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Wahlen 15 Abgewählt.

Und plötzlich ist man raus. Zwei ehemalige Nationalräte erzählen, wie sie mit ihrer Abwahl umgegangen sind.

Sie haben die Wiederwahl nicht geschafft: SVP-Politiker Christoph Mörgeli und SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin sind künftig nicht mehr im Nationalrat. Dieses Schicksal teilen sie mit 23 weiteren Parlamentariern. Doch wie fühlt sich das an, wenn die Politkarriere von einem Tag auf den anderen über den Haufen geworfen wird? Zwei ehemalige Nationalräte erinnern sich.

Urs Hany

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Der Zürcher Urs Hany war von 2006 bis 2011 für die CVP im Nationalrat. Vor vier Jahren verpasste er die Wiederwahl. Heute arbeitet er als Bauunternehmer und hat verschiedene Mandate bei Verbänden inne.

Wie haben Sie auf Ihre Abwahl reagiert?

Urs Hany, CVP: Mich hat das sehr getroffen. Ich war 26 Jahre lang in den Behörden tätig – zuerst auf lokaler, dann auf kantonaler, dann auf Bundesebene. Mir war es immer gut gelaufen; ich wollte noch weitere vier Jahre machen und dann aufhören. Daher war ich sehr enttäuscht, als ich das Wahlergebnis erfuhr.

Brigit Wyss, Grüne: Ich wusste zwar, dass ich mit der Abwahl rechnen musste – wir Grünen hatten den Sitz vier Jahre zuvor mit wenigen Stimmen Unterschied von der SP erobert. Trotzdem war ich traurig, als es nicht reichte. Geholfen hat mir, dass ich persönlich ein gutes Resultat erreicht habe. Zudem war der Sitzgewinn 2007 ohnehin eher unverhofft gekommen: Als Grüne im Kanton Solothurn, die nicht einmal vom ersten Listenplatz aus gestartet war, hatte ich mir keine grossen Hoffnungen gemacht. Von daher waren die vier Jahre in Bern ein schönes Abenteuer.

Herr Hany, hatten Sie mit Ihrer Abwahl gerechnet?

Urs Hany: Wir wussten, dass unsere Partei mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Sitz verliert. Trotzdem war es für mich bitter: Ich hatte gegenüber der gewählten Barbara Schmid-Federer 392 Stimmen weniger – weil ich auf unserer eigenen Liste gestrichen wurde. Das ist das einzige, was mir heute noch etwas Mühe macht. Denn ich hatte mich bei der CVP sehr engagiert: ich war Ortspartei-, Bezirkspartei- und Kantonalpräsident und habe Wahlkämpfe geleitet.

Brigit Wyss

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Die Solothurnerin Brigit Wyss war von 2007 bis 2011 für die Grünen im Nationalrat. Heute politisiert sie im Solothurner Gemeinderat und im Kantonsrat. Daneben arbeitet sie als Projektleiterin Umwelt und Tierrechte bei einer NGO.

Als Politiker ist man sehr gefragt. Hat sich da ein Loch aufgetan, als plötzlich alles vorbei war?

Urs Hany: Nein, zum Glück nicht. Drei Tage nach dem Wahlsonntag flatterte bereits ein Angebot ins Haus, das Verwaltungsratspräsidium von Trasse Schweiz zu übernehmen [ein Verband von SBB, BLS und SOB, Anm. d. Red.]. Und die Medienanfragen vermisse ich ohnehin nicht – die habe ich immer ein wenig mühsam gefunden. An Anlässe werde ich weiterhin eingeladen, unter anderem in meiner Funktion als Vizepräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands.

Brigit Wyss: Nein, denn ich hatte mein Leben nicht total umgekrempelt für den Nationalrat. Zudem bin ich auch heute noch politisch tätig: im Kantonsrat und im Solothurner Gemeinderat. Die Lust am Politisieren ist mir durch die Abwahl also nicht vergangen.

Ein Mandat im Parlament nimmt viel Zeit in Anspruch. Konnten Sie da beruflich ohne Probleme wieder einsteigen?

Urs Hany: Wir hatten damals unsere Firma bereits verkauft. Doch nach der Abwahl kamen viele Verbände und Firmen mit Anfragen auf mich zu, ob ich nicht ein Mandat übernehmen wolle oder ein Verwaltungsratspräsidium. Meistens ging es um Mandate im Bereich der Bauwirtschaft und des Verkehrs, womit ich mich ja auch als Politiker beschäftigt hatte.

Brigit Wyss: Ich hatte einen grosszügigen Arbeitgeber und konnte praktisch von einem Tag auf den anderen wieder aufstocken.

Wie ist das, wenn Sie heute auf ehemalige Nationalratskollegen treffen?

Urs Hany: Wenn ich in Bern frühere Kollegen aus dem Nationalrat sehe, sind alle nett und freundlich. Und doch ist es nicht mehr das gleiche. Man merkt, dass man keine Stimme mehr hat und nicht mehr mitbestimmen kann.

Brigit Wyss: Das ist so. Man spürt einfach, dass man nicht mehr dazu gehört.

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