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Symbolbild: Eingang zum RAV Winterthur, eine von hinten fotografierte, schwarz gekleidete Person tritt durch die Glastüre.
Legende: Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, immer mehr Menschen melden sich bei den RAV. Keystone
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Schweiz RAV arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen

Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren spüren die schleichend steigende Arbeitslosigkeit: In Winterthur etwa haben die RAV-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zunehmend Mühe, alle Stellensuchenden ausreichend betreuen zu können.

Mitten im riesigen ehemaligen Industriegelände der Firma Sulzer befindet sich das RAV Winterthur. Frauen, Männer, junge und ältere – die meisten mit einer Dokumenten-Mappe unter dem Arm – betreten den kühlen, modernen Bau. Eine knappe Stunde später verlassen sie ihn wieder.

Starker Franken bedroht Jobs

Wirtschaftliche Gründe seien es gewesen, wieso er nach drei Jahren in der gleichen Firma entlassen worden sei, sagt ein Mann, der eine neue Arbeit als Lastwagenfahrer sucht. Wirtschaftliche Gründe und den starken Franken macht auch eine junge kaufmännisch ausgebildete Frau dafür geltend, dass ihr gekündigt wurde – auch wenn sie dies nicht schwarz auf weiss hat.

«Keine Frage, der Schock, den die Aufhebung des Euro-Frankenuntergrenze ausgelöst hat, ist unterdessen auch bei uns spürbar», sagt der Leiter des RAV Winterthur, Jürgen Fackelmayer. Die Zahl der Arbeitslosen sei seit Januar zwar 2015 nicht sprunghaft, aber doch schleichend und mit Verzögerung gestiegen.

Langsamer Anstieg der Stellensuchenden

Fackelmayer nimmt das Beispiel des Industriekonzerns Rieter, der seine Produktion wegen des Frankenschocks ins Ausland verlagert und über 200 Stellen in der Schweiz abbaut. Dieser Entscheid sei im vergangenen Sommer von Rieter kommuniziert worden, doch die Kündigungen würden erst jetzt erfolgen. «Die Betroffenen werden sich deshalb erst in den nächsten Wochen auf dem RAV melden», sagt Fackelmayer.

Um die einzelnen Stellensuchenden optimal betreuen zu können, sollte ein Personalberater beim RAV nicht mehr als 130 verschiedene Dossiers zu verantworten haben. Doch die steigende Zahl an Stellensuchenden im Raum Winterthur hat in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass das Arbeitsvermittlungszentrum bei seinen Kapazitätsgrenzen angelangt ist – oder sie bereits überschritten hat.

Es braucht mehr RAV-Berater

Aus seiner Erfahrung weiss RAV-Leiter Fackelmayer: Schon ab rund 150 Dossiers pro Berater müssten Entlastungsmassnahmen ergriffen werden. Doch: «Wir haben Dossierbelastungen, die bei 180 und darüber liegen.» Als Folge davon haben die Personalberater weniger Zeit für die Stellensuchenden, sie laden sie weniger häufig vor. Das Resultat: die Arbeitslosen bleiben länger ohne Stelle.

Um die Betreuungssituation zu verbessern, stellt der Winterthurer RAV-Leiter nun drei zusätzliche Personalberater ein, um die restlichen 49 zu entlasten. Nachlassen werde der Druck trotz leicht besserer Wirtschaftsaussichten aber vorerst nicht, glaubt Fackelmayer.

Audio
Das RAV Winterthur muss mehr Berater anstellen
aus Rendez-vous vom 09.02.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 6 Sekunden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Auch die Stellensuchenden spüren die Anspannung der RAV-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter: «Ich sehe, dass sie unter einem wahnsinnigen Druck stehen, weil sie extrem viele Dossiers betreuen müssen», sagt eine Frau, die eine Stelle in der Kinderbetreuung sucht. Trotzdem, so habe sie den Eindruck, würden die Betreuenden ihr Bestes geben, um den Arbeitssuchenden zu einer neuen Stelle zu verhelfen.

Und so haben denn die Stellensuchenden die Hoffnung auch nicht verloren, wenn nicht heute, so dann morgen oder übermorgen wieder eine Stelle finden. «Manchmal findet man spontan eine Stelle, bei der man schon in der darauffolgenden Woche anfangen kann», sagt ein Mann vor dem RAV doch recht zuversichtlich.

Quote steigt auf 3,8 Prozent

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Quote steigt auf 3,8 Prozent

Die Arbeitslosenquote ist per Ende Januar auf 3,8 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Dezember 2015 sind damit 5000 Personen mehr ohne Job. Laut Seco ist die Zunahme vor allem saisonal bedingt – doch auch der starke Franken schlägt nun durch. Lesen Sie hier mehr.

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