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Eine Pflegerin begleitet eine Patientin im Demenzzentrum Bethlehemacker in Bern.
Legende: Die Zahl der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich steigt, weil die Menschen immer älter werden. Keystone/Symbolbild
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Wirtschaft «Es gibt noch keinen Grund zur Besorgnis»

Nullwachstum in der Schweizer Wirtschaft: Das reale Brutto-Inlandprodukt im dritten Quartal ist im Vergleich zum Vorquartal gleich geblieben. Der private Konsum und die staatlichen Ausgaben sind gestiegen, insbesondere im Gesundheitswesen. Auf dem Bau ist die Konjunktur aber rückläufig.

SRF: Eric Scheidegger, die Schweizer Wirtschaft stagniert im Vergleich zum Vorquartal. Worauf führen Sie dies zurück?

Eric Scheidegger: Hinter der Stagnation steht einerseits die starke Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro; das belastet weite Teile der Exportwirtschaft. Andererseits hat sich seit dem Sommer das weltwirtschaftliche Klima etwas abgekühlt.

Das Brutto-Inlandprodukt wird gestützt durch den privaten Konsum sowie durch die Staats- und Gesundheitsausgaben; vor allem diese beiden letzteren dürften bei Ihnen wohl für Stirnrunzeln sorgen?

Es fragt sich tatsächlich, wie nachhaltig das starke Wachstum von Ausgaben und Beschäftigung in diesem Bereich ist. Einerseits stützt das den Arbeitsmarkt, und das ist sicher positiv. Anderseits droht anderswo ein Fachkräftemangel, wenn Gesundheits- und Sozialwesen und der Staat so viele Leute anstellen. Die Entwicklung hat zwei Ursachen: Unsere Bevölkerung altert, und mit zunehmendem Alter benötigen wir mehr Gesundheits- und Pflegedienstleistungen. Das ist ganz natürlich. Hinzu kommt aber auch die Zuwanderung, die andauert. Mit einem Bevölkerungswachstum von knapp einem Prozent im Jahr nimmt der private Konsum ebenso zu wie der Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen.

Auffallend ist, dass die Ausgaben auf dem Bau um 0,9 Prozent zurückgegangen sind. Ist dies ein Vorbote dafür, dass es mit dem Aufschwung der letzten Jahre vorbei ist?

Die Abschwächung im Bau hat sich schon letztes Jahr angekündigt. Neue Aufträge und Baubewilligungen nehmen ab. Es ist eine leicht rückläufige Tendenz, aber auf sehr hohem Niveau. Im Moment ist dies nicht Besorgnis erregend.

Die Exporte haben gar nicht schlecht abgeschnitten.

Ja, wir verzeichnen in der Tat real ein leichtes Wachstum des Aussenhandels. Nominal aber sieht es etwas anders aus: Viele Exportunternehmen mussten Preisnachlässe gewähren, damit sie trotz des starken Frankens keine Aufträge verlieren. Das bedeutet weniger Einnahmen für die Exportunternehmen.

Bei den Preisen herrscht eine deflationäre Tendenz; wie gefährlich ist das?

Auch hier gibt es noch keinen Grund zur Besorgnis. Rückläufige Preise sehen wir in vielen Ländern seit mehreren Jahren. In der Schweiz sind die Preisrückgänge in einigen Bereichen tatsächlich markant. Das hängt mit dem starken Franken zusammen: Die Importe werden günstiger, und auch im Inland muss man Preiskonzessionen machen, um gegenüber den billigeren Importprodukten konkurrenzfähig zu sein. Zum zweiten aber, und dies ist ebenso wichtig, wirken die tiefen Erdölpreise auf das Preisniveau in der Schweiz ein. Dies sollte aber ein vorübergehender Effekt sein.

Wir befinden uns noch nicht in einer gefährlichen Preis-Lohn-Spirale nach unten.
Autor: Eric ScheideggerStaatssekretariat für Wirtschaft

Zusammenfassend würde ich von einer aussergewöhnlichen, aber nicht Besorgnis erregenden Entwicklung sprechen. Wichtig ist insbesondere, dass die Löhne noch stabil sind. Wir befinden uns also noch nicht in einer gefährlichen Preis-Lohn-Spirale nach unten.

Sie sagen «noch nicht»; erwarten Sie dies aber?

Im Moment sind keine Anzeichen dafür erkennbar. Die Löhne werden nächstes Jahr um 0,5 Prozent zunehmen, und das bedeutet bei einer negativen Teuerung immer noch ansehnliche reale Lohnzuwächse. Fürs laufende Jahr rechnet das Seco mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent.

Das Gespräch führte Massimo Agostinis.

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Eric Scheidegger leitet die Direktion für Wirtschaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft Seco. Zuvor war er unter anderem Berater von Bundesrat Pascal Couchepin sowie Wirtschaftsredaktor bei der «Neuen Zürcher Zeitung».

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