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Digitalisierung der Schweiz Bieler Konkurrenz für Amazon und Google

Ganz im luftleeren Raum funktioniert die digitale Welt nicht. Sichtbar wird das derzeit im Bieler Industriequartier. Auf einer Baustelle entsteht ein riesiges Rechenzentrum. Initiantin des Projekts ist die boomende Schweizer Firma Netrics, die mit Giganten wie Amazon und Google im Wettstreit liegt.

Lautlos gleitet eine Hochsicherheitstüre zur Seite. Im Raum leuchtet und blinkt es. Die Hunderten von Rechnern, fein säuberlich übereinander geschichtet, machen einen ohrenbetäubenden Lärm. Auch das ist die digitale Welt, sauber, aber lärmig. Am neuen Ort wird die Firma Netrics seine Rechner zusammenführen, die jetzt noch auf mehrere Standorte verteilt sind.

Begonnen hat Netrics ganz klein: Sie bot Firmen und Privatpersonen Platz auf ihren Rechnern für deren Homepages und Webshops. Im Laufe der Zeit wandelte sich Netrics, stiess Firmenaktivitäten ab und spezialisierte sich auf das, was sie heute tut.

Platz auf Servern für Firmen

Geschäftsführer Pascal Schmid sagt: «Wir stellen IT-Infrastruktur und Services zur Verfügung, die es Firmen erlauben, ihre IT- und Businessanforderungen nicht mehr selber bei sich, sondern bei uns in einer verfügbaren Umgebung zu betreiben.»

Firmen können die benötigte Rechenkapazität zu Netrics auslagern. Sie mieten dort genau jenen Platz, den sie gerade brauchen. Sie können Platz dazu mieten, falls nötig und gemietete Kapazität wieder kündigen. Das hilft ihnen Kosten zu sparen, da die Firmen weniger eigene Computer betreiben müssen.

Netrics kämpft mit ungleich grösseren Konkurrenten wie Google und Amazon um Kunden und Aufträge. Die Konkurrenz hat die Welt mit ihren Hochleistungsrechnern überzogen und bietet Ähnliches an. Trotzdem kann Netrics überleben, wächst gar.

Geografische Nähe trotz Globalisierung

Schmid sagt: «Bei uns ist es sicherlich so, dass wir durch den persönlichen Kontakt und der geografischen Nähe trotz der Globalisierung viel schneller und persönlicher auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen können. Der Schweizer Kunde schätzt es, wenn er weiss, wo seine Daten liegen und wo er hingehen kann und sich im schlimmsten Fall beschweren kann.»

Zu den Kunden von Netrics gehören viele KMU, aber auch ein grosser Hersteller von Haushaltsgeräten, von dem 25 Millionen Geräte in der ganzen Welt im Einsatz sind. Viele seiner Geräte senden ununterbrochen Zustandsmeldungen an die Zentrale. Diese wiederum beliefert die Nutzer ihrer Geräte mit Kochrezepten und Ähnlichem. All das läuft über die Rechner bei Netrics.

Biel liegt in der Data-Speicher-Lücke

In jüngerer Vergangenheit haben sich zwei Kundentypen herausgeschält. Auf der einen Seite sind es Medizinalfirmen. Sie brauchen enorm grosse Rechenkapazitäten. Auf der andern Seite sind es Vermittler von Finanzdienstleistungen. Sie benötigen ein Datenzentrum, dessen Sicherheitsstandard zertifiziert ist, damit sie diesen Nachweis gegenüber den Behörden nicht selber erbringen müssen. Netrics bietet beides.

Dass das neue Datenzentrum von Netrics in Biel und nicht etwa in Zürich gebaut wird, habe einerseits mit der Geschichte von Netrics zu tun, sagt Geschäftsführer Pascal Schmid. Netrics ist um die Jahrtausendwende in Biel gegründet worden. Dann aber auch mit der geografischen Lage der Stadt: «Es gibt natürlich ein Data-Center-Netz in der Schweiz. Dieses hat eine Lücke. Und genau in dieser Lücke liegt Biel. »

«Swiss Finish» als Möglichkeit

Biel ist auch vom Wetter her ein guter Standort. Das Rechenzentrum muss nur einen Monat im Jahr mit einer Klimaanlage gekühlt werden, in andern Weltgegenden muss dies öfters gemacht werden. Ob Netrics auch in Zukunft viele ihrer Dienstleistungen und Angebote in der Schweiz entwickeln wird, weiss Geschäftsführer Schmid noch nicht: «Die Anzahl Anwendungen, die irgendwo auf der Welt sein können, wird sicher zunehmen. Ich bin aber davon überzeugt, dass es auch in Zukunft Anwendungen gibt, die aus irgendwelchen Gründen vor Ort sein müssen.»

Nicht ausgeschlossen also, dass Netrics beispielsweise bei Amazon oder Google einst einen Teil der unspezifischen Anwendungen einkauft, um dann eine Art «Swiss-Finish» dazu zu stellen, aber wissen tue er das nicht. Schon in drei Jahren könnte vieles wieder sehr anders aussehen, sagt Schmid und zuckt mit den Schultern. Die digitale Welt mit ihrer rasenden Entwicklung ist auch für ihn als Kenner der Materie voller Überraschungen.

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