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Das Logo der chinesischen HNA-Gruppe.
Legende: Die HNA-Gruppe besitzt bereits eine ganze Reihe an Transport- und Tourismusfirmen, darunter auch Swissport. Keystone
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Wirtschaft «180'000 Angestellte sind auch für chinesische Verhältnisse viel»

Seit acht Jahren ist die chinesische HNA Group weltweit auf Einkaufstour. Nun will sie den Schweizer Bordverpfleger Gategroup einverleiben. SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi mit Einzelheiten zum hungrigen Riesenunternehmen.

SRF News: Wie passt die Gategroup ins Portfolio von HNA?

Martin Aldrovandi: Im Zentrum der HNA Group steht Hainan-Airlines, eine sehr erfolgreiche und beliebte chinesische Airline. Die HNA Group besitzt bereits eine ganze Reihe an Unternehmen, die im Transport und im Tourismus tätig sind. Flugcatering fehlte aber noch. Von der Grösse und der Qualität her gesehen passt die Gategroup gut als Ergänzung zum bestehenden Portfolio der HNA Group.

Das Unternehmen ist mit Blick auf die Tourismusbranche breit aufgestellt. Was kann es jetzt alles aus einer Hand anbieten?

Da ist einerseits die Fluggesellschaft Hainan-Airlines, mit der es Passagiere transportieren. Dann ist das Swissport: Damit ist es am Boden präsent, managed die Flughäfen. Mit einem Catering könnten es auch noch die Verpflegung der Passagiere übernehmen. Schliesslich besitzt die HNA Group noch viele andere Unternehmen, die indirekt mit dem Flugbetrieb zu tun haben: Hotels und Reisebüros zum Beispiel. Auch ist die Gruppe gross im Logistik-Bereich tätig und besitzt verschiedene Finanz- und Versicherungsinstitute.

In China ist alles gross. Gilt das auch für die HNA Group?

Ja. Alleine die Fluggesellschaft Hainan besitzt über 800 Flugzeuge. Sie transportiert pro Jahr gut 70 Millionen Passagiere. Auch besitzt die Gruppe 400 Hotels und mehrere Logistik-Unternehmen. Zudem hat sie in Fluggesellschaften im Ausland investiert. Kürzlich übernahm die Gruppe Ingram Micro, ein US-Grosshändler mit 20‘000 Angestellten. Insgesamt beschäftigt die HNA Group heute über 180‘000 Personen. Das ist auch für China nicht wenig.

Audio
Chinesen wollen Schweizer Flugcaterer schlucken
aus Rendez-vous vom 11.04.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 40 Sekunden.

Wie konnte das Unternehmen so gross werden und sich gegen die staatlichen Unternehmen durchsetzen?

Angefangen hat alles vor über zwanzig Jahren in Hainan, einer südchinesischen Ferieninsel: Dort nahm es die kleine Hainan-Fluggesellschaft ab 1993 mit staatlichen Unternehmen auf – auch mit Unterstützung der lokalen Regierung. Hainan-Airlines bot in jeder Hinsicht eine bessere Qualität an. Sie setzte früh auf moderne Flugzeuge. Nach erfolgreichen zehn Jahren begann sie, sich auch auf andere inländische Unternehmen zu konzentrieren. Und seit acht Jahren macht die HNA Group nun internationale Übernahmen, die auch bei uns für Schlagzeilen sorgen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Wer ist Gategroup?

Gategroup beliefert Flugzeuge weltweit mit Mahlzeiten. 28'000 Mitarbeitende in 32 Ländern sind damit beschäftigt, knapp drei Milliarden Franken Umsatz machte das Unternehmen im letzten Jahr. In der Firmengeschichte, musste der weltweit führende, unabhängige Flugzeug-Caterer einige Turbulenzen überstehen. Seine Wurzeln liegen bei der ehemaligen Fluggesellschaft Swissair. Diese lagerte 1992 ihre Catering-Aktivitäten in eine Tochtergesellschaft aus, daraus entstand Gate Gourmet. Als es bei Swissair zum Grounding kam, musste sie die lukrative Tochter an einen US-Finanzinvestor verscherbeln. Im Zuge einer Neustrukturierung wurde Gategroup geschaffen, die 2009 an die Schweizer Börse ging. Bald aber rückte ein grosser Betrugsfall das Unternehmen in ein miserables Licht: Eine Mitarbeiterin stahl 25 Millionen Franken aus der Firmenkasse. Der damalige Chef hatte enge Kontakte zur Betrügerin und musste den Hut nehmen. Ein Imageschaden blieb. Das Geschäft lief auch nicht rosig, im letzten Jahr machte Gategroup 63 Millionen Franken Verlust und strich 300 Stellen. Nun soll es nach China gehen. Aus Sicht von Gategroup macht das Zusammengehen mit der chinesischen HNA Group Sinn, denn Gategroup will in asiatischen Ländern wachsen. Dort hat sie laut Schätzungen nur einen Marktanteil von rund zehn Prozent, in Europa und den USA sind es 30 bis 40 Prozent.

Martin Aldrovandi

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Martin Aldrovandi

Martin Aldrovandi ist seit 2016 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet.

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