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Wie sinnvoll sind Schulschliessungen?
Aus Echo der Zeit vom 07.01.2021. Bild: Keystone
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Strengere Corona-Massnahmen Schulen dicht – Land in Sicht? Der aktuelle Wissensstand

Welche Rolle spielen die Schulen bei der Verbreitung des Coronavirus? Das ist – auch unter Fachleuten – eine noch immer heiss diskutierte Frage. SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg fasst den aktuellen Wissensstand zusammen.

Christian von Burg

Christian von Burg

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Der 1972 geborene Journalist arbeitet seit 2017 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Vorher war er Inlandredaktor bei Radio SRF und bei der Zeitung «Der Bund».

SRF News: Heute ist in Österreich eine neue Studie zum Thema veröffentlicht worden. Zu welchem Schluss kommt sie?

Christian von Burg: PCR-Tests haben gezeigt, dass im November knapp 1.5 Prozent aller Kinder in den Schulen Corona-positiv waren – ohne, dass sie davon etwas merkten. Es handelt sich um eine gross angelegte Studie in vielen verschiedenen österreichischen Bundesländern. Sie ist interessant, weil man sie mit der «Ciao Corona»-Studie aus Zürich vergleichen kann. Dort waren einen Monat später, im Dezember nur 0.2 Prozent der Kinder in den Klassen Corona-positiv – also gut sieben Mal weniger. Das wirft Fragen auf.

Wie lässt sich dieser Unterschied zwischen Österreich und der Schweiz denn erklären?

Eigentlich gar nicht. Die Studienautoren aus Zürich werweissen, ob ihre Datengrundlage bei den PCR-Tests zu klein war. Dazu muss man wissen, dass die Ciao-Corona-Studie im Unterschied zur österreichischen Studie hauptsächlich mit Antikörper-Nachweistests gearbeitet hat. Da stimmen die Resultate von der Aussage her wieder überein mit denen aus Österreich.

Schule
Legende: Während in unseren Nachbarländern die Schulen geschlossen oder gerade erst wieder geöffnet wurden, sind sie in der Schweiz in der zweiten Welle gar nie geschlossen worden. Nun flammt die Debatte aber neu auf. Keystone

Man ist also auf unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ergebnis gekommen. Zwar hat sich gezeigt, dass die Kinder etwa gleich oft wie der Rest der Bevölkerung in Kontakt mit dem Virus kommen. Das heisst, die Kinder tragen das Virus in sich, ohne es zu merken. Sie werden einfach deutlich weniger oft krank. Und wenn sie krank werden, dann im Durchschnitt viel milder als die Erwachsenen.

Weiss man, wie oft die Kinder das Virus an die Erwachsenen weitergeben?

Das ist der grosse offene Punkt. Man weiss, die Kinder sind – anders als zum Beispiel bei der Grippe – nicht die Treiber der Pandemie. Die Schule ist kein grosser Ansteckungsherd. Genetische Virus-Untersuchungen aus Island legen nahe: Kinder sind weniger ansteckend als Erwachsene.

Jugendliche werden öfter krank, tragen mehr Virusmaterial in sich und sind damit deutlich ansteckender als Kinder, falls sie das Virus in sich tragen.

Aber wie oft die Kinder das Virus dann eben doch auch an Ältere weitergeben, ist unklar. Wobei man zwischen Kindern und Jugendlichen unbedingt unterscheiden muss. Ab der Pubertät sieht es anders aus. Jugendliche werden öfter krank, tragen mehr Virusmaterial in sich und sind damit deutlich ansteckender als Kinder, falls sie das Virus in sich tragen.

Es gibt Hinweise aus Grossbritannien, dass Kinder und Jugendliche das Virus immer häufiger in sich tragen.

Ja. Ob da auch das mutierte Virus eine Rolle spielt, ist noch offen. Es liegen noch schlicht zu wenige Daten vor. Aber schon Untersuchungen im Oktober und November haben diese erhöhten Zahlen unter den Jungen gezeigt. Man muss das allerdings in den britischen Gesamtkontext stellen. Im Herbst wurde das öffentliche Leben wieder runtergefahren, die Schulen aber blieben offen. Da ist es nachvollziehbar, dass an den Schulen mehr Ansteckungen stattfinden als sonst wo in der Bevölkerung – aber auch hier waren es die Jugendlichen, nicht die Kinder unter 12 Jahren.

Das heisst, wenn Schulschliessungen als letztes mögliches Mittel auch in der Schweiz wieder zum Thema würden, müsste man bei der Oberstufe ansetzen?

Eindeutig. Bei Oberstufe und beim ganzen über-obligatorischen Bereich der Schule. Das macht aus epidemiologischer Sicht am meisten Sinn. Dazu kommt, dass die Schülerinnen und Schüler in diesem Alter selbständiger sind und besser aus der Ferne unterrichtet werden können.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Echo der Zeit, 07.01.2021, 18 Uhr;

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