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Schweiz Wenig glanzvoller Fair-Trade-Handel mit Gold

Für den Bund ist es ein Vorzeigeprojekt: Max-Havelaar-Gold aus Peru, bei dem der kleine Mineur einen Mindestpreis erhält. Es soll zeigen, dass sich die Schweiz mit Gold-Importen auseinandersetzt, die in hiesigen Raffinerien verarbeitet werden. Aber faires Gold verkauft sich hierzulande schlecht.

Im Berner Kirchenfeldquartier befindet sich ein kleines Schmuckatelier. Im Schaufenster liegen ausgesuchte Einzelstücke. Goldschmid Jörg Eggimann öffnet die Vitrine, nimmt einen breiten Goldring mit lilafarbenem Stein heraus. «Der Stein ist ein Saphir aus Australien, das Gold ist Max-Havelaar-Gold und kommt aus Peru, aus der Mine Sutrami.»

Die Mine Sutrami ist die erste, die von der Max-Havelaar-Stiftung eine Fairtrade-Lizenz bekommen hat. Also eine Bescheinigung, dass das Gold zu fairen Bedingungen produziert wurde – was die Ausnahme ist in der Branche.

In der Schweiz vertreibt Max Havelaar dieses Gold seit mehr als einem Jahr, oder versucht es zumindest. Denn viele Goldschmiede wie Jörg Eggimann berichten von wochenlangen Engpässen bei der Lieferung. «Das Gold ist hierzulande nicht mehr so einfach zu beziehen.»

Es gibt im Moment gar keine Quelle für faires Gold in der Schweiz.
Autor: Jörg Eggimann Goldschmied

Denn das Unternehmen, das Max-Havelaar-Gold exklusiv in der Schweiz vertrieben hat, ist seit Mitte Jahr im Konkurs. Das bestätigt Max-Havelaar-Sprecherin Katrin Dorfschmid.

Zur Beschaffung aus dem Ausland gezwungen

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Faires Gold - ein Problem-Projekt
aus Echo der Zeit vom 23.12.2015. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 39 Sekunden.

In der Zwischenzeit bleibt den rund 30 Goldschmieden in der Schweiz, die faires Gold verarbeiten, nichts anderes übrig, als zu versuchen, das Gold aus alternativen Quellen im Ausland zu beschaffen. Zum Beispiel aus Grossbritannien oder den Niederlanden. Doch das macht den Rohstoff, der ohnehin 10 bis 15 Prozent mehr kostet als normales Gold, noch teurer, weil zusätzlich Zollgebühren anfallen.

Für Kleinstlieferungen lohne sich der Aufwand nicht, berichtet etwa eine Basler Goldschmiedin. Sie arbeitet notgedrungen wieder mit konventionellem Gold. Für ihren Berner Kollegen Eggimann kommt das aus ideologischen Gründen nicht in Frage. Deshalb hat er rechtzeitig vorgesorgt:

Ich habe immer ein bisschen gutes Gold an Lager, damit ich arbeiten kann.
Autor: Jörg Eggimann Goldschmied

Auch wenn Max Havelaar hofft, schon im Januar einen neuen Partner für den Schweizer Markt präsentieren zu können: Der Lieferengpass macht es noch mühsamer als ohnehin schon, das faire Gold unter die Leute zu bringen.

Max Havelaar will nicht von einem Rückschlag sprechen

Auch ein gutes Jahr nach dem Start sei der Anteil von fairem Gold am Gesamtmarkt noch minimal, gibt Max-Havelaar-Sprecherin Dorfschmid zu. Von einem Rückschlag mag sie trotzdem nicht sprechen. «Fair-Trade-Gold ist ein internationales Projekt. Das sehen wir in der Tendenz überhaupt nicht in Gefahr, sondern sind dabei, dass weitere Minen in Südamerika und auch in Afrika zertifiziert werden, damit diese ihr Gold zu besseren Bedingungnen verkaufen können.»

Denn oft arbeiten Mineure im kleingewerblichen Bergbau unter gefährlichen Bedingungen und für wenig Geld. In einem Fair-Trade-Projekt erhalten sie einen garantierten Mindestlohn und eine Prämie, müssen dafür aber bestimme Umwelt- und Sicherheitsstandards garantieren.

Grossverteiler erklären geringe Nachfrage mit Mangel an Wissen

Die Nachfrage nach dem guten Gold kommt aber selbst bei grossen Detailhändlern wie Coop City oder Christ nur schleppend in die Gänge. Coop-Sprecher Urs Maier: «Die Nachfrage entwickelt sich, sie ist aber im Moment noch kleiner als das Angebot.» Und das bei ohnehin kleinem Angebot: Gerade 20 Schmuckstücke aus fairem Gold haben Coop und Christ in den Vitrinen.

Unser Anteil von fairem Gold ist sehr klein, der liegt im tiefen einstelligen Prozent-Bereich.
Autor: Urs Maier Mediensprecher vom Coop

Dass die Kunden das gute Gold oft links liegenlassen, erklärt Maier mit der fehlenden Sensibilisierung: «Fair Trade kennen die meisten Kunden im Bereich der Lebensmittel – etwa bei Schokolade oder Bananen. Im Bereich der Schmuckwaren, insbesondere im Gold, ist das Wissen darum noch nicht so verbreitet.» Dabei wäre der Detailhänder durchaus bereit, bei entsprechender Nachfrage das Angebot auszuweiten, betont Coop-Sprecher Maier.

Auch der Berner Goldschmied Jörg Eggimann wartet noch auf einen Käufer für seinen Ring. Bis dahin bleibt das Schmuckstück in der Vitrine.

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