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Wirtschaft Bei Kuoni buchen weniger Kunden

Der angekündigte Verkauf des Reisegeschäfts wirft seine Schatten voraus. Die Buchungen gingen zurück. Der Reingewinn des letzten Jahres sank wegen Sonderfaktoren zwar nur leicht. Doch als Veranstalter verdiente der Konzern deutlich weniger.

Reisebus mit Auschrift Kuoni, davor von hinten fotografiert wartende Reisende
Legende: Kuoni will selbst keine Reisen mehr veranstalten, aber Dienstleister für Anbieter von Gruppenreisen sein. Keystone

Überraschend hat der Reisekonzern Kuoni vor zwei Monaten angekündigt, aus dem Geschäft als Reiseveranstalter auszusteigen. Seither stehen Marken wie Kuoni Reisen, Manta, Helvetic Tours, Kontiki oder Railtour zum Verkauf, eben so wie das gesamte klassische Reisegeschäft im Ausland.

Flüge gestrichen

Das hat viele Kunden verunsichert, wie ein Blick auf den aktuellen Buchungsstand zeigt: Er brach in Franken gerechnet um 14 Prozent ein. Darin widerspiegelt sich laut Konzernsprecher Peter Brun auch der Umstand, dass Kuoni viele anfangs Saison gebuchte Flugzeugsitze mangels Nachfrage stornierte.

Besonders in der Schweiz und Skandinavien seien Flugkapazitäten reduziert worden. Dabei strich das Unternehmen nicht einzelne, weniger gefragte Destinationen, sondern kürzte die Anzahl Flugsitze linear. Das deutet darauf hin, dass viele Kunden einen Bogen um die Reisebüros des Konzerns machen.

Währungsrabatte belasten

Dennoch will Brun nicht von einem «massiven Buchungseinbruch» sprechen. Er verweist für das Schweizer Geschäft auch auf das Ende der Frankenuntergrenze gegenüber dem Euro. Darauf habe Kuoni mit einem Währungsrabatt von 15 Prozent reagiert. Damit sanken die Preise, was den Buchungsstand (Umsatz) im Vergleich zum Vorjahr verzerre.

Vom Veranstalter zum Dienstleister

Mit dem Verkauf des Veranstaltergeschäfts will Kuoni zum Dienstleister für die Reiseindustrie werden. Bleiben will der Konzern:

  • Ein Grossist und Anbieter von Hotelübernachtungen für andere Reiseunternehmen (Sparte Global Travel Distribution)
  • Ein Dienstleister für Veranstalter von Gruppenreisen (Sparte Global Travel Services)
  • Ein Partner von Regierungen bei der Vorbereitung von Visa-Anträgen mit derzeit 1400 Antragszentren in 117 Ländern (Sparte VFS Global)

Hotelplan unter Interessenten

Kuoni zeigt sich weiter zuversichtlich, das Reiseveranstaltergeschäft in der Schweiz, in Skandinavien, Grossbritannien, Benelux, Hongkong/China und Indien im laufenden Jahr verkaufen zu können. Käufer können das gesamte Geschäft mit einem Umsatz von knapp 2,2 Mrd. Franken und rund 3800 Mitarbeitern erwerben oder Aktivitäten in einzelnen Ländern. Namen nannte Konzernchef Peter Meier an der Bilanmedienkonferenz keine. Man spreche aber mit vielen Interessenten.

Explizit für den Schweizer Teil hat die Migros-Tochter Hotelplan Interesse angemeldet. deren Chef einst bei Kuoni gearbeitet hat. Allgemein als Käufer genannt werden aber auch der grösste europäische Reiseanbieter TUI oder Rewe Touristik aus Deutschland. Und kürzlich hat laut «Zentralschweiz am Sonntag» auch Samih Sawiris für einige Kuoni-Bereiche Interesse gezeigt. Er ist an der deutschen FTI Touristik beteiligt.

Kuoni-Schweiz-Chef Marcel Bürgin zuversichtlich

Der Bekanntgabe, das Reisegeschäft zu verkaufen, folgten turbulente Wochen beim Schweizer Traditionsunternehmen. Nun sei aber Ruhe eingekehrt, so Bürgin gegenüber SRF: «Die offenen Fragen konnten wir mittlerweile bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern beantworten». Man habe sehr schnell richtig stellen können, dass Kuoni nicht auseinandergenommen werden sollte. «Das Ziel war, einen neuen Eigentümer zu finden. Wir gehen aber davon aus, dass unser Geschäft dadurch weiter wachsen wird.» Zu möglichen Käufern wollte sich Bürgin nicht äussern. Fest steht für den Kuoni-CEO: «Die Marke Kuoni ist sehr stark verankert in der Schweiz. Wer immer der neue Besitzer sein wird, er wird auf dieses Pferd weiter setzen.» Die Aufgabe des Euro-Franken-Mindestkurses sieht Bürgin derweil aus Kundensicht positiv. «Die Schweizer reisten immer schon gerne, jetzt können sie günstiger reisen. Das ist für unser Geschäft gar nicht schlecht.» Die Verluste bei den Umsätzen müssten aber durch mehr Buchungen kompensiert werden.

Gewinn zeigt nicht ganze Wahrheit

Die Kuoni-Zahlen für das letzte Geschäftsjahr zeigen, wie das zu verkaufende Reiserveranstaltergeschäft den Konzern belastet: So fiel dessen Umsatz in Skandinavien um 14 Prozent, in Europa und Asien ging er um 5 Prozent zurück.

Der Umsatz des gesamten Konzerns sank 2014 um 2,8 Prozent auf 5,5 Mrd. Franken, wie das Unternehmen mitteilt. Fast gleich stark ist der Rückgang beim Gewinn, der noch 67,4 Mio. Franken erreichte. Dass Kuoni ein nur wenig verändertes Ergebnis erzielt hat, ist vor allem auf hohe Sonderkosten im Vorjahr zurückzuführen: So kostete 2013 der Ausstieg aus defizitären europäischen Reiseveranstalteraktivitäten Kuoni fast 50 Mio. Franken, die den Konzerngewinn damals entsprechend schrumpfen liessen. Diese Belastung fiel im letzten Jahr nun weg.

Audio
Kuoni-CEO Marcel Bürgin: «Wir wollen weiter wachsen»
aus SRF 4 News aktuell vom 17.03.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 7 Sekunden.

Reisegeschäft drückt auf operativen Gewinn

Beim Betriebsergebnis, das keine Sonderkosten enthält, schnitt Kuoni 2014 entsprechend schlechter ab. Der (operative) Gewinn aus der Geschäftstätigkeit (vor Zinsen und Steuern) brach um satte 44,4 Prozent ein, auf 85,7 Mio. Franken. Dies sei vor allem auf die zu verkaufenden Unternehmensteile zurückzuführen. So steuerte das Reiseveranstaltergeschäft mit 5,8 Mio. über zehnmal weniger an den Betriebsgewinn bei.

Mit Visa viel Geld verdienen

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Die Visa-Sparte VFS bleibt die Ertragsperle von Kuoni: Mit lediglich 271 Mio. Franken Umsatz steuerte sie 52,5 Mio. zum operativen Gewinn (Ebit) bei. Global Travel Distribution (Umsatz 1,9 Mrd.) warf noch ein Betriebsergebnis von 42 Mio. ab. Ein operativer Verlust (- 3,4 Mio.) fiel dagegen in der Sparte Global Travel Services an (1,24 Mrd. Umsatz).

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