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Wirtschaft Claudio Hintermann: Der Mann, der 69 Gemeinden verklagt

Mit Diplomatie hält sich Claudio Hintermann nicht auf. Der Mitgründer des Software-Anbieters Abacus sieht sich durch St. Galler Gemeinden vom Wettbewerb ausgeschlossen. Hintermann kämpft für Transparenz – und für den Unternehmensstandort St. Gallen.

Claudio Hintermann ist ein Mann, dem es ums Prinzip geht. Er verschafft sich Gehör, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. So hat der Mit-Gründer des Software-Anbieters Abacus gegen 69 St. Galler Gemeinden Klage eingereicht.

Sie kaufen Buchhaltungssoftware bei einer Firma, die ihnen selbst gehört. Die Aufträge schreiben sie nicht aus. Es gebe keinen Wettbewerb, das schade privaten Anbietern: «Es kann ja nicht sein, dass wir hier eine Industrie aufbauen, und die Gemeinden versuchen mit ihrem Gärtli die Industrie kaputt zu machen», sagt er im Interview mit «ECO».

Video
Ausschnitt: Klartext beim Termin mit dem Gemeindepräsidenten
Aus ECO vom 21.12.2015.
abspielen. Laufzeit 38 Sekunden.

Lukas Keel, Gemeindepräsident von Uzwil, einer der verklagten Gemeinden, wehrt sich im Treffen mit Claudio Hintermann gegen die Vorwürfe. Es sei Sache der Gemeinden, ihr Geschäftsmodell zu bestimmen: «Was ist denn falsch daran, dass die Gemeinden mit den gleichen Aufgaben und Interessen sich zu einer AG zusammenschliessen und die Aufgabe unter einem Dach erledigen?»

Claudio Hintermann ist nicht nur streitlustig – er ist als Unternehmer auch erfolgreich. Vor 30 Jahren gemeinsam mit zwei Studienfreunden von der Universität St. Gallen gegründet, beschäftigt Abacus inzwischen 300 Personen am Firmensitz im st. gallischen Wittenbach. 40'000 Schweizer KMU und Gemeinden erledigen ihre Lohnabrechnung mit Abacus-Software. Damit hat Hintermann einen grösseren Marktanteil in der Schweiz als Software-Gigant SAP.

«Dem Erfolg gegenüber misstrauisch»

Ursprünglich ist der gebürtige Italiener Marketing-Spezialist. Dass er Informatik nicht von der Pike auf gelernt hat, interpretiert er als Vorteil. «Wenn man Quereinsteiger ist, denkt man anders und steht dem Erfolg immer misstrauisch gegenüber», sagt Hintermann. «Man glaubt, man habe es sich gar nicht verdient, weil man es nicht als Profi geschafft habe, sondern als jemand, der aus einem ganz anderen Gebiet kommt.»

Gerade dieses Misstrauen spüren nun auch die 69 St. Galler Gemeinden. Einen ersten Effekt hat Claudio Hintermann erzielt: Solange die Klagen hängig sind, dürfen die Gemeinden keine neue Software bestellen.

Eigentlich glaubt Hintermann nicht wirklich daran, dass er dereinst die Aufträge der St. Galler Gemeinden erhalten wird. Ein Gewinn ist es aber schon jetzt – interpretiert man ihn so, wie Claudio Hintermann es zu tun pflegt: «Erfolg ist, wenn man das machen kann, was man als richtig empfindet.»

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