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Griechenland auf Konfrontationskurs
Aus Tagesschau vom 30.01.2015.
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Wirtschaft Eklat im Schuldenstreit: Griechenland schmeisst die Troika raus

Ein milliardenschwerer Schuldenberg und damit verbundene strikte Reform- und Sparzwänge sind der neuen griechischen Regierung zu viel Gängelei. Der Finanzminister hat die Zusammenarbeit mit der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds aufgekündigt.

Bereits im Wahlkampf hatte sich diese Konfrontation mit den Euro-Partnern angedeutet. Und jetzt stellt sich die neue griechische Regierung tatsächlich offen gegen die Geldgeber.

Griechenland stellt sich quer

Zwischen der neuen griechischen Regierung und der Euro-Gruppe ist es zu einem Eklat gekommen. Griechenland werde künftig nicht mehr mit den Geldgeber-Kontrolleuren der Troika zusammenarbeiten, sagte Finanzminister Yanis Varoufakis nach einem Treffen mit Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem in Athen. Damit ging er auf direkten Konfrontationskurs zu den Euro-Ländern.

Dijsselbloem forderte die Links-rechts-Regierung auf, ihre Versprechen einzuhalten. Sichtlich verärgert gingen die beiden Politiker auseinander. Zuvor hatten sie etwa zwei Stunden lang die Lage in Griechenland erörtert.

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Einschätzungen aus Athen von SRF-Korrespondent Werner van Gent
Aus Tagesschau vom 30.01.2015.
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Für Finanzminister ist Troika «illegal»

Varoufakis sagte: «Unser Land weigert sich, mit der Troika zu kooperieren.» Das auferlegte Sparprogramm sei nicht in die Tat umsetzbar. Das griechische Volk habe dies bei den Wahlen am vergangenen Sonntag abgelehnt. Varoufakis forderte eine internationale Konferenz, die über einen Schuldenschnitt für Griechenland entscheiden solle. Dies lehnte Dijsselbloem aber strikt ab: «Es gibt bereits eine solche Konferenz, und die heisst Euro-Gruppe.»

Der neue griechische Finanzminister konterte seinerseits, die Troika mit Kontrolleuren von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds sei ein illegales und anti-europäisches Gremium. Griechenland sei bereit, weitreichende Reformen durchzusetzen, betonte Varoufakis. Dijsselbloem unterstrich, dass für Griechenland nicht viel Zeit bleibe. Es liege nun in der Hand der Regierung in Athen zu entscheiden, wie es weiter gehen solle.

In einem Monat ist der Geldhahn zu

Ende Februar schliesst sich der Rettungsschirm für Griechenland. Ohne eine neue Vereinbarung wird Athen ab 1. März auf sich selbst angewiesen sein, dann könnte das Geld knapp werden. Der Chef der Euro-Gruppe hatte sich zuvor mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras und anderen hohen Funktionären der neuen griechischen Regierung getroffen.

Bereits im Wahlkampf hatte sich diese Konfrontation mit den Euro-Partnern angedeutet. Die Regierung werde das Ende des Sparprogramms durchziehen, auch wenn den Griechen der Geldhahn zugedreht werde, hatte ein hoher Funktionär des Finanzministeriums in Athen am Freitag der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Notfalls wolle Athen sogar vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Viele Entscheidungen der vergangenen Jahre, die das harte Sparprogramm beträfen, seien illegal, hiess es in Kreisen des Finanzministeriums in Athen.

Kann ein einzelner EU-Staat wie Griechenland grosse europäische Gemeinschaftsprojekte zu Fall bringen?

In der Theorie
Auf dem Papier ist das den Regeln zufolge möglich. In Angelegenheiten, die Mitgliedstaaten als sensibel betrachten, ist bei Abstimmungen in den zuständigen EU-Ministerräten Einstimmigkeit erforderlich. Dies gilt beispielsweise für Entscheidungen im Bereich der gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik, der EU-Finanzen oder der EU-Erweiterungspolitik. Theoretisch kann Griechenland damit neue Sanktionen gegen Russland verhindern, Verhandlungen in Haushaltsfragen scheitern lassen oder sogar die Aufnahme eines neuen EU-Beitrittskandidaten verhindern. Ähnliche Abstimmungsregeln gelten für die EU-Gipfel, bei denen die Staats- und Regierungschefs die allgemeinen politischen Zielvorstellungen und Prioritäten der EU festlegen.
In der Praxis
In der Praxis haben die Regeln allerdings nur eingeschränkt Bedeutung. Gerade kleine und wirtschaftlich schwache EU-Staaten sind schlecht beraten, sich wiederholt offen gegen die Mehrheit zu stellen. In der Regel werden sie dann deutlich darauf hingewiesen, wie sehr sie von ihrer Mitgliedschaft in der EU profitieren. Rechnerisch erhielt jeder Grieche 2012 beispielsweise 409 Euro von der EU. Das Land zählt damit zu den grössten Nettoempfängern.

Privatisierungsstopp

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Die neue griechische Regierunghat die Chefs der Privatisierungsagentur entlassen. Sie sollte alle ihr übertragenen Vermögenswerte des griechischen Staates an private Investoren veräussern. Insgesamt sollten staatliche Beteiligungen im Wert von 22 Milliarden Euro privatisiert werden. Es kamen aber nur rund drei Milliarden zusammen.

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