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Jugendliche nutzen Smartphones.
Legende: 80% der befragten Jugendlichen nutzen täglich Instant-Messaging-Apps wie zum Beispiel Whatsapp. Keystone
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Schweiz Politik? Ja, aber bitte nicht zu kompliziert!

Vor allem in der Familie und via Chat-Apps auf dem Smartphone diskutieren Jugendliche über Politik. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur und dem Dachverband der Schweizer Jugendparlamente. Allerdings liegt noch ein grosses Potenzial brach.

Wenn Maurus Blumenthal die Broschüre zur Versammlung seiner Gemeinde anschaut, fühlt er sich als Jugendlicher nicht wirklich angesprochen. Zu lange Texte und zudem in schwer verständlicher Sprache verfasst. Dies schrecke die meisten Jugendlichen vom Lesen ab. Blumenthal ist Geschäftsleiter des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente (DSJ), der zusammen mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft das Politikinteresse von jungen Erwachsenen analysiert hat.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung interessieren sich Jugendliche sehr wohl für Schweizer Politik und das aktuelle Weltgeschehen. Zu diesem Schluss kommen die Autoren der Studie «Scoop it 2.0», die 3400 Jugendliche in der Deutschschweiz befragt haben.

Was herausgefunden wurde

  • 75% der Jugendlichen informieren sich mehrmals wöchentlich über das aktuelle Weltgeschehen – fast gleich stark wie über Musik.
  • Über 80% der Jugendlichen nutzen täglich Instant-Messaging-Applikationen auf Smartphones wie z.B. Whatsapp, um zu kommunizieren. Auf Social Media-Plattformen sind hingegen nur 57% aktiv.
  • Minderjährige sind diskussionsfreudiger als Volljährige und nutzen multimediale Diskussionsplattformen und interaktive TV-Sendungen häufiger.
  • Wollen sich Jugendliche über Geschehnisse in ihrer Wohngemeinde informieren, greifen 59% der Befragten zu Zeitungen, Gratiszeitungen und Online-Newsplattformen. Minderjährige hingegen informieren sich auch im Lokalen vermehrt via Whatsapp, soziale Medien und Videoplattformen.
  • 80% der Jugendlichen erachten ihre Familie als wichtigste Diskussionsgruppe, um über politische Themen zu diskutieren. An zweiter Stelle stehen die engen Freunde, gefolgt von den Schul-, Studiums- und Arbeitskollegen.

Was Jugendlichen fehlt

Trotzdem sieht Maurus Blumenthal noch einigen Handlungsspielraum für Parteien und Institutionen: «Jugendliche bevorzugen kurze Texte und Videos, aus welchen sie ihre Informationen herausholen können.» Hier liege ein grosses Potential brach.

«Viele Erwachsene – gerade auch Politikerinnen und Politiker und Behörden – politisieren aber mit den gewählten Diskussions- und Informationskanälen an den Jugendlichen vorbei», erklären die Studienautoren. Die Erwachsenen schenkten den bevorzugten Medien der Digital-Native-Generation zu wenig Beachtung.

Weshalb Jugendliche trotzdem nicht abstimmen gehen

Auch das Bedürfnis der Jugendlichen nach Teilhabe werde ignoriert. Nach Ansicht von DSJ und Hochschule liegt aus diesen Gründen ein grosses Potenzial brach. «Kinder und Jugendliche benötigen für sie geeignete Beteiligungsformen», um bei politischen Prozessen mitwirken zu können. Eine Mehrheit der Minderjährigen wünsche sich sogar eine Senkung des Stimmrechtsalters und mehr Raum für eigene Aktivitäten.

Deshalb kommen auch immer wieder Umfragen zum Schluss, dass junge Erwachsene bei Wahlen und Abstimmungen den Urnen fern bleiben. Als Gründe fürs Fernbleiben geben die Jugendlichen vor allem Zeitmangel, Formalitäten und Kompliziertheit der Abstimmungen an.

Zudem könnte es für Parteien und Verbände auch in Zukunft schwierig sein, neue Mitglieder oder sogar aktive Personen für ihre Vorstände zu finden: Ein politisches Amt oder die Mitgliedschaft in einer Partei ist bei keiner der befragten Altersgruppen beliebt.

Hintergrund der Studie

Die Studie fand in Form einer Online-Befragung unter ausgewählten
Schulklassen zwischen dem 25. März und 20. April statt. Befragt wurden
vor allem Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sowie von Berufsschulen
und Gymnasien. Insgesamt wurden 3398 Jugendliche in den Kantonen
Glarus, Graubünden, Sankt Gallen und Zürich sowie in Liechtenstein
befragt.

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