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25 Jahre EWR-Nein «Es hat sicher der Entwicklung der Wirtschaft geschadet»

Die Wirtschaft stand 1992 beinahe geschlossen hinter dem geplanten Beitritt zum EWR. So auch Ökonom Bernd Schips. Er ist weiterhin überzeugt: bei einem «Ja» stünde die Schweizer Wirtschaft noch besser da.

SRF News: Wie war der Zustand der Schweizer Wirtschaft vor der EWR-Abstimmung?

Bernd Schips: Man litt noch unter den Nachwirkungen der Immobilienkrise von 1989 und 1990, die Zinsen stiegen und auch die Nachfrage nach Krediten war relativ gering. Die Wirtschaft war in einer sehr schwachen Gesamtverfassung.

Wie standen die Unternehmen damals zum EWR-Beitritt?

Überwiegend positiv, denn man versprach sich vom EWR einen institutionell geregelten Zugang zum europäischen Binnenmarkt.

Es gab auch einige Grossunternehmen, die sagten: Falls man den EWR-Beitritt ablehnt, wird die Schweiz untergehen.

Das war sicher übertrieben, denn man hatte nach wie vor die Möglichkeit, mit Verhandlungen wenigstens einen begrenzten Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu bekommen. Man hat das auch versucht mit den Verhandlungen zu den bilateralen Verträgen. Aber das «Nein» hat zu einer Verunsicherung der exportierenden Unternehmen geführt. Man war ja mit einer Reihe von Hemmnissen konfrontiert, die es dann erst sukzessive wieder gelang zu beseitigen.

Viele Dinge, die heute in den Beziehungen zur Europäischen Union Probleme bereiten, wären geregelt.

Weshalb waren Sie dazumal ein Verfechter des EWR?

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es eindeutig die beste Möglichkeit gewesen, den Binnenmarktzugang zu bekommen, ohne zur damaligen Europäischen Gemeinschaft beitreten zu müssen. Viele Dinge, die heute in den Beziehungen zur Europäischen Union Probleme bereiten , wären geregelt.

Zur Person

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Bernd Schips war von 1993 bis 2005 Professor für Nationalökonomie an der ETH Zürich. Er leitete die Konjunkturforschungsstelle KOF und betätigte sich in der empirischen Wirtschaftsforschung.

Sicher hätte es auch den einen oder anderen Nachteil gehabt. Vor allem wären einige Sektoren sehr stark betroffen worden, besonders jene, wo Kantone Monopole halten und der Marktzugang beschränkt war.

Nach der EWR-Abstimmung folgten Jahre der Rezession. War das «Nein» dafür verantwortlich?

Man kann natürlich die lange Phase der wirtschaftlichen Stagnation nicht allein auf das «Nein» zum EWR konzentrieren. Die Immobilienkrise und ihre Nachwirkungen, der Zusammenbruch des europäischen Wechselkursmechanismus, sie führten auch zur langen Stagnationsphase. Aber natürlich war bis zum Abschluss der Verhandlungen zu den bilateralen Verträgen die wirtschaftliche Position der Schweiz geschwächt und das hat sich auch in dieser langen schwachen konjunkturellen Phase ausgewirkt.

Darbt der europäische Binnenmarkt, leidet auch die Schweiz.

Über die letzten 25 Jahre hinweg gesehen ging es der Schweiz ja sehr gut im Vergleich zu den europäischen Nachbarn.

«Tagesschau» 19:30 Uhr

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Mehr zum Thema sehen Sie heute in der «Tagesschau» auf SRF 1 um 19:30 Uhr.

Der Vergleich hinkt ein bisschen: Es gab solche, bei denen die wirtschaftliche Entwicklung eindeutig schlechter war – es gab aber auch solche, wo die wirtschaftliche Entwicklung besser war. Am bedeutendsten ist nach wie vor die weltwirtschaftliche Entwicklung und vor allem aus Schweizer Sicht die Entwicklung im europäischen Binnenmarkt. Darbt der europäische Binnenmarkt, leidet auch die Schweiz.

Wenn Sie ein Fazit ziehen: Das EWR-Nein, hat es den Schweizern genützt oder geschadet?

Es hat sicher der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz geschadet. Es hat grosse Anstrengungen gebraucht, die Folgen des Schadens zu beheben. Denken Sie nur, wie lange und intensiv verhandelt werden musste, bis es zu den bilateralen Verträgen kam. Das blieb nicht ohne Spuren für die Schweizer Wirtschaft.

Das Gespräch führte Marcel Niedermann.

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