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Energiekonzern Alpiq holt sich Geld der Aktionäre
Aus Rendez-vous vom 20.01.2022. Bild: Keystone
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Hohe Strom- und Gaspreise «Über längere Zeit hätte das Alpiq nicht überbrücken können»

Alpiq hat beim Bund vor Weihnachten um staatliche Unterstützung gebeten. Den Unterstützungsantrag hat Alpiq zurückgezogen. Wie nun bekannt wird, stellen die eigenen Aktionäre dem Stromkonzern Geld zur Verfügung. Die 223 Millionen Franken – allenfalls werden es 300 Millionen – sind als Sicherheit gedacht, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann erklärt. Händler müssen das Geld bei der Börse hinterlegen.

Klaus Ammann

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

SRF News: Wofür braucht Alpiq das Geld der Aktionäre?

Klaus Ammann: Alpiq braucht es als Sicherheit. Denn Alpiq handelt mit Strom an den europäischen Börsen; mit Strom aus eigenen Kraftwerken, wie zum Beispiel dem Grande-Dixence-Wasserkraftwerk, aber auch dem Kernkraftwerk Leibstadt. Und diesen Strom verkauft Alpiq in der Regel zwei, drei Jahre im Voraus zu einem gewissen Preis. Nun müssen aber Energiehändler bei der Börse zusätzliche Mittel hinterlegen zur Sicherung dieser offenen Handelsposition, bis sie dann effektiv liefern.

Vor Weihnachten sind die Preise regelrecht explodiert auf zeitweise über 2000 Euro pro Megawattstunde.
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Diese Mittel sind in der Regel locker zu stemmen. Wenn Alpiq Strom vor zwei Jahren für 50 Euro verkauft hat und der Marktpreis auf 150 Euro steigt, dann sind diese 100 Euro Differenz problemlos zu stemmen. Vor Weihnachten sind aber die Preise regelrecht explodiert auf zeitweise über 2000 Euro pro Megawattstunde. Diese Differenz hätte Alpiq über längere Zeit nicht überbrücken können, deshalb das zusätzliche Geld.

Hintergrund dieser gestiegenen Preise für Gas und Strom sind unter anderem geopolitische Unsicherheiten zwischen dem Energielieferanten Russland und der EU. Was spielt sonst noch mit?

Die Nachfrage nach Gas und Kohle in Asien ist stark gestiegen. Und dann sind vor Weihnachten in Frankreich gleich mehrere Kernkraftwerke länger als erwartet vom Netz genommen worden, just in einer Kälteperiode. Strom und Gas wurden also knapper und entsprechend deutlich teurer.

Besteht bei anderen Energiekonzernen das gleiche Problem?

Ja, auch BKW und Axpo kämpfen. Sie bestätigen, dass sie bisher keine Hilfe angefordert haben, aber die Situation macht ihnen auch zu schaffen. Ein Beispiel ist das AKW Leibstadt. Das hat ausgerechnet in dieser Phase einen Monat länger wegen Reparaturen vom Netz genommen werden müssen. Die Aktionäre haben Geld drauflegen müssen, weil es den Strom aus Leibstadt im Voraus zu einem tieferen Preis verkauft hatte und jetzt zu hohen Preis Ersatzstrom einkaufen musste. Und darunter leiden die anderen Stromanbieter auch.

BKW und Axpo bestätigen, dass sie bisher keine Hilfe angefordert haben.
Autor:

Aber BKW und Axpo sind breiter aufgestellt. Sie haben noch mehr flüssige Mittel, um solche Situationen überbrücken zu können.

Wie stabil ist die Alpiq unter diesen Umständen?

Soweit das von aussen zu beurteilen ist, ist Alpiq derzeit stabil. Alpiq profitiert von den hohen Preisen, weil das Unternehmen den heute produzierten Strom teurer verkaufen kann als den von vor zwei Jahren.

Im Ausland ist die Lage dramatischer als in der Schweiz. Warum?

Ja, das sind tatsächlich in unseren Nachbarländern teilweise viel schwierigere Situationen. Uniper beispielsweise, einer der grössten Energieproduzenten in Europa, hat sich Anfang Jahr 1.8 Milliarden zusätzliche Liquidität teils vom Staat verschaffen müssen.

Die Situation hat sich im Ausland zum Teil viel stärker zugespitzt als in der Schweiz.
Autor:

Verschiedene Unternehmen haben bereits Konkurs gemacht, weil sie den Kundinnen und Kunden den Strom nicht zum vereinbarten Preis liefern konnten. Und das hat einfach damit zu tun, dass diese zum Teil weniger Produktionskapazitäten haben, weniger abgesichert sind. Da hat sich die Situation zum Teil schon viel stärker zugespitzt als in der Schweiz.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Info 3, 20.01.2022, 12 Uhr;

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