und der Tessiner Bevölkerung die Unterstützung des Bundes zuzusichern. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz verurteilte noch am Abend den «islamistischen Terroranschlag in Lugano.»

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10vor10, 24.11.20, 21.50 Uhr;

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