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Der Schweizer Durchschnitt ist Frauenfeld
Aus Treffpunkt vom 28.06.2019.
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Politologe über die Wahl-Karte «Kleinere Parteien haben die Chance, sich neu zu etablieren»

Eine neue Karte zeigt die politischen Verschiebungen in den Schweizer Gemeinden in den letzten vierzig Jahren. Der Politologe Andreas Ladner von der Universität Lausanne forscht seit langem zu Schweizer Gemeinden. Im Interview erklärt er, warum die Zeit der Partei-Hochburgen vorbei ist und was das für die Wahlen im Herbst bedeutet.

Andreas Ladner

Andreas Ladner

Politologe

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Andreas Ladner ist Professor für schweizerische Verwaltung und institutionelle Politik am Institut für öffentliche Verwaltung der Universität Lausanne (IDHEAP). Er leitet verschiedene Forschungsprojekte zur Gemeinde- und Parteienforschung.

SRF: Die Karte zeigt, wie sich die politische Landschaft verändert hat. Was lesen Sie als Experte da raus?

Andreas Ladner: Die dramatischste Verschiebung ist sicher jene der SVP. Ende der 1990er Jahre begann sie, auch in Gemeinden, wo sie vorher nicht beliebt war, in grösserem Stil Wählerstimmen zu gewinnen. Die SVP erschloss sich ein grosses Potenzial im rechts-konservativen Bereich. Und nahm damit auch Hochburgen der anderen Parteien ein. Einher mit dem Aufstieg der SVP geht der Fall der CVP. Sie verlor bis auf Teile des Tessins und des Wallis fast überall. Nicht mal in der katholischen Innerschweiz konnte sich die CVP halten.

Wie ist zu erklären, dass die CVP diese Hochburgen verloren hat?

Die CVP hat die konservativen Werte vernachlässigt. Man wollte die Zentren erobern, weil es dort mehr Wählerstimmen zu holen gibt, und ist dazu fortschrittlicher geworden. Das hat wahltheoretisch Sinn gemacht, aber die Partei hat sich durch den Gang links von der Mitte selbst geschwächt. Das hat der SVP Möglichkeiten gegeben, sich auch in den katholischen Gebieten festzusetzen.

Die Grünen hatten kaum wirklich eine Hochburg und waren jeher Aussenseiter. Ist das nun ein Vorteil für sie?

Weil die Umwelt gerade ein Thema ist, ist «grün» im Namen natürlich attraktiv für Wähler, auch wenn sie vielleicht die sonstigen Details des Parteiprogramms nicht kennen. Studien zeigen, dass zwischen der politischen Orientierung der Grünen und der SP keine Unterschiede bestehen. Bei den Grünen steht einzig die Umweltfrage prominenter im Vordergrund. Man muss aber auch sagen: Die Nationalratswahlen sind nicht immer der beste Gradmesser für die Parteistärken in den Gemeinden. Vieles hängt von den lokalen Kandidaten, der Organisationsstruktur der Parteien und deren Präsenz in den Kantonen, sowie von der Grösse des Kantons ab.

Die Hochburgen werden auch von kleineren Parteien untergraben - die GLP in städtischen Gebieten, die BDP in Graubünden und im Berner Oberland. Wird diese Fragmentierung noch zunehmen?

Es gab immer wieder Phasen, wo sich wenige grosse Parteien bewährten und dann wieder solche mit einer grösseren Fragmentierung. Das ist ein normaler Zyklus in der Politikgeschichte. Plötzlich kommen wieder kleinere Parteien, die Nischen besetzen, die die alten Parteien vielleicht offengelassen haben. Die BDP und GLP kann man aber nur schwer vergleichen. Die BDP hat es nie geschafft, eine eigene politische Position zu finden. Die GLP hingegen schon. Sie hat zwischen der SP, den Grünen und der FDP eine ökologische und linksliberale Nische gefunden.

Es könnte zu einer nachhaltigen Umgestaltung des Parteiensystems kommen.
Autor: Andreas Ladner Politologe

Erwarten uns also Überraschungen an der Wahl im Oktober?

So richtig viele Überraschungen gab es auch die letzten vierzig Jahre nicht. Der grosse Einschnitt fand Ende der 1990er-Jahre mit dem Aufstieg der SVP statt. Insgesamt haben zwei grosse, traditionelle Parteienströmungen, die CVP und die FDP und Liberalen, sehr an Stärke verloren. Im Moment gibt es die Chance für kleinere Parteien, sich neu zu etablieren und es könnte zu einer nachhaltigen Umgestaltung des Parteiensystems kommen.

Das Gespräch führte Julian Schmidli.

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