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Jugendliche und Medien Social Media: Schlaraffenland für Falschmeldungen

Die herkömmlichen Medienkanäle erreichen die Jugendlichen immer weniger. Dank Smartphones sind sie trotzdem informiert. Doch die Qualität der Informationen entspricht nicht dem Standard der traditionellen Medien. Ein Experte zeigt sich besorgt.

Das Wichtigste des Jahrbuchs Qualität Medien 2016:

  • Bei den 18-bis 24-Jährigen informiert sich bereits jeder Vierte nur noch über Social Media, vor allem über Facebook
  • Im Social-Media-Bereich werden Falschmeldungen und Lügen oft nicht korrigiert
  • Eine Folge davon ist, dass die jungen Menschen ihre Meinungen weniger öffentlich machen und es wird zunehmend schwieriger, eine seriöse Abstimmungs- oder Wahlprognose zu machen.
  • Es braucht eine stärkere staatliche Kontrolle, damit die auch Social Media Qualitäts-Standards einhalten

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Medienkonsum – misstrauische Jugend
aus Rendez-vous vom 17.11.2016. Bild: Symbolbild Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 13 Sekunden.

Je jünger, umso misstrauischer sind die Jugendlichen den Medien gegenüber eingestellt, wie das aktuelle Jahrbuch 2016 Qualität der Medien des Forschungsinstitutes Öffentlichkeit und Gesellschaft der Uni Zürich zeigt. Die unter Dreissigjährigen sind die eigentlichen News-Abstinenzler – im Fachjargon auch News-Deprivierte genannt.

Sie investieren wenig Zeit, um sich zu informieren und wenn, dann tun sie es online oder lesen eine Gratiszeitung. Und diese Erkenntnis sei besorgniserregend, sagt Mark Eisenegger, Präsident der Stiftung. «Facebook und Co. sind der Wilde Westen der öffentlichen Kommunikation, wo überhaupt keine Standards gelten.»

Darin würden Falschmeldungen verbreitet, ja Lügen sogar, ohne dass solche Meldungen korrigiert würden. Gleichgesinnte würden sich gegenseitig hochschaukeln und dies sorge für grundsätzliches Misstrauen gegenüber allen Medien. «Diese zwiespältige Erfahrung, die man in den Social Networks macht, führt dazu, dass man den Medien eher Misstrauen entgegenbringt und dass man Newsmedien weniger konsumiert.»

Leben in einer eigenen Welt

Diese Social-Media-User würden sich gewissermassen in der eigenen Welt bewegen. Man glaube eher den eigenen Facebook Freunden, statt einer Zeitung oder dem Radio. Menschen, die sich so informierten, würden in einer Schwarz-Weiss-Welt leben und zunehmend auch so denken und argumentieren, sagt Eisenegger.

Der Kompromiss oder das überzeugendere Argument für eine Sache sei nicht mehr gefragt. Dies habe auch Auswirkungen auf die Gesellschaft und gerade die auch die direkte Demokratie. «Wer gehört dazu, wer gehört nicht dazu, das Freund-Feind-Schema, das ist der Kern der populistischen Rezepte und das bekommt mehr Bedeutung. Das ist für die Demokratie kein guter Befund.»

Eine andere Folge solchen Social-Media Verhaltens könne sein, dass man sich immer mehr zurückziehe und sich auch nicht mehr getraut, öffentlich zu seiner Meinung zu stehen, sagt Medienprofessor Mark Eisenegger. Und so überrasche es ihn nicht, dass es zunehmend schwieriger werde, eine seriöse Abstimmungs- oder Wahlprognose zu machen.

Facebook braucht Informationsstandards

Das Vertrauen in die Medien wieder stärker zu fördern, sei eine grosse Herausforderung für die traditionellen Medien wie Tageszeitungen und den Service Public. Gerade Radio und Fernsehen müssten ihre Inhalte stärker nicht nur auf Onlineportalen, sondern eben beispielsweise auch auf Facebook anbieten.

Und was Facebook und Co betreffe, meint Medienprofessor Mark Eisenegger, dort brauche es eine stärkere staatliche Kontrolle, damit auch diese Plattformen Qualitäts-Standards einhalten würden.

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