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Im Kanton Waadt haben Ärzte eine Meldepflicht
Aus 10 vor 10 vom 28.11.2017.
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Vorgehen bei Kindsmisshandlung Waadt macht gute Erfahrungen mit Meldepflicht

Als erster Kanton führte die Waadt 2004 eine gesetzliche Meldepflicht ein: Ärzte müssen Fälle von Kindsmisshandlungen den Behörden melden. Behörden und Ärzte ziehen ein positives Fazit.

Der Chefarzt Jean-Jacques Cheseaux und sein Team am Kinderspital Lausanne behandeln jedes Jahr über 500 misshandelte Kinder. Verbrennungen, Bisswunden zugefügt von überforderten Eltern, Schläge, bis zu sexuellen Übergriffen.

Kinderarzt: «Dank Meldepflicht entdecken wir mehr Fälle»

Kinderarzt Jean-Jacques Cheseaux vom Kinderspital Lausanne gegenüber «10vor10»: «Seit 2010 hat die Zahl misshandelter Kinder um 83 Prozent zugenommen. Das heisst nicht, dass es so viel mehr Misshandlungen gibt. Dank der Meldepflicht entdecken wir diese Fälle heute.» Für die Ärzte sei es entscheidend, frühzeitig im Gespräch und – wenn möglich – in Zusammenarbeit mit den Eltern solch misshandelten Kindern helfen zu können.

Ein Junge sitzt zusammengekauert am Boden.
Legende: Können die Ärzte bei Misshandlungen die Situation mit der Familie nicht stabilisieren, wird die Behörde eingeschaltet. Colourbox

Denn obwohl der Kanton Waadt als erster Kanton der Schweiz eine Meldepflicht auch für Ärzte oder etwa Lehrer bereits 2004 eingeführt hat, melden die Ärzte noch lange nicht jeden Fall der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde. In etwa der Hälfte der Kindsmisshandlungen schaltet Arzt Cheseaux und sein Team die Behörde ein: «Das Gesetz in der Waadt ist klar: Nur wenn wir als Ärzte die Situation nicht selbst zusammen mit der Familie stabilisieren können und Misshandlungen aufhören, melden wir.»

Wir hatten seit Einführung des Gesetzes noch nie Probleme mit ungerechtfertigten Missbrauchsmeldungen.
Autor: Christophe Bornand Leiter Kinder- und Jugendschutz des Kt. Waadt

In der Waadt arbeiten Jugendpsychologen, Familientherapeuten, Ärzte und Kinderschutz-Behörden zusammen – erst nach mehreren Gesprächen auch mit den Eltern werden Massnahmen ergriffen.

SVP-Schwander: «Kesb für Familien traumatisierend»

Der Schwyzer SVP-Nationalrat und Kesb-Kritiker Pirmin Schwander, hat sich zusammen mit einer rechtsbürgerlichen Mehrheit heute im Nationalrat gegen eine nationale Meldepflicht nach Waadtländer Vorbild gestellt. Pirmin Schwander fürchtet eine Meldeflut und unzimperliches Vorgehen der Behörden: «Wenn man jetzt eine Meldung erstellt, macht die Kesb Abklärungen. Die Behörde ermittelt sechs Monate in einer Familie und kommt dann zum Schluss: Es ist kein Missbrauch. Diese Familie ist dann traumatisiert.»

Waadt: 85 Prozent der Kinder bleiben in Familie

Der Leiter Kinder- und Jugendschutz des Kantons Waadt, Christophe Bornand, widerspricht. «Wir hatten seit Einführung des Gesetzes noch nie Probleme mit ungerechtfertigten Missbrauchsmeldungen.» Nochmals Bornand: «Unser oberstes Ziel ist es, die Situation in den Familien mit den Eltern zu verbessern. Erst wenn diese nicht kooperieren, und die Kinder ungeschützt sind, platzieren wir fremd.»

Die Zahlen scheinen dies zu bestätigen: In 15 Prozent von total 6731 Fällen haben die Waadtländer Behörden Kinder aus den Familien im letzten Jahr fremd platziert – der überwiegende Teil von 5719 Betroffenen blieb in den Familien, wenn es die Situation zulässt.

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