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Wirtschaft Ein Grundeinkommen könnte die Lösung für die USA sein

Die Produktivität steigt, aber die Löhne sinken, und mit der Digitalisierung könnten in den USA bald viele Jobs verschwinden. Eigentlich gute Voraussetzungen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Technologie-Gurus im Silicon Valley sprechen sich dafür aus.

«Es wird den Menschen wehtun, wenn wir keinen Plan haben», sagt Andy Stern in «ECO». Sein Plan ist ein bedingungsloses Grundeinkommen. Stern ist der ehemalige Chef einer der grössten Gewerkschaften der USA, SEIU. Dass wegen des enormen technologischen Wandels und der Digitalisierung bald viele Jobs wegfallen, ist für ihn unvermeidbar. «Es wäre töricht für ein Land, sich nicht auf eine technologische Revolution vorzubereiten, welche die grösste in unserer Geschichte werden könnte», sagt Stern weiter.

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Andy Stern über die Notwendigkeit eines Grundeinkommens (engl.)
Aus ECO vom 02.05.2016.
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Andy Stern begrüsst deshalb die Schweizer Abstimmung über das bedingungslose Grundeinkommen vom 5. Juni. Auch wenn sie abgelehnt werden sollte: Wichtig sei die Diskussion darüber.

Wachsende Ungleichheit

In den USA sinken die Einkommen des Mittelstands seit einiger Zeit. Gleichzeitig steigt die Produktivität der Wirtschaft. US-Ökonomen wie M.I.T.-Professor Erik Brynjolfsson sprechen von einer «Entkopplung». Immer kleinere Teile der Gesellschaft profitierten vom Wirtschaftswachstum. Die Ungleichheit nehme zu. Auch er sieht im Grundeinkommen längerfristig eine Option. Erste Priorität hat für ihn jedoch die Förderung von Bildung und das Unternehmertum.

«Einfach Geld verteilen»

Produktivität und Einkommen

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Seit einiger Zeit sinken in den USA die Löhne der Mittelklasse bei steigender Produktivität. Jared Bernstein (ehem. Chef-Ökonom von US-Vizepräsident Joe Biden) hat es wie folgt beschrieben: zum Blog

Die M.I.T.-Professoren Andrew McAfee und Erik Brynjolfsson nennen dieses Phänomen «the great decoupling»: zum New-York-Times-Artikel

Im Silicon Valley entstehen die Technologien, die den Gesellschaftswandel vorantreiben und Arbeitsplätze kosten. Einige Hightech-Gurus machen sich deshalb Gedanken zum bedingungslosen Grundeinkommen. Aus schlechtem Gewissen, sagen manche.

Start-up-Förderer Sam Altman will die Forschung über das Grundeinkommen finanzieren. «Die heutige Wohlstandsverteilung ist so schlecht gemanagt, dass wir vielleicht allen etwas Geld geben müssen», sagte er am TechCrunch in San Francisco. Die Befürchtungen, dass dann viele nur noch Drogen konsumieren und Videogames spielen würden, teilt er nur begrenzt. «10 Prozent sind aber kreativ und schaffen Grossartiges».

«Dank der Digitalisierung können wir Arbeit und Geld entkoppeln»

Investor Albert Wenger meint, die Arbeit, wie wir sie heute kennen, könne dereinst vom Lohn entkoppelt werden. Dies gelänge mit einem Grundeinkommen. Wenger investiert von New York aus in neue Technologien, unter anderem in Twitter. Weil es durch die Digitalisierung künftig weniger Arbeitskräfte brauche, könnten sich die Menschen dank eines Grundeinkommens anderen Dingen zuwenden. Dinge, die sinnvoll für sie selbst und auch für die Gesellschaft seien.

Video
Albert Wenger über die Entkopplung von Arbeit und Geld
Aus ECO vom 02.05.2016.
abspielen. Laufzeit 58 Sekunden.

Darauf angesprochen, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen finanziert werden solle, gibt sich der technologiegläubige Wenger zuversichtlich: «Es wird im Moment ja alles billiger und effizienter: Computer, Kleider und Autos. Dies wegen des Fortschritts der digitalen Technologie». Auch der Zugang zu kostenloser Bildung nehme zu. Eine Grundabsicherung für alle würde deshalb immer billiger.

Amerikanischer Traum in Gefahr

Im Mittelpunkt des Vorwahlkampfs in den USA steht das Versprechen, gutbezahlte Jobs ins Land zurückzubringen. Ted Cruz betonte an einem Auftritt in Milwaukee in Wisconsin, er werde «Millionen von Arbeiterjobs zurückholen». Die Löhne würden steigen. Hillary Clinton sagt, sie wolle das amerikanische Versprechen für alle wahrmachen, und dazu gehöre, mehr Jobs zu schaffen. Donald Trump sieht sich gar als den grossartigsten Job-Präsidenten, «den Gott je erschaffen hat».

Zu einem bedingungslosen Grundeinkommen äusserte sich bisher einzig der demokratische Kandidat Bernie Sanders. Er sähe ihm positiv entgegen. Sein Hauptanliegen ist jedoch der Kampf für einen Mindestlohn. Im Mittleren Westen, in Wisconsin, hat der Mittelstand in den letzten Jahren am meisten gelitten. Dort sind die Einkommen am stärksten zurückgegangen.

Wirtschaftsprofessor Michael Rosen in Milwaukee sagt im Interview mit «ECO», ein Grundeinkommen könnte sinnvoll sein, weil viele Jobs durch schlechter bezahlte ersetzt wurden. So bliebe die Nachfrage in der Wirtschaft trotzdem erhalten.

Skepsis unter Wählern

Eine Umfrage unter Wählern, in Wisconsin, zeigt: Die Menschen im Land sind skeptisch, was ein Grundeinkommen angeht. «Es schafft Anreize, nicht zu arbeiten», sagt Trump-Anhänger Steve. «Wir sind doch kein sozialistisches Land; hier arbeiten die Leute», sagt die Republikanerin Mary Joe Thompson aus Milwaukee. «Das Grundeinkommen werde ich nicht mehr miterleben», glaubt die demokratische Wählerin Maureen Dunn voraus.

Der amerikanische Traum lebt, die weisse Mittelklasse will ihn nicht aufgeben. Und doch ist gerade sie in Gefahr.

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«Basic income? No!» – Umfrage zum Grundeinkommen
Aus ECO vom 02.05.2016.
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