Der Schweizer Detailhandel geht derzeit durch schwierige Zeiten. Coop musste am Dienstag für 2015 einen Rückgang des Gruppenumsatzes von 4,4 Prozent bekanntgeben. Die Gründe sind die Frankenstärke und der Einkaufstourismus.
Was aber auffiel: Einen Viertel seines Umsatzes erzielt Coop gar nicht im Detailhandel, und auch nicht in der Schweiz. Diesen Viertel setzt Coop etwa in Zentral- und Osteuropa um, und zwar im Grosshandel – also mit Cash und Carry- und Belieferungs-Märkten für Restaurants und mit Spitalküchen, Kindertagesstätten und Pizza-Lieferdiensten.
Transgourmet heisst dieses wenig bekannte Auslandsgeschäft von Coop. Für Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Coop-Gruppe, hat sich die Firma zu einem wichtigen Standbein entwickelt: «Mit der Transgourmet sind wir als Nummer zwei unter den Grossisten Europas eine echte Grösse».
Ehrgeizige Pläne
Die Verbindung von Coop und Transgourmet geht auf das Jahr 2005 zurück. Zusammen mit dem deutschen Handelskonzern Rewe führt Coop den internationalen Grosshändler als Gemeinschaftsunternehmen. Im Jahr 2011 übernimmt Coop Transgourmet dann vollständig.
Coop verspricht sich viel von dieser Investition. Zu dieser Zeit ist der Basler Konzern schon seit Jahren die klare Nummer 2 hinter der nationalen Konkurrentin Migros. Mit der Übernahme von Transgourmet kann Coop die Migros erstmals überflügeln.
Doch der Coop-Führung geht es um mehr als um die Vorherrschaft auf dem Heimmarkt. Man will im Ausland wachsen. Hansueli Loosli, Verwaltungsratspräsident von Transgourmet, schielt dabei insbesondere nach Osteuropa und seinen vermeintlich wachstumsstarken Märkten in Polen, Rumänien und Russland. Hier sollen jährlich ein bis zwei neue Abholmärkte eröffnet werden.
Umsatzeinbruch im Jahr 2015
Ab 2011 verfolgt Transgourmet in Europa eine Expansionsstrategie. Nach diversen Zukäufen, wie jüngst der österreichischen C+C Pfeiffer, ist die Coop-Tochter inzwischen in Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Polen, Rumänien, Russland und Österreich präsent. Insgesamt betreibt die Gruppe 124 Standorte.
Durch die Expansion kann Transgourmet jahrelang leicht wachsen. Anders 2015: Rund neun Prozent ist der Umsatz der Gruppe gegenüber dem Vorjahr eingebrochen.
Schlechte Wirtschaftslage in Russland
Dies hängt vor allem mit den derzeitigen Währungsturbulenzen zusammen, insbesondere in Russland. Währungsbereinigt wäre Transgourmet 2015 gewachsen.
«Die tiefen Ölpreise und der schwache Rubel drücken derzeit auf die Konsumstimmung der Russen. Deshalb haben wir unsere Expansion angepasst», sagt Coop-Chef Joos Sutter. Lokal sei es zwar nicht schlecht gelaufen: Denn immerhin habe man die Verkäufe in Russland um 6,1 Prozent steigern können. Wegen des schwachen Rubels falle die Jahresrechnung in Russland allerdings trotzdem negativ aus.
Doch die schwierigen Umstände bringen Joos Sutter nicht aus der Ruhe: «Es ist erfreulich, dass wir in allen Transgourmet-Märkten gewachsen und profitabel sind. Man muss jetzt einfach etwas Geduld haben».
Durchhalteparolen in einem schwierigen Umfeld für Coop und seine Grosshandelstochter Transgourmet.