Mehr AHV für Rentnerinnen und Rentner, dafür Rentenalter 65 auch für Frauen, eine höhere Mehrwertsteuer und mehr Abzug vom Lohn: das hat der Ständerat entschieden, als er sich Anfang Woche mit dem Rentenreformpaket befasst hat.
Der 34-jährige FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen und die 61-jährige SP-Nationalrätin Silvia Schenker, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen haben über Solidarität zwischen Jung und Alt und zwischen Frau und Mann diskutiert – und sich nichts geschenkt.
- Der Ständerat hat diese Woche entschieden, die AHV-Rente zu erhöhen. Eine Einzelrente soll demnach um 70 Franken pro Monat steigen. Eine gute Idee?
Christian Wasserfallen versteht diesen Entscheid zum heutigen Zeitpunkt ganz und gar nicht: Angesichts der Fakten, so wie sich die Altersvorsorge in den nächsten Jahren entwickeln werde, begreife er nicht, wie man überhaupt auf so eine Idee kommen könne. «Heute haben wir 3,7 Arbeitnehmende, welche einen Rentner finanzieren. Ab dem Jahr 2030 wird sich dieses Verhältnis deutlich verschlechtern. Dann gibt es zwei Arbeitnehmende auf einen Rentner.»
Schenker widerspricht Wasserfallen: «Frauen in meiner Generation haben oft nur eine AHV oder eine kleine Pensionskasse.» Gerade Frauen müssten dann im AHV-Alter Ergänzungsleistungen beantragen. Sie hätten ihr Leben lang gearbeitet und stünden dann da mit einer Rente, welche nicht einmal die Existenz sichere. «Und dieses Problem müssen wir auch lösen neben der Finanzierung der AHV», betont Schenker. Man nehme immerhin eine Erhöhung des Frauen-Rentenalters in Kauf.
- Aber ist ein tieferes Rentenalter für die Frauen gerecht?
Es sei überhaupt nicht begründbar, dass Frauen früher in Rente gehen, meint Wasserfallen. «Das ist der einzige Lichtblick in dieser AHV-Revision: dass das Referenzalter für Frauen und Männer auf 65 festlegt wird.»
Mit der Erhöhung des Rentenalters seien es vor allem die Frauen, welche den Preis bei dieser Revision zahlten, erklärt Schenker. «Dafür sollen sie auch eine Gegenleistung erhalten. Von den höheren Renten werden insbesondere die Frauen profitieren.» Zudem sei die Lohngleichheit nach wie vor nicht garantiert. Es gebe also durchaus eine Legitimation für den bisher geltenden Unterschied.
- Zahlen dann am Schluss die Jungen für die Alten?
Im Jahr 2030 werde der Fehlbetrag in der AHV 8,8 Milliarden Franken betragen, rechnet Wasserfallen vor. Da müsse man die Notbremse ziehen. Das sei unverhältnismässig. «Wir, die Jungen, müssen es dann mit mehr Lohnprozenten wieder ausgleichen», ist der Nationalrat überzeugt.
«Unsere Generation hat einen wichtigen Beitrag geleistet», kontert Schenker. «Ich finde es nicht mehr als recht, dass es auch eine Solidarität der Jungen gegenüber den Älteren gibt.»
Hören Sie hier das ganze «Tagesgespräch»
Zahlen die Jungen zu viel für die Alten? Wie müsste die Altersvorsorge in diesem Land aussehen, damit Junge und Alte damit und davon leben können? Das Gespräch aus dem Generationenhaus in Bern.