Zwar boomt der Handel mit Tonträgern global. In der Schweiz allerdings sieht es anders aus. Hier gehen die Musik-Erträge nach wie vor zurück. Das zeigen die neusten Zahlen des Jahres 2012. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Einnahmen um 15 Prozent. Das sind fast 20 Millionen Franken.
Weniger CDs im Angebot
Die Soulsängerin Adele verkaufte weltweit am meisten Musikalben letztes Jahr. Doch wer ihre Scheibe «21» in der Schweiz als CD kaufen wollte, musste lange suchen. Viele Schweizerinnen und Schweizer stellten fest, «dass sich viele Händler sich entweder ganz aus dem CD-Geschäft zurückziehen oder ihre Verkaufsflächen reduzieren. Das führt zu einer Ausdünnung des Angebotes», sagt Lorenz Haas. Er ist der Geschäftsführer des Branchenverbandes Ifpi Schweiz. Als Käufer müsse man immer häufiger feststellen, dass man bestimmte CDs gar nicht mehr finde.
Der Verkauf von CDs ist immer noch die Milchkuh der Musikindustrie. In den letzten zwei Jahren haben sich die Einnahmen aber praktisch halbiert. Auch der gut laufenden Online-Markt, also das Herunterladen oder Hören von Musik via Internet, kann diesen Einbruch nicht kompensieren. Das zeigt: Der Musikmarkt in der Schweiz entwickelt sich anders als im Rest der Welt.
Mehr illegale Downloads als anderswo
«In der Schweiz ist es so, dass die Nutzung von unlizenzierten und damit auch unbezahlten Angeboten im Internet viel höher ist als im Ausland», sagt Haas.
Die Internetpiraterie, illegal angebotene Musik auf dem Netz, macht dem Markt immer noch zu schaffen. Repression würde dieses Problem beheben so Haas: «Wir fordern, dass die Infrastrukturbetreiber ihre Verantwortung mehr wahrnehmen müssen.»
Der Bundesrat hat bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Die Ifpi will vorwärts machen. Nur wenn illegale Musikanbieter konsequent verfolgt werden, könne sich das Online-Geschäft auch in der Schweiz zu einer Goldgrube entwickeln, so die Meinung des Verbands .
Technisch nicht machbar
Gerd Leonhard ist selbst Musiker und Autor und strategischer Berater. Er hält die Idee von Ifpi für eine Illusion. Technisch gesehen sei es nicht möglich, das gratis-Herunterladen von Musik zu verbieten. Er sagt: «Alles Mögliche zu verbieten ist keine ökonomische, keine legale und in der Schweiz auch keine soziale Lösung.»
Vorschlag: Eine Flatrate
Leonhard schlägt darum eine Flatrate vor. Damit ist ein fixer Preis für den unbeschränkten Zugang zu Musik gemeint.
Die Ifpi ihrerseits glaubt nicht an dieses Modell. Weitere schmerzhafte Umsatzverluste schliesst sie nicht aus. Sie hofft aber, die Talsohle erreicht zu haben.