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Nationales Programm gegen Krebs ist ausgelaufen
Aus 10 vor 10 vom 19.05.2022.
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Nationale Strategie fehlt Krebsprävention in der Föderalismusfalle

Vorsorge kann Leben retten. Doch die Krebsprävention ist Sache der Kantone – und damit unterschiedlich. Krebsorganisationen sprechen sogar von ungleichen Chancen für Betroffene.

Weltweit nehmen Krebserkrankungen zu. Die WHO schätzt, dass bis 2030 21.6 Millionen Menschen an Krebs erkranken werden. Die Krankheit führt in vielen Ländern die Todesstatistik an. In der Schweiz ist Krebs die zweithäufigste Todesursache – bei Männern zwischen 45 und 84 Jahren und bei Frauen zwischen 25 und 84 Jahren sogar die häufigste – insbesondere unter 65 Jahren.

Systemwechsel seit 2020

Der Bundesrat rief zwischen 2014 und 2020 eine nationale Krebsstrategie ins Leben. Präventionsmassnahmen und Früherkennungsprogramme wurden ausgearbeitet und in Krebs-Betreuung und Forschung investiert. Dann kam der Systemwechsel. Krebserkrankungen wurden in die nationale Strategie zur Bekämpfung von sogenannten nicht-übertragbaren Krankheiten aufgenommen.

«Diese Strategie konzentriert sich nicht mehr auf einzelne Krankheiten, im Vordergrund stehen die Erkrankungsrisiken», sagt BAG-Sprecher Daniel Dauwalder.

Zu den bekannten Risiken gehören:

  • nicht ausgewogenes Essen
  • zu wenig Bewegung
  • viel Alkohol
  • Rauchen

Wenn man diese Risiken minimiere, könne man die Wahrscheinlichkeit massiv senken, an Krebs zu erkranken, erklärt Dauwalder.

Wir haben zwar ein hohes Niveau in der Gesundheitsversorgung, aber die Frage bleibt, ob jeder Franken optimal eingesetzt wird.
Autor: Jakob Passweg Präsident Oncosuisse

Krebsorganisationen warnen davor, dass seit 2020 die wichtige Präventionsarbeit so nur ungenügend zwischen den Kantonen koordiniert wird. Denn: Krebsvorsorge, besonders durch Früherkennung, könne Leben retten. Die EU spricht sogar von rund 40 Prozent der Krebsfälle, die durch wirksame Vorsorgestrategien vermeidbar wären. Eine aktuelle Gfs-Umfrage in der Schweiz zeigt, die Mehrheit der Befragten ist dagegen, dass es keine nationale Krebsstrategie mehr gibt.

Gerade bei den häufigsten Krebsarten wie Brust- oder Darmkrebs sind die Früherkennungsprogramme in den Kantonen unterschiedlich. In jenen Kantonen mit sogenannten Screening-Programmen kann es sein, dass beispielsweise bei der Darmkrebs-Vorsorge erforderliche Untersuchungen von der Franchise befreit sind. In Kantonen ohne Programme wird zwar die Untersuchung von der Krankenkasse übernommen, bei einer hohen Franchise muss der Betroffene aber trotzdem tief in die Tasche greifen.

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Jakob Passweg von Oncosuisse: «Es gibt Ungleichheiten.»
Aus News-Clip vom 19.05.2022.
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«Es gibt Ungleichheiten. Wir haben zwar ein hohes Niveau in der Gesundheitsversorgung, aber die Frage bleibt, ob jeder Franken optimal eingesetzt wird. Das sagt der Bund selbst. Wir glauben, wenn man koordiniert, kann man am Schluss mehr für Menschen herausholen», sagt Jakob Passweg, Präsident von Oncosuisse.

Wäre das Präventionsgesetz vor 10 Jahren nicht abgelehnt worden, dann hätte der Bund heute die Möglichkeit, Krebsorganisationen zu unterstützen.
Autor: Daniel Dauwalder Sprecher BAG

Politik will handeln

Die Krebsorganisationen arbeiten nun am sogenannten «Masterplan 2030». Das Ziel ist, Lösungen zu formulieren, um Früherkennung, Behandlung, Nachsorge, Datenerhebung und Forschung bei Krebserkrankungen zu verbessern – schweizweit. Die Ergebnisse sollen mit Bund und Kantonen geteilt werden. Allerdings sind dieser Arbeit Grenzen gesetzt, denn die Organisationen müssen sie selbst finanzieren.

«Der Bund hat keine Grundlagen, diese Organisationen zu unterstützen. Wäre das Präventionsgesetz vor 10 Jahren nicht abgelehnt worden, dann hätte der Bund heute die Möglichkeit dazu», sagt BAG-Sprecher Daniel Dauwalder.

Marina Carobbio, Tessiner SP-Ständerätin, will den Umgang mit Krebs wieder auf die politische Agenda bringen. Ihre Interpellation, in der sie sich für einen neuen nationalen Krebsplan ausspricht, hat der Bundesrat kürzlich zwar negativ beantwortet, ganz vom Tisch ist das Anliegen offenbar nicht. In einer mündlichen Ergänzung im Ständerat hat Gesundheitsminister Alain Berset eingestanden, dass man durchaus darüber reden müsse, ob die Krebsbekämpfung in der nationalen Präventionsstrategie gegen nicht-ansteckende Krankheiten gut untergebracht sei.

SRF 4 News, 16 Uhr, 19.05.2022

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