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Wirtschaft In den eigenen vier Wänden bis ans Ende des Lebens

Ein Drittel der Menschen in Pflegeheimen müssten dort nicht sein. Sie könnten genauso gut in einer Wohnung auf Spitex-Leistungen zurückgreifen. Immobilienfirmen und Gemeinden machen sich das zum Geschäftsmodell. Es kommt dem Wunsch vieler Älteren entgegen. Und es entlastet jene, die bezahlen müssen.

Statt im Altersheim in der Alterswohnung leben – auf dieses Geschäftsmodell setzt Swiss Prime Site, die grösste kotierte Immobilieninvestment-Gesellschaft der Schweiz. CEO Markus Graf setzt auf ältere Menschen aus der Mittelschicht: «Sie bezahlen für ihre Wohnungen eine marktübliche Miete und einen Zuschlag für Grunddienstleistungen wie Concierge und Sicherheitsdienst. Weitere Dienstleistungen wie Wohnungsreinigung, Verpflegung im hauseignen Bistro, Pflege usw. werden nach Aufwand verrechnet», schreibt Graf im Magazin «Die Volkswirtschaft». Die ersten 59 Alterswohnungen entstehen nächstes Frühjahr im zürcherischen Opfikon. Laut Markus Graf hat es bereits doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze.

Die Zahlen in der Schweiz sprechen für sich: 10 Prozent der über 65-Jährigen leben in einem Alters- oder Pflegeheim. Das sind 140‘000 Männer und Frauen. Die Kosten für den Vollservice rund um die Uhr, also Pflege, Unterkunft und Verpflegung, sind entsprechend hoch: neun Milliarden Franken laut Bundesamt für Gesundheit. Ausgaben, die sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt haben. Etwa die Hälfte der Menschen in Pflegeheimen kann den Aufenthalt nicht selber finanzieren und bezieht staatliche Ergänzungsleistungen, denn das Leben mit Vollservice kostet monatlich rund 7500 Franken, wie der Dachverband der Alters- und Pflegeheime, Curaviva, angibt.

Puls: «Wohnen im Alter»

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Das SRF-Gesundheitsmagazin informierte im März 2012 in einer Spezialsendung über verschiedene Wohn-Formen für betagte Menschen. Zur Sendung

Zur Kostenexplosion führten diverse Gründe. Nebst zunehmender Überalterung sind es gesellschaftliche Veränderungen. Viele Frauen, die Angehörige früher oft pflegten, sind heute beruflich tätig. Zudem leben nicht mehr alle Generationen im gleichen Haus, was die Pflege innerhalb der Familie ebenfalls erschwert.

Doch nicht alle, die im Alters- und Pflegeheim leben, sind stark hilfebedürftig. Laut einer Befragung des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Basel in 181 Alters- und Pflegeheimen sind knapp ein Drittel der Pflegeheimbewohner in ihrem Alltag nur leicht eingeschränkt. Mit anderen Worten: Etwa 40‘000 könnten genauso gut in einer Alterswohnung leben, je nach Bedarf unterstützt durch Spitex-Leistungen. Das wäre günstiger und würde die Sozialversicherung weniger belasten.

Wohnung mit 24-Stunden-Service

Auf diese Erkenntnis setzt Thurvita. Die gemeinnützige Aktiengesellschaft wurde von der St. Galler Stadt Wil und drei Nachbargemeinden gegründet. Unter ihrem Dach vereint Thurvita die stationäre und ambulante Pflege der vier Gemeinden: Alters- und Pflegeheime sowie umfassende Spitex-Leistungen.

So sollen betagte Menschen bei Bedarf in Zukunft nicht mehr direkt ins Altersheim. Das neue Modell soll ihnen auch bei hohem Pflegebedarf ermöglichen, bis zum Lebensende in einer Wohnung zu bleiben. Dazu muss die Spitex im Quartier sein, also nahe der Alterswohnungen, und einen 24-Stunden-Service bieten. Die Mieter der Alterswohnungen beziehen dort nur die Leistungen, die sie benötigen.

Video
Alard du Bois-Reymond über das Thurvita-Konzept
Aus ECO vom 24.03.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 44 Sekunden.

Alard du Bois-Reymond ist der ehemalige Vizedirektor des Bundesamtes für Sozialversicherungen und heute CEO von Thurvita. Er hofft, mit den Alterswohnungen den Bettenbedarf in den Pflegheimen innerhalb von 10 Jahren zu halbieren. Zu den Einsparungen gegenüber einer klassischen Heimlösung meint er: «Wir schätzen etwa 20 Prozent, das sind aber erst Modellrechnungen.» Dabei ist für ihn klar: «Pflegeheime wird es immer geben.» Für alleinstehende demente Menschen sei das Heim die richtige Lebensform. Auch in diesen Bereich will die Thurvita investieren.

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