Maximal 400 Passagiere haben Platz in einem Flugzeug vom Typ Airbus A350. Doch für Emirates, die staatliche Fluggesellschaft mit Sitz in Dubai, reicht das nicht mehr: «Das Geschäft von Emirates läuft so gut, dass die Flugzeuge, die die Airline abbestellt hat, zu klein geworden sind», sagt der Aviatik-Experte Jens Flottau.
Emirates verfolge ein Geschäftsmodell, das sich allein auf Grossraumflugzeuge abstütze. «Man will die ganze Welt mit einem Stopp in Dubai miteinander verbinden», erklärt Flottau. Dubai liege so günstig, «dass jeder Markt mit den neuesten Flugzeugen, die eine besonders grosse Reichweite haben, nonstop zu erreichen ist».
Emirates baut Flotte grosszügig aus
Die Zahlen sind beeindruckend: 140 Flugzeuge hat sie alleine vom Typ A380 bei Airbus bestellt – jedes hat Platz für bis zu 800 Passagiere. Aber auch bei Boeing, dem anderen grossen Flugzeugbauer, hat Emirates mit nochmals 150 Grossraumflugzeuge in Auftrag gegeben.
Mit diesen Riesenfliegern bringt Emirates die Passagiere nach Dubai, und von dort weiter in alle Himmelsrichtungen. Beispielsweise fliegt Emirates inzwischen täglich mit einem A380 von Zürich nach Dubai. Mit direkten Folgen auch für die Swiss. Die Lufthansa-Tochter bekommt die «sinkenden Durchschnittserlöse infolge des zum Teil starken Kapazitätswachstums zu spüren», schreibt sie auf Anfrage.
Den europäischen Fluggesellschaften macht diese Konkurrenz aus der Golfregion immer mehr zu schaffen. Dabei ist Emirates bereits heute dominant, etwa zwischen Dubai und Bangkok. Diese Strecke fliegt Emirates inzwischen sechs Mal täglich. Mehrere dieser Langstreckenflüge werden mit einem A380 absolviert.
Geografisch gute Lage nutzen auch andere
Das bliebe nicht ohne Folgen für die Konkurrenz, sagt Thomas Jäger von CH-Aviation, einem Informationsdienst für die Luftfahrtbranche. «Die meisten europäischen Airlines haben sich entweder ganz zurückgezogen oder die Frequenzen und die Kapazitäten massiv reduziert. Sie können schlicht und einfach nicht mit den Tarifen und den Umsteigemöglichkeiten, die Emirates in Dubai anbieten kann, mithalten.»
Kommt hinzu, dass Emirates nicht die einzige Fluggesellschaft aus der Golfregion ist, die es auf den europäischen Markt abgesehen hat. Qatar Airways aus Katar oder Etihad aus Abu Dhabi bauen ihr Angebot ebenfalls rasch aus. Und auch Turkish Airlines verfolgt eine ähnliche Strategie. Alle profitieren von ihrer guten geografischen Lage im Dreieck von Europa, Afrika und Asien.
Kein Nachtflugverbot und keine Gewerkschaften
Aber nicht nur, so Thomas Jäger: «Andererseits hat man in Dubai kein Nachtflugverbot, keine Gewerkschaften, man kann Leute mehr oder weniger einstellen, wie man das gerade möchte. Diese ganzen Faktoren haben die Vereinigten Arabischen Emirate zusammen mit Emirates sehr gut ausgenützt. Sie haben die Rahmenbedingungen geschaffen, damit Emirates wachsen kann.»
Klar ist, dass die Luft für die europäischen Fluggesellschaften dünner wird, doch es bleibt noch Raum, ist der Aviatik-Experte Jens Flottau überzeugt: «Das bedeutet aber umgekehrt nicht, dass das Ende der Lufthansa, der Swiss oder der Air France eingeleitet ist. Es gibt genügend andere Märkte, auf denen die Golfairlines keine grosse Rolle spielen, etwa Transatlantik, innerhalb von Europa, Nordasien. Das werden weiterhin Märkte sein, auf denen sich die traditionellen Fluggesellschaften ausbreiten können.»
Die Frage ist einzig, ob die Fluggesellschaften genügend rasch auf die Riesenvögel der aufstrebenden Konkurrenz reagieren können.
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