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Wirtschaft E-Autos: «Ist der Trend offensichtlich, dann ist es zu spät»

Zukunftsforscher Lars Thomsen ist von Hause aus Optimist. Das VW nun aber so mit seiner alten Strategie bricht, hätte auch er nicht für möglich gehalten. Doch damit der Wolfsburger Weg zum Erfolgsmodell wird, muss noch einiges passieren – schnell.

Für Sie als Verfechter des E-Autos war am Dienstag, dem Tag der Verkündung der neuen VW-Strategie, sicher ein Feiertag?

Lars Thomsen: Kann man so sagen. Also mich hat der Entscheid gestern positiv überrascht. Obwohl, als der Abgas-Skandal publik wurde, habe ich noch so für mich gedacht: Das wäre doch die ideale Gelegenheit für einen Wandel. Das es jetzt so eingetreten ist, erfreut mich umso mehr.

Ist die Kursänderung hin zum E-Auto ernst gemeint?

Ja, denn die Abgasrichtlinien werden von Jahr zu Jahr strenger – weltweit. Der Aufwand, das mit einem vertretbaren Aufwand hinzubekommen, wird immer grösser – vor allem beim Diesel. Insofern ist der disruptiven Kurswechsel bei VW nachvollziehbar.

Disruptiv meint was?

Dass man keine leichte Verbesserung des Alten anstrebt, sondern anfängt, komplett neu zu denken.

Gestern angekündigt, kommt die neuen VW-Autos wann im Alltag an?

Lars Thomsen

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Der Gründer des in Zürich ansässigen Think Tanks «future matters» gehört zu den weltweit führenden Zukunftsforschern. Er berät Unternehmen und regierungsnahe Stellen bei der Entwicklung von Zukunftsstrategien. Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Berechnung von Zeitpunkten, ab denen neue Technologien beginnen, Althergebrachtes abzulösen.

Ich rechne mit einem Entwicklungszeitraum von 200 Wochen – sprich, man wird wohl in vier Jahren mit neuen Fahrzeugen rechnen können.

Warum dauert das so lange?

Zum einen müssen die entsprechenden Fahrzeuge erst entwickelt werden – zum anderen müssen auch die Batterien zu Preisen und Stückzahlen verfügbar sein, um tatsächlich Massenprodukte anbieten zu können.

Könnte man sich den nicht sparen und Tesla, den Marktführer, einfach kaufen?

(Lacht) Ja, das wäre in der Tat eine kluge Option für VW, zumal Daimler vor kurzem bei Tesla ausgestiegen ist. Das Problem ist nur: Tesla ist mittlerweile viel zu teuer. Um die 30 Milliarden müssten für den Kauf aufgebracht werden. Das übersteigt selbst die Mittel der Wolfsburger. Aber VW könnte sich zum Beispiel an der Batteriefabrik von Tesla, der Gigafactory in Nevada, beteiligen. Das wäre ein interessanter Schachzug.

Wird das auch auf andere Hersteller ausstrahlen?

Ganz sicher. VW hat eine Leitfunktion. Dem jetzt beschlossenen Kurswechsel werden sich die anderen Massenhersteller nicht entziehen können.

Schaffen das die Autobauer oder brauchen sie Hilfe?

Die Politik muss vor allem den Ausbau der Schnellladestation an Autobahnen massiv vorantreiben. Da sollte dringend nachgebessert werden.

Und schafft es Deutschland?

Die meisten Menschen haben Angst vor Neuem – nur um dann später zu merken, dass das Neue tatsächlich besser ist. Auf Deutschland und Elektromobilität bezogen könnte das heissen, dass wir künftig den Ökostrom, den wir heute in Spitzenzeiten verschenken müssen, zum Autofahren benutzen könnten. Das wäre doch genial.

Ihr Schlusswort.

Elon Musk, der Tesla-Chef hat einmal gesagt: «Wenn der Trend erst einmal offensichtlich ist, dann ist es zu spät.» Insofern könnte VW in Bezug auf den Wandel hin zu Elektromobiliät gerade eine sehr wichtige und richtige Entscheidung getroffen haben.

Das Interview führte Uwe Mai.

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