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Frauen in Chefetagen: Nun kommt Bewegung in die Sache
Aus Tagesschau vom 19.05.2022.
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Frauen in Führungsgremien Frauen in Chefetagen: Der Druck wirkt

Der politische Push für mehr Frauen in Chefetagen zeigt Wirkung. Doch es ist nur ein Anfang.

Auf einmal geht es ruckzuck. Bis jetzt war der Anteil an Frauen auf der höchsten Führungsebene in Firmen für die Schweizer Wirtschaft kein Ruhmesblatt. In internationalen Vergleichen krebste die Schweiz auf den hinteren Rängen herum.

Eine neue Auswertung von Russell Reynolds Associates, eine auf die Vermittlung von Führungskräften spezialisierte Firma, zeigt jetzt: Innerhalb von fünf Jahren hat der Frauenanteil in den grössten börsenkotierten Unternehmen von rund 20 auf über 30 Prozent zugenommen.

Leuchtendes Beispiel in dieser Disziplin ist die Credit Suisse, wo der Frauenanteil seit der letzten Wahl an der Generalversammlung Ende April im Verwaltungsrat nun bei 54 Prozent liegt. Oder anders ausgedrückt: Von 13 Mitgliedern sind sieben weiblich.

Neue Regeln seit Anfang Jahr

Der politische Druck scheint zu wirken. Seit Anfang Jahr stehen grössere Firmen in der Pflicht, den Frauenanteil in den Konzernleitungen und Verwaltungsräten zu steigern. Verfehlen sie diese Vorgabe, müssen sie Rechenschaft ablegen, weshalb dieses Ziel nicht erreicht wurde.

Das sorgt für Bewegung: «Wir beobachten, dass wir immer mehr Anfragen bekommen von grossen Unternehmen, die sich gerade in diesem Prozess begleiten lassen möchten», sagt Cornelia Tänzler von Russell Reynolds.

Nicht bei allen Firmen ist diese neue Dynamik schon sichtbar. ABB zum Beispiel ist in puncto Frauenanteil im Verwaltungsrat das Schlusslicht unter den Firmen im Schweizer Leitindex SMI. Nur zwei von zehn Verwaltungsratsmitgliedern sind weiblich. Auch die Firmen Swiss Re, Swiss Life und Partners Group (je 25 Prozent) sowie Richemont (28 Prozent) erfüllen die Zielquote von 30 Prozent noch nicht.

Machtkonzentration immer noch männlich

Doch mehr Frauen im obersten Organ einer Aktiengesellschaft ist erst ein Anfang. Innerhalb der Verwaltungsräte gibt es Funktionen, die mehr oder weniger Einfluss nehmen können. Grosse Machtbefugnisse hat etwa das Präsidium und dessen Vertretung. Zudem sind Verwaltungsräte grosser Konzerne in der Regel in verschiedene Komitees unterteilt, die für bestimmte Bereiche zuständig sind. Etwa die Vergütung (Compensation Committee) oder bei der Auswahl der Mitglieder der Geschäftsleitung und Verwaltungsräte (Nomination Committee). Und hier sind Frauen immer noch untervertreten.

Weiche statt harte Frauenquote

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Seit diesem Jahr gibt es erstmals verbindliche Richtwerte für den Anteil von Frauen in den obersten Leitungsgremien grosser börsenkotierter Firmen in der Schweiz. Für den Verwaltungsrat liegt der Richtwert bei 30 Prozent. Die Unternehmen haben während einer Übergangsfrist von fünf Jahren Zeit, diesen Richtwert zu erreichen. In den Geschäftsleitungen liegt der Richtwert der Frauenquote bei 20 Prozent und die Übergangsfrist bei zehn Jahren.
Verfehlt ein Unternehmen die Richtwerte, ist es rechenschaftspflichtig und muss im jährlichen Vergütungsbericht erklären, weshalb dies nicht möglich war. Dieser Ansatz wird auch als «comply or explain» (erfüllen oder erklären) bezeichnet und folgt der Logik, dass der Rechtfertigungsdruck die Firmen antreibt, die Richtwerte zu erfüllen. Betroffen von dieser Regelung sind Firmen, die zwei der folgenden drei Kriterien übertreffen: Bilanzsumme von 20 Millionen Franken, Umsatz von 40 Millionen Franken und 250 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt.

Um in diese Positionen und Gremien vorzustossen, sei es klar, dass sich die neuen Verwaltungsrätinnen zuerst beweisen und ihre Netzwerke erarbeiten und pflegen müssen, sagt Claudia Dill. Sie ist dieses Jahr gleich in zwei Verwaltungsräte gewählt worden. Bei der Versicherung Baloise und bei der Schweizer Konzerntochter der Credit Suisse. «Für die Frauen hat eine Reise begonnen. Eine Reise in den Verwaltungsrat. Um einen guten Beitrag zu leisten, muss man Erfahrungen haben. Und man muss sich einen Aufstieg in die verschiedenen Gremien verdienen», sagt Dill. Und das brauche Zeit. In drei bis fünf Jahren müsste sich aber dann auch hier etwas bewegt haben.

Tagesschau, 19.5.2022, 19:30 Uhr

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